Impuls für die Woche 16.06.2021

Der Menschenfreundliche Gott wendet sich uns zu

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…dieses Gedächtnisspiel kenne wohl viele von uns. Mit Kofferpacken verbinde ich vorwiegend gute Gedanken. Wer seine Koffer packt, der macht sich auf, in den Urlaub, ins Wochenende, zu einer Fortbildung, zu Freuden.
Nehmen wir na, es gäbe einen unsichtbaren Koffer, der dich begleitet und du würdest ihn aufmachen? Was wäre drin? Gleich oben drauf die Vorfreude auf den Sommerurlaub? Endlich wieder verreisen. Etwas weiter unten die Erinnerung an den wundervollen Apfelkuchen, den die Oma immer gebacken hat. Ganz weit unten die Erinnerung an bessere Tage, als die Familie noch beisammen war vor der Trennung oder dem Tod. Und in der Ecke…
Manchmal ist ein Koffer auch zu voll. Wer kennt das nicht. Da packt man den Koffer, das soll mit und das und das auch noch. Und am Ende geht er nur zu, wenn sich jemand oben drauf setzt. Wenn es dann ganz dumm läuft, geht er kurz darauf gleich wieder auf und alles liegt verstreut am Boden. Der Koffer ist zu voll. Wir haben viel zu viel dabei. Manchem Menschen sieht man diese unsichtbaren Lasten auch an. Mit meinem Koffer will ich durchs Leben tanzen. Als Christ habe ich dabei das wichtigste aller Dinge im Koffer: das Gebet. Ich bin begleitet, da ist jemand, der mit mir zusammen mit mir fertig wird. Ich kann mit meinem Gott meinen inneren Koffer anschauen. Aha. Oh. Dank und Klage fließen da aus dem Schauen und Betrachten. Falsche Erwartungen fliegen raus. Falsche Masken ebenso. Meine Unsicherheit kann bleiben. Sie schützt mich.

In meinem Lebenskoffer soll immer genug Platz sein. Für das Leben und für Gott. Für das Himmelsblau über mit, das Grün des Juni, dem Duft der Rosen, der fruchtigen Süße der Beeren.
Schmeckt und sehet wie freundlich der Herr ist. So lesen wir in den Psalmen. Für diese Freundlichkeit soll Platz in meinem Koffer sein. Sie soll ausstrahlen können in das Leben derer um mich herum. Und so strahlt sie dann zurück in mein Leben.
Gott schenkt uns einander. Damit wir einander in die Augen schauen, freundlich, wohlwollend. Sicher oft unterschiedlicher Meinung. Das macht jedoch nichts, so lange uns bewusst ist, dass Gott uns verbindet, der menschenfreundliche Gott, der uns menschenfreundlich macht.

Das ist für mich Leben. Das ist das, was Christus meint, wenn er sagt: ich lebe und ihr sollt auch leben. Ich habe mich euch zugewandt, wendet ihr euch einander zu. Seid freundlich und gütig und barmherzig. Rechnet den anderen ihre Fehler nicht zu. Möge der Sommer von Gottes Gnade in uns wachsen, reifen und Frucht bringen. Das wünsche ich euch.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 09.06.2021

Charlie ist ein Dackel. Kaum sieht sie mich, springt sie an mir hoch, legt sich hin und will gestreichelt werden. Und das nicht nur kurz, sondern so ausgiebig wie möglich.
Darüber hinaus ist Charlie ein treuer Gefährte meiner Partnerin. Sie ist im Alltag dabei, wenn es in die Gespräche mit trauernden Angehörigen geht. Sie fängt Stimmungen auf, ja sie spendet sogar Trost. Wahrlich ein treuer Gefährte.
Ihr größtes Glück ist es, wenn sie einfach so über die Wiese streunen kann. Fast erschrocken kommt sie manchmal angerannt, wenn sie im strengen Ton gerufen wird. Sie begleitet uns überall hin. Manchmal sitzt sie mit ihren treuen Augen auf dem Sofa und wartet, dass jemand mit ihr spielt. Dass jemand im Kontakt mit ihr bleibt. Dabei überlässt sie uns die langen Spaziergänge. Ob am Fluss entlang, oder um den See, durch den Wald, im Schnee oder bei strahlendem Sonnenschein. Die Sonne, der Schnee, der Fluss sind ihr dabei egal. Jedes Stöckchen, jeder Grashalm, jedes umherliegende Etwas ist ihr wichtiger. Es ist ihr egal, ob der Mond scheint. Sie beobachtet nicht den Sonnenauf- oder untergang. Das sich spiegelnde Licht des Seewassers ist ihr gleichgültig.

Doch ein Fremder bleibt stehen. Genau wie wir. Die Berge hinter dem See, das Spiel von Licht und Farben im Wasser. Menschen stehen einfach am Ufer und schauen auf dieses Wunder. Alles spiegelt sich und irgendetwas spiegelt sich auch in uns. Unberührte Schönheit, reiner Anfang, unbändiges Feuer, geduldige Beständigkeit.

Das schlechte Wetter der letzten Tage hatte auch was Gutes. Neben den positiven Flgen für die Natur gab es auch immer wieder Naturschauspiele. Doppelte oder einfache Regenbögen nämlich. Wuchtig anmutende Gewitterwolken, Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch den dunklen Wolkenhimmel bahnen. Wohl jeder bleibt staunend stehe, wenn er einen Sonnenauf- oder -untergang sieht, einen Regenbogen, eine Sternschnuppe. „Wünsch dir was, doch behalt es für dich.“

Warum eigentlich? Es ist ein Glück, Mensch zu sein. Sag es weiter. Teile es. Sei verträumt und konzentriere dich auf die in den Augen vieler Menschen unwesentlichen Dinge. Das Stöckchen, das den Dackel so begeistert, den Sternenhimmel, der einfach nur da ist. Das Plätschern des Baches, das rauschen des Sees.
Genieße das Glück, Mensch zu sein.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Gemeindebrief Juni/Juli – jetzt online!

Hinaus ins Weite, das wünschen wir uns in den anstehenden Wochen alle. Hinaus in den Urlaub, fast schon egal, wohin. Wer es sich leisten kann, will gerne weg. Mal was anderes sehen. Endlich wieder das Gefühl von Freiheit und Weite. Wir hoffen alle, dass das ohne große Einschränkungen möglich werden wird. Ebenso wie wir hoffen, dass am 25.07. Wolfgang Buck bei uns in Neustadt ein Freiluftkonzert geben wird. Wir haben uns an die kurzfristige Vergänglichkeit der Dinge fast schon gewöhnt. Hinaus ins Weite ist auch der Kindergarten Farbenfroh über 25 Jahre hinweg gegangen. Da das geplante Jubiläumsfest ausfallen musste, nimmt uns die Leiterin Silke Kaiser mit auf eine Reise durch 25 Jahre Kindergarten Farbenfroh. Wir sind dankbar für die Arbeit, die in unseren drei Kindergärten geleistet wird. Unsere Leiterinnen Silke Kaiser, Bianka Fischer und Martina Gundel leisten hier seit vielen Jahren großartige Arbeit und entwickeln die Kindergärten zeitgemäß und an den Bedürfnissen der jungen Familien orientiert weiter. Wir sind stolz auf unsere Kindergärten. Lassen Sie sich von dieser Ausgabe des Ein-Blick mitnehmen hinaus ins Weite.

Im Namen des Redaktionsteam wünsche ich Ihnen einen guten Ausflug.

Ihr Pfarrer
Michael Meyer zu Hörste

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Impuls für die Woche 19.05.2021

„Ich kann es nicht mehr hören. Ständig durchhalten, durchatmen. Es hält sich doch niemand mehr an irgendwas“ So klagte mir jemand vergangene Woche sein Leid.
Einen Tag später konnte ich das gut nachvollziehen, denn mir erging es auf einmal genauso. Ich hörte einen Song zum Motto des 3. ökumenischen Kirchentages. Der fand vergangene Woche in Frankfurt und vielen anderen Orten größtenteils digital statt. Dort heißt es in einer Liedzeile: „weil so vieles im Argen liegt, braucht es ein Wort, das alle hält“. Das hat mich wütend gemacht. Unser Glaube ist soviel mehr als sich ständig an dem zu orientieren, was schief läuft, was im Argen liegt. Ja das Leben ist kompliziert, ja es gibt viel Leid, ja wir erleben das Tag für Tag. Und auch mir gelingt es zu selten, das zu sehen, was gut ist, was gelingt.

Dann denke ich an Jesus. Er sagt zum gelähmten: „Steh auf und geh, dein Glaube hat dir geholfen“. Er nimmt die Frau, die von allen gesteinigt werden sollte an, die Hand und richtet sie auf. Gott spricht zu Jona, der missmutig unter einem Baum hockt und frustriert ist. Er hat nicht bekommen, was er wollte. Ninive wurde von Gott verschont. Er richtet ihn auf. Bei Gott und Jesus wird nicht lamentiert. Da werden Perspektiven eröffnet. Wieso gelingt uns das so selten? Wieso sind wir groß darin, den Blick auf das zu lenken, was alles passieren könnte, statt das Leben geschehen zu lassen.
Die Antwort scheint mir auf der Hand zu liegen: Leben, das geschieht, Leben das ereignet, entgleitet unserer Kontrolle. Wir müssten loslassen. Zuschauen, was passiert. Kontrolle jedoch gibt Sicherheit. Ich denke, wir stehen uns oft selbst im Weg. Gleichzeitig ist es menschlich und zutiefst gesund, Kontrolle und damit Sicherheit zu wollen und zu haben.
Der offizielle Mottosong des Kirchentages ist ein anderer, als der, den ich zunächst gefunden habe. Eine Gruppe tanzender Menschen singt vom Hinschauen. Da heißt es im Refrain: „Schaut hin. Seht nach. Blickt durch. Mit offenen Augen. Schaut hin. Denkt nach. Geht los. Mit offenen Armen.

Da finde ich das wieder, was ich am christlichen Glauben faszinierend finde. Da finde ich wieder, was mich als 14-jährigen Jungen im Zeltlager so fasziniert hat. Das strahlt aus. Da war jemand, der hatte etwas, das ich vermisst habe und auch wollte. Ich habe es im Glauben gefunden. Und das erinnert mich immer wieder daran, den Blick hin zu lenken zu dem, was gut ist. Das gibt es ja. Es wäre unredlich, so zu tun, als wäre das Leben immer nur rosarot und wundervoll. Genauso unredlich ist es jedoch, immer nur das halbleere Glas zu sehen. Ich kann auf das schauen, was alles im Argen liegt. Oder ich kann das in den Mittelpunkt stellen, was gelingt. Ich kann die Schwächen meiner Kinder hervorkehren, oder ihre Stärken. Ich kann mit ihnen an ihren Schwächen arbeiten oder sie in ihren Stärken bestärken.

Ich will mich an dem orientieren, was Chancen bietet. Ich will mich auf das konzentrieren, was gelingt. Und daraus Kraft schöpfen.
Das ist manchmal verdammt schwer. Gerade in Coronazeiten. Und da fasse ich mich dann an die eigene Nase. Im Bestreben, dass alles so schnell wie möglich vergehen möge, schaue ich auch zu viel auf das, was besser laufen könnte. Da ist vieles schlecht gelaufen. Da läuft nach wie vor vieles daneben. Doch es geht voran. Es gibt Hoffnung.
Lasst uns uns auf die Hoffnung konzentrieren. Lasst uns das sehen, was gelingt, was gibt ist, womit wir schon arbeiten und leben können. Vieles ist schon da, woran wir uns freuen können. Das zu sehen, und uns daran zu freuen, das ist die Herausforderung.
Also, Schaut hin. Seht nach. Blickt durch. Mit offenen Augen. Schaut hin. Denkt nach. Geht los. Mit offenen Armen.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.