Impuls für die Woche 17.01.2024

„Das Jahr ist schnell verflogen“ so habe ich neulich von jemandem gehört im ausgehenden Jahr. Als ich an Weihnachten auf die Adventszeit zurückgeschaut habe dachte ich auch: das ging aber schnell. Und dann ist Weihnachten auch so schnell vorbei.
Dabei vergeht Zeit ja immer gleich schnell. Allerdings erleben wir die Zeit unterschiedlich. In der Wissenschaft hat man herausgefunden, dass viele neue Erlebnisse die Zeit langsamer erscheinen lassen, wohingegen Routine und immer gleiche Abläufe das Gefühl geben, die Zeit verginge wie im Flug. Des liegt daran, mit welcher Geschwindigkeit unser Gehirn die Eindrücke verarbeitet. Unsere innere, gefühlte Zeit wird von den Eindrücken beeinflusst, die auf unser Gehirn einwirken. Je älter wir werden, desto langsamer werden Bilder vom Gehirn aufgenommen und verarbeitet. Es werden weniger Bilder in der gleichen Zeit verarbeitet, also füllen weniger Erlebnisse das Gehirn – und die Zeit vergeht schneller. Mehr Bilder führen hingegen zu mehr gefühlten Erlebnissen, die gefühlte Zeit vergeht langsamer.

Wenn wir also im Rückblick das Gefühl haben, die Zeit wäre wie im Flug vergangen, dann liegt das wohl abgesehen vom Alter daran, dass wir in unserem Alltag weniger erste Mal erlebt haben, weniger Neues, sondern das Gewohnte unseren Alltag bestimmt hat. Es ist auch natürlich, dass wir, wenn wir älter sind, bereits vieles schonmal erlebt haben, während jüngere Menschen vieles zum ersten Mal erleben.
In der Bibel heißt es „Kauft die Zeit aus, die denn Tage sind böse“. Dabei geht es um eine sinnvollen Umgang mit unserer Zeit. Ich finde, beide Haltungen habe ihre Berechtigung und ihre Zeit. Es braucht das Gewohnte, um den oft stressigen Alltag zu meistern. Und es braucht das neue, das erste Mal, um nicht im Alltag unterzugehen oder sich zu langweilen und zu unterfordern.

Ich habe mich dann gefragt, warum meine Adventszeit für mein Gefühl so schnell vorbei gegangen ist. Ich hatte auf der einen Seite eine schöne Adventszeit, die von Ritualen und festen Abläufen genauso geprägt war wie von Überraschungen. Mein Jahr 2023 war ein gefülltes Jahr mit Gewohntem und normalem und vielem, was sich verändert hat und deshalb neu war. Also eine gute Mischung. Und genauso habe ich den Ablauf des Jahres erlebt.
Kaut die Zeit aus, das heißt für mich, mir immer wieder zu überlegen, was ich tue, warum ich es tue und mir auch genug Ruhephasen zu gönnen. Und ich sage bewusst „gönnen“, denn mit Ruhepausen tun wir uns meiner Erfahrung nach oft schwer. Soviel muss doch noch erledigt werden. Da fällt mir dann immer öfter eine Liedzeile von Wolfgang Buck ein: Die meiste Arbeit erledigt sich von selbst, wenn man sie lange genug liegen lässt. Das ist kein Freibrief für Faulheit, das heißt nur, dass die meisten Dinge, die wir für ach so wichtig halten, im Prinzip gar nicht so wichtig sind. Deshalb will ich noch mehr darauf achten, wichtiges von wichtig gemachtem zu unterscheiden und mir genügen Ruhepausen zu gönnen mit und für die Menschen, die ich liebe und für mich selbst.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habt´s Zuversicht und bleibst gesund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir – wie immer – später.

Impuls für die Woche 10.01.2024

Die Jahreslosung für 2024 lautet „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“. Für mich hat diese Losung für 2024 drei Richtungen. Und darin ist sie eine richtig gute Jahreslosung.

Mir sagt sie, dass alles, was mir geschieht in Liebe geschieht. Nämlich in Gottes Liebe. Alles, was auf mich zukommt, muss vorher an Gott vorbei. Es ist sozusagen God approved. Von ihm bewilligt. Und daraus folgt: egal, was passiert, er ist bei mir, er geht mit. Für das neue Jahr ist das einer der schönsten Gedanken, den ich denken kann. Was auch immer auf mich wartet, ich bin begleitet. Ob das in gesundheitlichen Fragen ist, in privaten Umständen, in beruflichen Veränderungen. Ich bin begleitet und bei Gott sogar geborgen. Denn ob ich schon wanderte im finstern Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Die zweite Richtung. Viele Menschen haben derzeit das Gefühl, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Wir haben das gerade bei den Bauernprotesten erlebt bzw. erleben es nach wie vor. Das wirkt sich auf die Stimmung aus. Mir kommt alles ein wenig aggressiver vor. Politisch, gesellschaftlich, im kleinen wie im großen. Wie sagt man so schön? Die Zündschnur ist kürzer geworden. In Zeiten, in denen es nicht mehr teil bergaufgeht, sondern stagniert oder vielleicht sogar hier und da bergab zu gehen scheint, ist es schwierig, an der Spitze zu stehen. Denn man hat keine guten Nachrichten zu verteilen. Man muss Mangel verwalten, Ab- und Umbau managen. Davon bleibt auch unsere Kirche nicht verschont. Und diese Zeit stellt massive Anfragen an uns als Menschen. Denn ich erlebe es oft, dass wir zwar alles wollen, den Preis dafür aber nicht zu bezahlen bereit sind. Das sollen am besten andere machen. Wir wollen zwar soziale Tätigkeiten und Leistungen von Kirche, doch die Kirchensteuer wollen wir nicht bezahlen. Doch ohne die geht es eben nicht. Auch Kirche unterliegt den Gesetzen des Marktes. Wir können nur ausgeben, was wir einnehmen. Die Jahreslosung mahnt uns, dass wir einander in Liebe begegnen. „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“. Dann kann in der Sache hart, aber sachlich gerungen werden um gute Wege und ich muss den anderen nicht persönlich fertig machen. Auch die nicht, die an der Spitze stehen.

Und schließlich mahnt mich die Losung, mich an die eigene Nase zu fassen und nicht immer nur die anderen zu ermahnen. Und da wird sie herausfordernd. Denn wir zeigen gern mit dem Finger auf die anderen. Ich erlebe das bei meinen Schülerinnen und Schülern. „Wenn der andere angefangen hat, sehe ich es gar nicht ein, dass ich mich wegsetzen soll oder aufhören soll.“ Das ist eben kurzsichtig, denn man bleibt dann in der Position des genervten und geärgerten, statt sich in eine starke Position zu begeben und die Situation so zu verändern. Denn verändern können wir immer nur uns und unsere Haltung, nicht die der anderen. Da endet unser Einfluss.
Ja, diese Losung macht mir Mut, offenen Auges ins neue Jahr zu gehen. Egal, was passiert, ich bin begleitet und geborgen.
In diesem Sinn: alles was ihr tut geschehe in Liebe.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 20.12.2023

Am Sonntag ist heilig Abend. Es ist ein besonderer heilig Abend, denn er fällt mit dem 4. Advent zusammen. Das stellt manche Kirchengemeinden vor Herausforderungen, denn wer kommt am Sonntag vormittag zu einem Gottesdienst, wenn am Sonntag nachmittag bereits Heilig Abend ist? Zurecht finden am Sonntag vormittag dann oft keine Gottesdienste statt. Dennoch bringt der 4. Advent etwas ganz besonderes mit. Nämlich die laute unverhohlene Freude. Der Wochenspruch für den 4. Advent lautet: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! An heilig Abend ist bereits vom Licht die Rede, das das Volk sieht, das im Finstern wandelt. Im Vordergrund steht die Hoffnung, die Stille der Nacht, in die Verzweiflung über die vergebliche Herbergssuche langsam der Freude weicht.

Doch der 4. Advent ruft uns zu: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Das ist die kindliche Vorfreude auf das Klingeln, wenn die Bescherung ansteht. So eine unschuldige Freude, die uns manchmal abgeht. Gerade in diesen schweren Zeiten, wo es nahezu jeden Tag etwas gibt, über das man sich wundern oder aufregen kann. Es gibt ja auch vieles, das uns die Freude verderben kann: Krankheit, Schwere Lebenserfahrungen, Liebeskummer,
Sorgen, Unzufriedenheit, Mangelndes Selbstbewusstsein, die Nachrichten, die immer schlecht sind, die Situation in der Welt, Terror, Krieg, Bürgerkrieg. Da kann man die vielen Dinge, über die man sich freuen kann schonmal übersehen. Doch es gibt sie. Man muss sie nur sehen wollen. Für mich ist das eine gelungen Partnerschaft, eine gesunde Familie, Kinder, die ihren Weg gefunden haben, das nächste Legomodell, das ich bauen will, ein sportlicher Sieg meiner Lieblingsmannschaft, ein lustiger Film, oder mal wieder mein Lieblingsfilm, ein gutes Essen, ein schöner Wintertag, mein Adventskranz, ein Spaziergang über den Weihnachtsmarkt, die Tüte Magenbrot und und und. Es gibt so viel Grund zur Freude. Mach die Augen auf für die Freude in deinem Leben. Freu dich an den Menschen und den Dingen, die dir in deinem Leben schon begegnet sind.

Die biblische Aufforderung Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Ist ein Geschenk. Sie richtet unseren Blick weg von all dem Schweren und richtet unseren Blick auf den Grund all unserer Freude und der schönen Dinge: unseren Herrn. Diese von ihm geschenkte Freude lenkt unseren Blick – und sei es nur für einen Moment – weg von den Sorgen, den großen und kleinen Ärgernissen des Alltags.
Ich wünsche euch, das sihr euch vlt. in den kommenden Tage nochmal eine Kerze anzündet und einfach kurz nachdenkt, worüber in eurem Leben ihr euch freuen könnt. Genießt diesen Moment der Freude und geht mit dieser Freude in ein gesegnetes und fröhliches, unbeschwertes Weihnachtsfest, an dem all die Dinge, die sich schwer anfühlen, für einen Moment in den Hintergrund treten dürfen.

Damit lässt sich dann gut ins neue Jahr gehen. Dabei soll euch die Jahreslosung begleiten, die lautet: Alles was ihr tut geschehe in Liebe. So wünsch euch ür die letzten Tage des alten und die ersten Tage des neuen Jahres:
Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Wochen. Für all die anderen im neuen Jahr sorgen wir später.

Impuls für die Woche 13.12.2023

Es war eine Konfifreizeit vor vielen Jahren. Der schwierigste Zeitpunkt einer Kon-fifreizeit ist der Sonntag rund ums Mittagessen. Alle sitzen auf gepackten Koffern, die Zimmer sind geräumt und so richtig was zu tun gibt es nicht mehr. Also haben wir versucht, die Jugendlichen für Musik zu begeistertn. Wir haben das ein oder an-dere Lied gesungen und ihnen gezeigt, wo sie diese Lieder auf youtube in Rockversi-onen finden können. Großes erstaunen, dass es solche Lieder – es waren Lobpreis-lieder – auch von Rockbands als Rock und Popsongs gibt und dass die sogar Spaß machen.
Eines dieser Lieder, das mir heute noch immer gut gefällt, heißt „Bahnt einen Weg unserm Gott. Dieses Lied macht einfach Spaß, die Melodie passt und der Inhalt be-schreibt die Majestät Gottes auf eine Weise, die mir genau entspricht. Denn das Lied beginnt mit der Aufforderung dem Herrn einen Weg zu bahnen und schließt sofort den wichtigsten Gedanken an. Der uns erlöst von der Not. Erst dann kommen die Herrlichkeitsbeschreibungen Gottes. Und so erlebe ich meinen Gott: erst erlöst er aus der Not und dann sitzt er auf dem Thron. Er steigt vom Thron, erweist sich in der Geburt Jesu in einem ärmlichen Stall als ein naher liebevoller Gott, der es eben nicht nötig hat, auf einem Thron zu sitzen. Bereitet dem HERRN den Weg; denn sie-he, der HERR kommt gewaltig. So lautet unser Wochenspruch. Das klingt mit dem Wort „gewaltig“ ganz schön massiv. Ich versteh das „gewaltig“ so, dass wir das manchmal nötig haben. Wenn ich mir unsere Gesellschaft so anschaue: da stellt sich ein österreichischer Arzt hin und sagt: „Junge kinderlose Frauen, die eine Sterilisa-tion wollen, müssen mir erstmal glaubhaft machen, dass sie sich der Tragweite dieser Entscheidung bewusst sind.“

Ein Kind zu bekommen ist eine weitreichende Entscheidung. Doch niemand erwar-tet von einer Frau oder einem Paar einen Beweis dafür, dass sie sich der Tragweite der Entscheidung bewusst sind.
Da fühlt jemand, dass er im falschen Körper auf die Welt gekommen ist. Und wir erwarten, dass aufwändig und intimsphärenverletzend begründet wird, dass man sich der Tragweite der Entscheidung bewusst ist. Ja wo leben wir denn? Wir müssen endlich anfangen, erwachsenen Menschen als erwachsen zu behandeln und nicht un-ser eigenes Weltbild absolut zu setzen und nicht zu glauben, jeder habe so zu denken, zu fühlen und zu handeln wie wir. Wir haben als Menschheit und Gesellschaft noch einen langen weg vor uns. Deshalb muss Gott gewaltig kommen. Damit wir, ich sage das mal salopp, endlich den Knall hören.

So manches Mal kann man sich fragen, wo denn dieser Gott gerade ist. Bei mir war es die Trennung nach über 20jähriger Partnerschaft, die mein ganzes Leben, aber eben auch meinen Glauben nach dem warum hat fragen lassen. Bei dir ist es viel-leicht eine Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen, finanzielle Schwierigkeiten, Streit in der Familie oder anderes. Es gibt so vieles im Leben, das auch den Glauben erschüttern kann.
Und oft stellt sich erst später heraus, wie richtig das doch war, wie sehr uns manch-mal die Weitsicht fehlt. Heute sind wir froh, dass diese Partnerschaft geendet hat und an ihre Stelle etwas neues treten durfte. Das sind Erfahrungen, die es seit Jahr-tausenden gibt. Mose, der sich zu schwach für seine Aufgabe fühlte, Jona, der mit Gott haderte, Petrus der glatt raus lügt, er würde mit Jesus nichts zu tun haben, Ju-das, der aus blanker Gier Jesus verrät. Die Bibel ist voll von Menschen, die wir vor-schnell als Versage betiteln würden. Weihnachten zeigt uns, dass dem nicht so ist, dass das einfach nur Menschen sind. Weihnachten bringt die Menschlichkeit, Liebe, Freude und Hoffnung in die Welt. Und darin kommt Gott gewaltig, in dieser totalen Andersartigkeit. Mögt ihr diese Andersartigkeit in diesen Tagen besonders erleben.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 06.12.2023

Eine Szene beim Metzger, die wir wohl alle kennen. Das Kind bekommt eine Scheibe Gelbwurst und die Mutter oder der Vater steht mahnend daneben: „Wie sagt man?“. „Danke“. Lautet die fast schon demütige Antwort. Ein zweiter Gedanke: ich höre oft von Menschen, dass sie gar nicht so viel hoffen wollen, denn dann ist die Enttäusch ung nicht so groß, wenn es dann nicht so funktioniert wie gedacht, beispielsweise mit dem neuen Job. Der Wochenspruch für den 2. Advent gibt eine andere Richtung vor.
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. So lautet der Wochenspruch für den zweiten Advent. Das heißt sozusagen: Kopf hoch, Blick nach vorne. Jesus zeigt uns mit diesen Worten, wie wertvoll jeder einzelne von uns für Gott ist. Er sagt uns, dass Gott uns liebt. Deshalb können wir voller Selbstbewusstsein leben. Wir brauchen vor niemandem zu buckeln. Es gibt keinen Grund, sich für schlechter oder weniger Wert zu achten, als andere. Alle sind vor Gott gleich viel wert – nämlich unendlich wertvoll.

Deshalb können wir hoch erhobenen Hauptes durchs Leben gehen und die Augen offen nach vorne richten. Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen zu tun. Es geht nicht um Überheblichkeit. Nein, wir sind nicht besser als andere, aber eben auch nicht schlechter. Wir müssen nicht demütig den Kopf unten halten, weil uns ja sowieso nichts Gutes widerfahren wird. Doch warum sollen nicht wir die Stelle bekommen? Warum halten wir alle anderen Bewerber*innen für geeigneter als uns selbst? Warum soll uns nichts Gutes widerfahren im Leben, warum aber allen anderen? Wen wir nach vorne schauen, sehen wir die Welt mit Gottes Augen. Wir sehen, wie Gott sie sieht. Und in Gottes Augen sind wir geliebte Kinder und für seine Kinder will Gott nur das Beste. Doch irgendwie haben die meisten von uns gelernt, dass demütig sein und bescheiden sein der beste Weg ist, um gut durchs Leben zu kommen. Dabei steht schon in der Bibel: carpe Diem. Nutze den Tag. Nutze ihn so, als sei es dein letzter. Hole das aus ihm heraus, was in ihm steckt. Und ich zumindest möchte nicht mit dem Gefühl sterben, ich hätte nicht das Beste des Lebens verdient.

Ursprünglich ging es bei den Worten um die Befreiung von Sklaven, deren Erlösung von der Sklaverei sich näherte. Deshalb sollten sie zuversichtlich sein. Wovon brauchen wir Befreiung? Von der Arbeitsbelastung, die wir Tag für Tag erfahren? Von den Schmerzen einer schweren Krankheit? Vom Streit in der Familie? Jesus sagt uns diese Befreiung zu. Mir reicht das, um den Kopf zu heben und zuversichtlich nach vorne zu schauen. Zu genießen, dass es Weihnachten wird. Lebe dein Leben in vollen Zügen. Das ist keine Rücksichtslosigkeit, das ist keine Arroganz. Das ist eine gottgewollte Lebenseinstellung. Du hast nur dieses eine Leben. Nutze es so, dass es ein gutes Leben wird. Egal, was andere sagen, egal, was dir deine Eltern mit ins Leben gegeben haben.
Steht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Bald ist Weihnachten. Diese Woche ist eine gute Woche, um darüber nachzudenken, wo ich in meinem Leben meine Erwartungen klein halte und wie ich sie groß werden lassen kann.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 29.11.2023

An meinem Glauben fand ich immer schon beeindruckend, dass unser Gott so ganz anders ist, wie es Karl Barth ausgedrückt hat. Der ganz andere. Nichts anderes übrigens bedeutet queer in der Vielfalt dessen, was der Begriff umfasst und in der Abgrnzung zu dem, was noch immer leider als „normal“ angesehen ist. Die ganze Aufregung um eine Aussage wie „Gott ist queer“ ist also umsonst. Denn das hat schon Karl Barth gesagt: Gott ist der ganz andere. Und Gott umfasst auch so vieles, was wir als nicht normal bezeichnen würde. Er ist ein König, eine Majestät, er ist, wie es der Wochenspruch für den 1. Advent ausdrückt: ein Gerechter und ein Helfer.
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.

Gott, ein König, der als Helfer daher kommt? Bei König denken wir an andere Bilder. An einen Palast. An ein Gefolge, an Bedienstete. Doch Gott kommt selbst als Diener.
Und das ist das spannende am Gottesbild der Bibel. Es umfasst soviel mehr, als wir in unserer Begrenztheit erfassen können. Wir erleben das ganz banal gesagt in der Diskussion um die Ausrichtung der Nationalmannschaft. Ein wenig typisch deutsch: es läuft mal wieder nicht, also werden die berühmten deutschen Tugenden beschrieen. Die braucht es jetzt wieder. Zusammenreißen, auf die Zähne beißen, kratzen, beißen, kämpfen um zu siegen. Das hat was von Neandertal. Wenn nicht normal läuft, dann versuchen wir es zu erzwingen.

Im Advent ist die Zeit, zur Ruhe zu kommen, sich Gedanken zu machen. Gott ist so ganz anders. Wir merken, die althergebrachten Dinge tragen nicht mehr. Politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch sportlich. Doch wirklich neue Dinge trauen wir uns nicht zu. Wer weiß, wie das wird. Wird es tragen? Kommen wir damit zurecht? Wird es dann noch schlimmer, wenn wir es anders als bisher machen, weil das ja wenigstens noch ein paar Menschen interessiert hat. Verprellen wir die dann auch noch?
Damit fallen wir in eine Art Schockstarre und bewegen gar nichts mehr. Und zwischen diesen Polen bewegen wir uns. Lassen wir alles wie es ist, weil wir ja nicht wissen, was kommt. Oder machen wir vieles neu, weil wir wissen, dass das vergangene nicht mehr lange trägt?
Und in diese Zeit kommt Gott, ein König, und gleichzeitig ein Gerechter und ein Helfer. Ich stelle mir vor, wie er einbricht in die Hektik mit seiner Ruhe.
Ich habe ja neidisch auf all die geblickt, die auf insta und anderswo berichtet und gezeigt haben, dass sie schon Anfang November einen Weihnachtsbaum schmücken und Weihnachtsmusik hören und alles weihnachtlich dekorieren. Ich mache das immer nach dem Ewigkeitssonntag. Doch ich merke, auch bei mir bröckelt es. Wie lange werde ich das noch durchhalten für mich? Denn ich liebe die Vorweihnachtszeit mit ihren Liedern und Lichtern. Dieses Jahr habe ich es geschafft. Erst das eine fertig machen, dann das neue beginnen.

Für mich steht das sinnbildlich, und deshalb werde ich versuchen, das bei zu behalten. Neues kann werden, wenn altes nicht mehr funktioniert. Wenn Altes zu Ende geht. Wie wir am Kirchenjahresende über zu Ende gehendes Leben nachdenken, wie die Natur langsam ihr Kleid abwirft. Dann kommt Neues.
Als klar war, das Alte trägt nicht mehr, da hat Gott etwas Neues gemacht und mit dem Kind in der Krippe sich von seinem alten verabschiedet. Keine Menschheitsvernichtung mehr, nein Hoffnung auf neues Leben. Hoffnung darauf, dass alles gut wird. Eben ganz anders. In einem Stall hat es begonnen, in unseren Herzen will es weitergehen. Geben wir dem eine Chance. Und das über die Weihnachtszeit hinaus.
So wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese erste Adventswoche. Für die zweite sorgen wir später.

Impuls für die Woche 22.11.2023

Heute ist Buß und Bettag. Meiner Erfahrung nach ist das ein Tag, mit dem immer weniger etwas anfangen können, weil er ein schlechtes Image hat. Er passt ins Spaß-verderberimage der Kirche. Buße tun, fasten, das sind keine Themen, mit denen man heute noch Menschen hinterm Ofen hervolockt. Eigentlich seltsam. Denn gera-de wenn man „fasten“ goggelt, findet man unzählige Treffer. Welcher Fasten-Typ bist du? Es gibt also sogar Fasten-Typen. Es gibt verschiedenen Fasten-Methoden. Viele machen regelmäßig Fastenkuren über mehrere Wochen um den Körper zu entgif-ten. Fasten ist in. Nur nicht, wenn es ums Fasten zugunsten der Seele geht. Und da passt der Buß- und Bettag hinein. Denn es geht schon lange nicht mehr ums büßen. Der Buß- und Bettag ist ja auch nur noch ein geschätzter Feiertag, wobei man sich fragt, was er schätzt. Die Schüler*innen haben frei, deren Eltern und Lehrer*innen nicht. Wer an dem Tag Urlaub will, muss den bekommen, und wenn die Kol-leg*innen dann meckern bekommt er auch gleich die ganze Heftigkeit an Reaktionen ab, die man vielleicht mit Buße verbindet.

Das Motto des diesjährigen Buß- und Bettages ist „trotzdem“. Es geht um Trotzdem-Momente. Zum Beispiel: Auch wenn viele Schicksalsschläge mir das Leben oft schwer machen und ich manchmal nicht weiter weiß, glaube ich trotzdem, dass Gott an meiner Seite ist und mich aufrichtet. ODER Trotzdem schaue ich Nachrichten und interessiere mich für das, was Menschen in dieser Welt widerfährt. Wenn man genauer hinschaut, passiert neben den vielen grausamen Dingen auch sehr viel Gu-tes, das Hoffnung gibt. Das sind nur zwei Stimmen von vielen, die an diesem Tag zur Sprache kommen sollen.

Der Buß- und Bettag stellt inzwischen Fragen, die zum Nachdenken anregen sollen. Und das ist gut so. Die Spielverderberhaltung der Kirche ist vorbei. Und sie ist auch unangemessen. Dennoch hat Kirche viel zu sagen. Selbst wenn uns die Mitglieder in Scharen weglaufen. Wir sollen vorsichtig sein, mit Dingen, die vordergründig keine Rolle mehr spielen. Das gilt nicht nur für die Kirche. Wir kürzen allgemein gerne Dinge weg, die nicht ins Leistungsprinzip passen, die vordergründig für die Gesell-schaft keine Rolle mehr spielen oder zu spielen scheinen. Und so kann ein Trotzdem-satz auch lauten: Trotzdem bin ich Mitglied in der Kirche, weil mir wichtig ist, dass es die Kirche gibt, dass sie soziale Themen immer wieder laut werden lässt und bei aller Fehlerhaftigkeit und Menschlichkeit eine Glaubensbasis für die bietet, die sie wollen.

Und so fragt der Buß- und Bettag, was sich wohl viele fragen: Wann werden die Zeiten endlich besser? Wann hören wir morgens keine Nachrichten mehr vom Krieg und von der Klimakatastrophe? Wann können wir uns wieder auf ein Leben freuen, in dem wir uns wertschätzend und liebevoll begegnen? Und er antwortet: wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Oder besser: Gott hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Auch wenn viele Menschen immer wieder viele Fehler machen, auch wenn wir persönlich Schuld auf uns laden, Gott liebt uns trotzdem, das sagt die Bi-bel. Das ist kaum zu glauben und schwer zu verstehen. Aber ist diese Zusage nicht wunderbar?

Der Buß- und Bettag bietet die Möglichkeit einer Rückbesinnung. Und vielleicht ent-schließt sich der ein oder andere ja, trotzdem in der Kirche zu bleiben. Trotz dem sie vielleicht für mich nicht mehr die Relevanz hat, wie für andere, weil man zu der Er-kennntis kommt, dass es doch gut ist, dass es sie gibt und der Betrag zur Unterstüt-zung ja nun auch nicht so hoch ist. Trotzdem überall immer wieder Fehler gemacht werden.
Für die kommende Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 15.11.2023

Am Sonntag ist Volkstrauertag. Ein sogenannter stiller Feiertag. An diesem Tag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Ein wichtiger Tag. Leider auch ein Tag, der leicht zu einem Gedenktag rechter Gesinnung wird. Dabei wird er immer wichtiger.
Nicht nur, weil in Europa Krieg ist. Nicht nur, weil in Israel Bomben fliegen134. Nein, weil es direkt vor unserer Haustür Angst und Gewalt gibt. Auf unseren Schulhöfen, in unseren Betrieben, auf unseren Marktplätzen und in unseren Straßen. Doch viel schlimmer: in unseren Häusern. Gewalt gegen die schwächsten unserer Gesellschaft von denen, deren Aufgabe es ist, sie vor genau diesen Ängsten zu schützen. Die Rede ist von unseren Kindern und deren Eltern. Viele sind überfordert, andere lieblos und selbst mit den Dämonen des eigenen Lebens kämpfend.

Doch unsere Kinder haben nur uns, damit sie sicher und in Frieden groß werden können. Sie können sich kaum selber schützen, sie brauchen unseren Schutz. Und wir verweigern ihnen diesen Schutz immer und immer wieder. Mit einem unzureichenden Bildungssystem, in dem sie groß werden müssen. Unzureichend ausgestattete Kindergärten, unzureichend ausgestattete Schulen, in denen Erziher*innentream uns Lehrer*innenteams ihr möglichstes versuchen. Hier bräuchten wir eigentlich einen lauten Feiertag. Denn es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass unsere Kinder so aufwachsen müssen. Dass sie in ein System passen müssen, statt dass man ihnen die Möglichkeit gibt, sich nach ihren eigenen Möglichkeiten, ihrem eigenen Tempo zu entwickeln und herauszufinden, wer sie wirklich sind. Stattdessen drängen wir sie in ein System nach Schema F. Wir behaupten so einen Blödsinn, wie dass jeder seine Identität mehrmals im Jahr wechseln könnte, je nachdem, wie er sich grade fühlt oder wie sie sich grade identifiziert. Und warum? Weil wir manches einfach nicht verstehen. Weil wir glauben, dass es uns auch nicht geschadet hat, wie wir erzogen worden sind. Weil wir nicht bereit sind zu akzeptieren, dass die Welt sich weiter dreht und sich die Menschheit Gott sei Dank weiter entwickelt. Deshalb muss jeder so sein, wie es in unser Weltbild passt.

Gut, dass es den Volkstrauertag gibt. Gut, dass es einen Feiertag gibt, der uns zur Besinnung bringt. Die Opfer der Kriege, das ist die eine Seite der Medaille. Eine wichtige. Eine entscheidende, die wir nicht den rechten überlassen sollten. Nein, es ist wichtig, dass wir unserer Angehörigen gedenken, die in den Kriegen ihr Leben lassen mussten. Derer, die unter Bombenbeschuss leider, in der Ukraine, in Israel, in Gaza. Derer, die ihre Söhne in den Krieg senden müssen, weil ihre Regierung es so will. Die Angst haben, sie nicht wieder zu sehen. Derer, die ihre Männer oder Frauen in den Krieg senden müssen und Angst um sie haben. Der Kinder, die als Halbwaise aufwachsen müssen, weil einige Menschen nach wie vor nicht verstanden haben, dass Krieg weder Frieden schafft, noch Konflikte löst.

Und es ist gut, dass wir der Opfer von Gewalt denken. Terror, ob Bomben- oder Psychoterror, körperlicher und seelischer Gewalt, zu Hause, in der Schule, im Kindergarten oder wo auch immer und dass wir für den Frieden beten. Unaufhörlich und immer wieder. Damit Frieden wird in unseren Herzen und in unseren Häusern. Deshalb ist es gut, dass Volkstrauertag und weihnachten recht nah beieinander sind. Denn Weihnachten bringt die Hoffnung, die die Menschen brauchen, derer wir auch am Volkstrauertag gedenken. Suchet der Stadt bestes, so fordert der Prophet Jeremia auf. Was kann es besseres geben für eine Stadt als Frieden in den Herzen und Häusern.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche am 08.11.2023

Ich war letzte Woche bei einer Comedy-Show. Dabei ist auch die Österreicherin Julia Brandner aus Wien aufgetreten. Im Nachgang hab ich sie mal gegoogelt und da ist mir etwas interessantes über den Weg gelaufen. Dass Julia eine taffe Frau und Comedienne ist, hat man in den zehn Minuten schon gemerkt, die ihr Auftritt gedauert hat. Eine, die sich nix vormachen lässt und die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Und sie hat noch eine Besonderheit. Sie will keine Kinder. Für unsere Gesellschaft und wohl auch für die österreicherische ist das nach wie vor fast ein Tabu. Eine Frau, die ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, Kinder zu bekommen, nicht nachkommen will und die noch dazu mit unter 30 eine Sterilisation möchte, um das zu verhindern. Ich habe mich dann etwas mit dem Thema befasst. Und tatsächlich ist es so, dass man zu jeder Zeit Kinder bekommen darf. Mit 12, mit 14, mit 50. Da sagt niemand was. Weder ist es direkt verboten, mit 14 oder 16 ein Kind zu bekommen, noch gibt es einen gesellschaftlichen Aufschrei. Spannend ist nur, wenn Frauen keine Kinder bekommen wollen.

Dazu passt, dass just diese Woche sich die württembergische Landeskirche gemeinsam mit der katholischen Kirche gegen die jüngste Aussage der EKD zum Schwangerschaftsabbruch gestellt hat. Die EKD setzt sich dafür ein, dass die Regulierung des Schwangerschaftsabbruch auch außerhalb des Strafrechts möglich wird. Hier ist nicht der Ort, um auf die komplexe Debatte dazu einzugehen. Mir geht es um etwas ganz anderes: noch immer, im 21 Jahrhundert, reden wir einander ins Leben rein. Ob ein Mensch sich in seinem Körper wohl fühlt oder nicht, ist ganz allein seine Sache. Es gibt dafür keinen anderen Experten. Eine Person dazu zu zwingen, sich aufwändigen psychischen Gutachten zu unterziehen, ist ein ziemlich weitgehender Eingriff in die Privatssphäre, selbst wenn die Allgemeinheit über die Krankenkassen dafür die Kosten trägt. Ob eine Frau sich in der Lage sieht, eine Schwangerschaft zu einem guten Ende zu bringen, kann nur eine Person entscheiden: die Frau selbst. Aus welchen Gründen auch immer. Und was ist mit den Männern, die an der Entstehung der Schwangerschaften ebenfalls beteiligt sind? Wer zieht die denn zur Rechenschaft?

Wer ungeborenes Leben – schon das finde ich einen fragwürdigen Begriff – schützen will, der muss erstmal zweifelsfrei definieren, was ungeborenes Leben ist. Ich würde lieber vom entstehenden Leben sprechen. Natürlich darf man sich solche Entscheidungen nicht leicht machen. Doch zum einen ist das Selbstbestimmungsrecht der Frau ein wichtiger Faktor. Das ist übrigens nichts, was Männer den Frauen zugestehen. Nein, das ist etwas, was Frauen von Natur aus haben. Denn jeder Mensch darf eigenständig über sein Leben entscheiden. Frauen sind von Gott nicht als Menschen zweiter Klasse geschaffen worden. Dass man Menschen das Recht abspricht eigenständig über ihre sexuelle Orientierung und ihr wahres Geschlecht entscheiden zu können – und dabei rede ich nicht von seltsamen Äußerungen von Personen wie Peter Hahne – oder sie deshalb immer noch diskriminiert ist schlimm genug. Einer Frau eine Sterilisation zu verweigern mit der Begründung, das können sich ja noch ändern, vlt wolle sie ja doch noch irgendwann Kinder, das ist dann der Gipfel. Und selbst wenn, wir treffen im Leben Entscheidungen und von diesen Entscheidungen sind manche falsch und damit müssen wir dann leben. Es wird Zeit, dass wir den Respekt voreinander anfangen zu leben, der Menschen würdig ist. Gott hat den Menschen geschaffen und er hat ihn für gut befunden. Trauen wir uns doch endlich zu, dass wir jeder und jede mit dem eigenen Leben umsichtig umgehen. Dann wären wir wirklich einen Evolutionsschritt weiter.

Für die kommende Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 25.10.2023

Ich habe jetzt endlich mal einen Film gesehen, den ich lange schon sehen wollte. Er heißt „Der Nachname“. Schon den Vorgänger „Der Vorname“ fand ich sehr lustig und gleichzeitig hatte er eine gewisse Tiefe. Dich der Nachname hat ihn für meine Begriffe nochmal getoppt. In dem Film jagt eine familiäre Katastrophe die nächste. Der erfolgreiche Jungunternehmer, der Geld ohne Ende verdient, will unbedingt ein zweites Kind. Doch seine Frau, eine aufstrebende Schauspielerin, nimmt die Pille, weil sie schon mit dem ersten Kind überfordert ist. Die Schwester des Jungunternehmers macht ihrem Mann vor, sie hätte eine Affäre, damit sich ihr Mann wieder für sie interessiert. Die Mutter der beiden hat ihren Adoptivsohn, den besten Freud der Schwester geheiratet, nachdem ihr Mann seit 5 Jahren gestorben ist. Und zu allem Überfluss ist die spanische Tochter der ehemaligen Haushälterin auf Lanzarote, wo die Familie ein Häuschen hat, die Halbschwester der beide. Jeder fällt jedem an irgendeiner Stelle in den Rücken, die jeweiligen Paare reden kaum über die wichtigen Dinge miteinander, weil jeder mit seinen eigenen Problemen befasst ist, statt sie gemeinsam zu lösen. Dazu ist eine Familie eigentlich da.

Ich habe mich spontan erinnert gefühlt, was eine Freundin meiner Tochter sagte, als sie mit uns im Urlaub war. „Wenn alles ok ist, gibt es immer wieder Streit, doch kaum gibt es eine Krise, haltet ihr alle zusammen.“ Was sie seltsam fand, weil sie es anders erlebt hat bisher in ihrem Leben, nämlich dass Krisen zu Streit führen und sonst alles bestens ist, fand ich ein Kompliment. Natürlich streite ich mich nicht gerne, schon gar nicht, wenn es nur so um Kleinigkeiten geht. Dass eine Krise jedoch zu Zusammenhalt führt, das hat mich stolz auf meine Familie gemacht. Inzwischen hat sich vieles verändert, und ich bin froh, dass ich einen Alltag habe, in dem es keinen Streit mehr um Kleinigkeiten gibt und Zusammenhalt in Krisensituationen trotzdem normal ist. Denn dafür ist eine Familie da. Und gleichzeitig hat das Gelingen einer familiären Situation viel damit zu tun, wie die einzelnen Mitglieder mit sich selbst im reinen sind. Brauche ich mein Gegenüber dazu, dass es mich definiert? Jesus hat uns ins Stammbuch geschrieben, einander zu lieben, wie uns selbst. Selbstliebe hat damit zu tun, dass ich weiß, wer ich bin, was ich brauche und was ich will. Je besser ich das weiß, umso weniger brauche ich andere Menschen, damit sie mich definieren oder mir einen Wert geben. Ich brauche kein Kind, damit ich einen Sinn im Leben habe. Ich kann zugeben, dass mich eine Situation überfordert, dass ich eine Veränderung brauche und will, ohne dass das ein Scheitern ist.

Viel zu oft bestimmen gesellschaftliche Standards unser Leben. Das macht man so…oder so verhält man sich nicht. Für mich gilt oft: das ist jetzt so und das darf auch so sein. Ich erlaube einer schwierigen Situation so sein zu dürfen. Denn das nimmt den Druck raus, sie sofort lösen zu müssen. Wenn ich ihr erlaube, sein zu dürfen, kann ich in Ruhe entscheiden, wie ich sie löse und in eine gute Situation überführe. Brauche ich etwas Neues? Oder brauche ich mein bisheriges anders als bisher? Beispielsweise meine Arbeitssituation? Meine gesundheitliche Situation? Meine private Situation, auch wenn es vlt. weh tun wird?

Die Mutter hat ihren Kindern und Schwiegerkindern und ihrem Partner die Augen geöffnet. Familie muss nicht perfekt sein. Es reicht, ehrlich miteinander zu sein. Damit kommt man schon einen ganzen Schritt weiter, denn man ist in seinem Problem begleitet. Man kann es teilen. Und das ist viel wert.

Deshalb: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Also liebe dich selbst. Fang an, dir selbst etwas wert zu sein.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.