Impuls für die Woche 01.12.2021

Frohlocke sehr, du Tochter Zion; jauchze, du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; ein Gerechter und ein Retter ist er, demütig und reitend auf einem Esel, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin.

Ein Gerechter, ein Retter, einer voller Demut…genau das brauchen wir gerade.

Ein Gerechter: Gottes Gerechtigkeit ist anders als unsere. Bei uns Menschen heißt es: jeder bekommt, was er verdient. Wer sich dem impfen verweigert, der darf eben nicht mehr überall rein. Bei Gott heißt es: jeder bekommt, was er braucht. Gott stellt keine Ansprüche. Er stellt keine Bedingungen. Vor ihm sind alle gleich. Spannenderweise werden sie von ihm nicht gleich behandelt…oder doch? Schließlich bekommt jeder, was er braucht. So ist es abgemacht. Für mich ist das gerecht. Denn Gott betrachtet uns Menschen ganz. Mit Schwächen und Stärken. Ihm geht es um anderes, als an den Schwächen herumzudoktern und besser zu werden. Ihm gehet es darum, dass wir seine geliebten Kinder sind. Ein Gerechter und ein Helfer, ein Retter.

Denn Gott ist der Retter. Er rettet uns aus der Lieblosigkeit, aus der Angst, aus der Einsamkeit. Er rettet uns aus der Unbarmherzigkeit, aus der Unversöhnlichkeit, aus dem Streit. Diesen Retter brauchen wir gerade sehr. Am liebsten wäre uns wohl die Rettung aus der Pandemie. Doch Gott macht es anders. Er geht mit uns. Er nimmt die Dinge nicht einfach selbst in die Hand und sagt: lass mich mal machen. Nein, er nimmt mich an die Hand und sagt: komm, wir gehen da gemeinsam durch.

Deshalb gibt es Grund zur Freude, zum Frohlocken. Denn Gott ist ein demütiger Retter. Kein Triumphator. Er überfährt uns nicht. Er kommt sanft, demütig, leise. Deshalb reitet er auf einem Esel, sogar auf einem Füllen, einem Jungen einer Eselin. Genauso unschuldig wie das Füllen ist auch unser Retter.

Gott nimmt mit uns Kontakt auf. Direkt, von Angesicht zu Angesicht, beispielsweise durch Menschen, die er dazu beauftragt hat, oder im Traum, in einem Bauchgefühl, in einem Ereignis … Seine deutlichste Antwort sehen wir in der Geburt Jesu. Für viele hat sich in ihm erfüllt, was der Prophet vorhergesagt habt. Da kommt der Retter, ein gerechter und ein Helfer, ein Retter. In ihm sollte sich jedes Suchen in ein Finden verwandeln, ganz gleich, wonach wir suchen. Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit.

Für diese Woche wünsche ich euch außerdem: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

 

Impuls für die Woche 24.11.2021

Mir begegnen derzeit viele frustrierte Menschen. Die einen sind frustriert, weil es alles kein Ende zu nehmen scheint. Hohe Inzidenzen, scharfe Maßnahmen, endlose Diskussionen. Unsicherheit auf allen Seiten.

Die anderen sind frustriert, weil die Stimmung sich immer mehr dem Wetter anpasst und frostiger und frostiger wird.

Experten gegen Politiker, Politiker gegen Experten. Ungeimpfte gegen Geimpften, Geimpfte gegen Ungeimpfte. Die Diskussion um die Impfpflicht wird immer lauter. Als ich so über diese ganze Situation nachdachte und die verschiedenen Stimmen, die ich zu dem Thema gehört habe, kam mir spontan eine Bibelstelle in den Sinn. Und gleich dachte ich: kannst du das machen? Denen allen diese Bibelstelle sagen? Passt das? Ist das nicht leichter gesagt als getan?

Und beim nachdenken habe ich gemerkt. Mir hilft sie selber in all dem Frust. Und wenn sie mir hilft, dann hilft sie vielleicht auch anderen.

Jesus sagt in der Bergpredigt: „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat

Wahrscheinlich kennt jeder diese Situation: Du gehst abends in Bett und bist hundemüde und wie du noch dabei bist, die richtige Lage auf deinem Kissen zu finden, beginnt sich in deinem Kopf das Gedankenkarussell zu drehen. Du denkst an den nächsten Tag oder die nächsten Tage und fragst dich wie das alles so sein wird, was da so passieren wird, wie es dir ergehen wird oder anderen, die dir am Herzen liegen. Und du wälzt dich von der einen Seite auf die andere und hoffst, dass du endlich einschläfst, damit diese Gedanken endlich aufhören. Stattdessen dreht sich das Karussell, das da in deinem Kopf ist, eher noch schneller. Manchmal trifft es dich vor dem Einschlafen, manchmal wenn du nachts aufwachst und manchmal auch am Tag irgendwo und irgendwann. Und in der Regel, sind deine Vorstellungen von dem, was da kommen wird, keine angenehmen, schönen Erwartungen, sondern eher erschreckende und unangenehme.  Das Schlimmer ist nur: das hilft ja nichts. Wir schlafen schlecht und beeinflussen überhaupt nichts von dem, was kommt. Diese ganzen Sorgen entstehen in unserem Denken.
Es gibt ein Buch von Dale Carnegie: Sorge dich nicht – lebe. Darin beschreibt er unzählige Möglichkeiten, wie man seine Sorgen los werden kann. Jesus tut das auch. Er beschreibt seinen besonderen Weg, mit Sorgen umzugehen. „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Es ist Gottes Angelegenheit, sich um und uns für uns zu sorgen. Und wenn ich mich so umschaue, dann wäre es ganz einfach. Jesus verspricht ja nicht, dass es keine Lasten gibt. Er sagt deutlich: es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Darum sorgt euch nicht. Macht euch keine Sorgen. Gott sorgt für euch. Auch jetzt. Auch auf dem Weg zu Weihnachten, in den Winter. Sorget euch nicht, denn Gott sorgt für euch. Lebt. Tag für Tag, Schritt für Schritt. Was heute ist gehen wir heute an, was morgen sein wird gehen wir morgen an und was kommende Woche sein wird, das hat kommende Woche seinen Platz.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

 

 

Impuls für die Woche 17.11.2021

Alles wieder gut? Mit diesen Worten haben wir früher als Kinder einander gefragt, wenn wir Streit hatten und uns wieder versöhnen wollten. Alles wieder gut? Das ist das Motto der diesjährigen Kampagne zum heutigen Buß und Bettag.

Als Kinder ging das einfach. Als Gesellschaft werden wir es da wohl viel schwerer haben. Jens Spahn hat vor einem guten dreiviertel Jahr gesagt: Wir werden einander vergeben müssen. Doch Vergebung muss erbeten werden, sie kann nicht eingefordert werden.
Alles wieder gut? So einfach werden wir nicht wieder zueinander finden. In den letzten 1,5 Jahren haben wir gesellschaftlich viel Porzellan zerschmissen. Und speziell in den letzten Monaten ist vieles für mich sehr fragwürdig geworden. Ich bin nachdenklich geworden. Wir fallen fast übereinander her in der Frage, ob es gut ist, sich impfen zu lassen. Diese Frage will ich hier ganz ausdrücklich offen lassen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass diese Frage jeder für sich selbst beantworten muss. Was mir Sorgen macht ist die Tatsache, dass der Respekt voreinander komplett flöten gegangen ist. Ich kann die Meinung anderer Menschen scheiße finden. Doch Anstand uns Respekt gebieten es, dass wir Meinung und Person voneinander trennen. Das gelingt immer weniger. Ich habe in der Schule gelernt, dass eine Diskussion mit Argument und Gegenargument geführt wird. Hart in der Sache, meistens sachlich und nie persönlich werdend.

Dabei darf es auch mal emotional zugehen. In Kirchenvorständen und Stadträten darf und muss gestritten werden. Doch wo große Persönlichkeiten und Charaktere miteinander streiten, da heißt es mit Ende der Sitzung: alles wieder gut? Man kann auseinander gehen mit dem sicheren Bewusstsein: wir haben in der Sache gestritten und das Beste für unsere Seite herauszuholen versucht. Doch deshalb sind die anderen immer noch unsere Kolleg*innen. Dieses Bewusstsein scheint immer mehr verloren zu gehen.

Ich bin ein angstfreier Mensch. Ich kann von mir behaupten, dass mit kaum etwas wirklich Angst macht. Doch es macht mir Sorge, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt hat. Und das wird uns – da bin ich mir sicher – noch lange nach Ende der Pandemie beschäftigen und herausfordern. Mit einem kindlichen „alles wieder gut“ wird es nicht getan sein. Nicht dort, wo Familien sich entzweit haben, wo Freundschaften aufgekündigt wurden. Viel wichtiger als die Frage: lasse ich mich impfen oder nicht ist mir dabei die Frage: wie können wir beieinander bleiben, obwohl wir hier uneins sind? Diese Frage werden wir beantworten müssen, wenn wir als Gesellschaft eine Chance haben wollen. Ein „zurück zum Gewohnten“ wird es nicht geben in dieser Frage. Ein „alles wieder gut“ wird nicht einfach ungeschehen machen, was wir verbockt haben.

Ich bete besonders heute, dass Gott mit uns sein möge. Er interessiert sich für uns in unseren Sorgen und auch in unseren Ängsten. Er fragt: wie geht es dir? Und er will eine ehrliche Antwort, denn er kann damit umgehen.

Alles wieder gut? Erstmal ist nichts gut. Gott sei Dank wird es eines Tages alles gut sein. Bei Gott.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 10.11.2021

Soweit ist alles in Ordnung mit mir

Es sind schwierige Zeiten. Schon wieder…immer noch. Mir hat eine Geschichte gefallen über die Angst, die ich euch heute weitergeben will.

“Es war einmal ein großer König, der einen Zauberer darum bat, ihm einen wirklich mutigen Menschen für eine gefährliche Mission zu finden. Nach langer Suche brachte der Zauberer vier Männer vor seinen Meister. Der König wollte den Mutigsten herausfinden und der Zauberer sollte einen Test dafür erschaffen.

So gingen der König, der Zauberer und die vier Männer an den Rand eines weiten Feldes, an dessen anderem Ende eine Scheune stand. Der Zauberer klärte über das Vorgehen auf: „Jeder Mann kommt einmal dran. Er wird zur Scheune gehen und bringen, was dort drinnen ist.“

Der erste Mann ging über das Feld. Plötzlich brauste ein furchtbarer Sturm auf – Blitze zuckten, Donner rollte und der Boden bebte. Der Mann zögerte. Er fürchtete sich. Als der Sturm immer stärker wurde, fiel er ängstlich zu Boden.

Dann ging der zweite Mann über das Feld. Der Sturm wurde so stark, dass er zum Orkan wurde. Der zweite kam weiter als der erste, doch schließlich fiel auch er zu Boden. Der dritte rannte los und überholte die anderen zwei. Aber die Himmel öffneten sich, der Boden zerteilte sich und die Scheune wackelte und krachte bedenklich. Der dritte Mann fiel zu Boden.

Der vierte begann ganz langsam zu gehen. Er fühlte seine Füße auf dem Boden. Sein Gesicht war weiß vor Angst. Er fürchtete sich am meisten davor, als Feigling da zu stehen. Langsam ging er an dem ersten Mann vorbei und sagte zu sich selbst: „Soweit ist alles gut mit mir. Nichts ist mir passiert. Ich kann ein Stückchen weiter gehen.“

So ging er Schrittchen für Schrittchen, zentimeterweise zur Scheune. Er gelangte schließlich dorthin und kurz bevor er den Türgriff berührte sagte er: „Soweit ist alles gut mit mir. Ich kann noch ein wenig weiter gehen.“ Dann legte er seine Hand auf die Klinke.

Sofort hörte der Sturm auf, der Boden war wieder ruhig und die Sonne schien. Der Mann war erstaunt. Vom Inneren der Scheune kam ein schmatzendes Geräusch. Einen Moment lang dachte er, dass das etwas Gefährliches sein könnte. Dann dachte er: „Mir geht’s immer noch gut,” und öffnete das Tor. Innen fand er ein Pferd, das Hafer fraß. Daneben stand eine weiße Rüstung.

Der Mann legte sie an, sattelte das Pferd, ritt zum König und dem Zauberer und sagte; „Ich bin bereit, mein König.“

„Wie fühlst du dich?“, fragte der König.
„Soweit ist alles in Ordnung mit mir,“ sagte der Mann.”

 

Für die kommende Woche wünsche ich euch: Habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.