Impuls für die Woche 27.10.2021

Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.

Dieses Sprichwort kam mir dieser Tage immer häufiger in den Sinn. Ich wundere mich, wie wir manchmal miteinander umgehen. Und ich mache mir tatsächlich Sorgen um den Umgang miteinander, wie ich ihn nicht erst seit Corona in unserer Gesellschaft wahrnehme. Da heißt es beispielsweise: „Natürlich darf jeder seine Meinung haben. Er darf nur nicht erwarten, dass niemand widerspricht.“ So rechtfertig man in meinen Augen einen Shitstorm. Ich habe in der Schule gelernt, dass eine Diskussion aus Rede und Gegenrede besteht. Man tauscht Argumente aus. Ich erlebe heute viel öfter, dass man keine Argumente mehr austauscht, sondern sich gegenseitig niederwalzt. Es ist inzwischen auch fast egal, was gesagt wird, meistens geht es mehr darum, wer etwas sagt. Wenn also beispielsweise rechtsextreme, grüne, oder linke eine Meinung vertreten, ist diese Meinung schon deshalb ein No Go. Egal, ob sie vielleicht sogar richtig ist. Sie wird von den falschen gesagt.

Genauso erlebe ich, dass immer weniger unterschieden wird zwischen der Person und ihrer Meinung. Teile ich die Meinung einer Person nicht, dann sinkt auch die Person in meinem Ansehen. Was sind wir für eine Gesellschaft geworden? Halten wir Unterschiede nicht mehr aus? Ertragen wir es nur noch, wenn alle unserer Meinung sind? Halten wir es nur noch aus, wenn sich alle impfen lassen? Alle grün oder rot oder gelb oder schwarz wählen? Finde ich andere Menschen doof, weil sie eine andere Meinung als ich? Dieser Riss geht teilweise sogar durch Familien.

Ich finde das traurig und ich halte es für eines Christen unwürdig. Der Satz „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ heißt auf biblisch: „Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut auch ihnen!“

Jesus formuliert ihn positiv. Da geht es nicht ums verhindern, da geht es um aktiv verändern. Jesus geht es darum, dass wir andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Das ist eine aktive Verhaltensweise. Sie fordert uns. Im Gegensatz zu dem Sprichwort, das passiv bleibt. Da sollen wir nur unterlassen zu tun, was wir ebenfalls von anderen unterlassen wissen wollen.

Jesus verlangt mehr von uns. Er erwartet, dass wir so handeln, wie wir wollen, dass andere auch handeln. Wenn ich also nicht selbst Teil eines Shitorms werden will, dann soll ich mich es unterlassen, mich an einem zu beteiligen. Wenn ich will, dass meine Meinung respektiert wird, soll ich die Meinung andere ebenfalls respektieren. Und „Ja er hat ein Recht auf seine eigene Meinung, und die ist zu respektieren, aber ich hoffe, dass er bald das richtige tut“ hat mit Respekt wenig bis gar nichts zu tun.
Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut auch ihnen! – das ist für mich das beste biblische Prinzip, das ich kenne. Denn es führt dazu, dass unser Miteinander besser wird, weil wir zunächst aufhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir machen es anders als beispielsweise Kinder, die reflexartig sagen: er hat angefangen. Ich reagiere darauf in der Schule gern mit dem Satz: Dann darfst du jetzt damit aufhören.

Fangen wir an, die Welt zu verändern. Fangen wir an, anders zu handeln, nämlich so, wie wir wollen, dass die anderen uns gegenüber auch handeln. Ich bin überzeugt, die Welt würde sofort ein besserer Ort werden.

Für diese Woche wünsche ich euch habt´s Zuversicht und bleibts gsund. Nur für diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.