Impuls für die Woche 13.03.2023

Ich habe vor einigen Jahren verschiedenen Fortbildungen bei Lingua eterna gemacht. Da geht es um achtsame Sprache. Auch gendern ist in aller Munde, hat am Ende aber weniger mit den Grünen zu tun als vielmehr mit gerechter Sprache. Sprache macht eben sichtbar oder unsichtbar. Mit Sprache kann man so vieles machen. Das wissen wir auch aus der Geschichte.

Mein Sohn findet das Sprachkonzept von Lingua Eterna immer ein wenig albern und meint dann gerne mal: „du und dein tolles Sprachkonzept“. Wie wichtig es jedoch ist, achtsam mit Sprache umzugehen und wie sehr es sich lohnt, da genauer hinzuschauen, habe ich heute in einem Instagram-Post erneut erlebt.
Ich glaube wir kennen alle den Kinofilm „Boss Baby“. Wir kennen auch Begriffe wie „Powerfrau“, „Working-Mom“ oder „Girl Boss“. Diese Zusätze machen wir, weil wir damit Frauen oder Mädchen Eigenschafen zuordnen, die wir mit Männern assoziieren.
Diese Worte suggerieren, dass eine Frau trotz ihres Frau-seins stark sein kann, arbeiten kann, Boss sein kann. Und weil wir das von Natur aus anders denken, braucht es diese Zusätze. Dabei ist uns das einfach nur anerzogen. Wir sind so groß geworden.
Genau das gleiche passiert bei einer Quote. Eine Quote ist notwendig, weil wir Frauen nicht zutrauen, dass sie fachlich besser sind als Männer, und aufgrund ihrer Leistung eingestellt oder mit Aufgaben oder Ämtern betraut werden. Deshalb holen wir sie über Quoten in die Teams. Wir sind dabei dann wieder Männer. Wir gönnen den Frauen also, mitmachen zu dürfen. Und schon da sollten alle Alarmglocken läuten.

Mit diesen Begriffen schaffen wir zwei Kategorien, die wir doch gar nicht wollen. Schließlich haben wir doch Gleichberechtigung. Ist das so? In einer Gesellschaft, in der es einen equal pay day gibt oder einen equal care day gibt, gibt es keine Gleichberechtigung. Noch immer haben wir das Bedürfnis, darauf aufmerksam zu machen, dass Pflege oder Bezahlung zwischen Man und Frau unfair verteilt sind. Dabei geht es nicht um Gleichmacherei, es geht um Fairness. Sprich, jeder muss die gleichen Möglichkeiten haben. Und vielmehr muss in den Blick geraten, als das, was wir allgemein mit Pflege und Betreuuung verbinden, denn ich wette, die meisten denken dabei an alte oder behinderte Menschen.
Warum sind mehr Frauen mit der Pflege der Eltern betraut? Weil sie in der Regel schlechter verdienen, weniger arbeiten und damit weniger Verdienst ausfällt. Es scheint das Bewusstsein zu brauchen, dass Pflege beispielsweise nicht zur Gewinnmaximierung der Wirtschaft missbraucht wird, indem der Fokus nur auf der Arbeit liegt und nicht auf allen bezahlten und unbezahlten Care-Tätigkeiten im privaten, ehrenamtlichen und im professionellen Bereich, also überall dort, wo es um Betreuung und Hilfeleistung geht. Ob unter Freunden, ob bei Babys, bei Gebärenden, bei alten Menschen, in der Schule, bei Krankheit oder Behinderung und und und.

Unsere Sprache verrät uns eben genau durch diese Zusätze. Durch diese Begriffe schaffen wir zwei Kategorien. Eine Frauen-Welt und eine Männer-Welt. Niemand sagt Power-Mann. Power wird bei Männern in der Regel bereits mitgedacht. Jesus hat übrigens auch auf Sprache Wert gelegt. Euer ja sei Ja und euer nein sei nein. Jedes weitere Wort ist vom Bösen. Es reicht Ja oder Nein zu sagen, man muss weder schwören noch das nein verstärken. Man muss dem Wort Frau auch nichts hinzufügen, um auszudrücken, dass Frauen die gleichen Eigenschaften und Möglichkeiten haben wir Männer. Nicht jede und alle, genauso wie nicht jeder Mann oder alle Männer das gleich können oder machen. Sich das bewusst zu machen wäre der erste wichtige Schritt.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende Sorgen wir später.

Impuls für die Woche 06.03.2024

Sieben Wochen ohne Alleingänge ist das Motto der Fastenaktion dieses Jahr. Jede Woche hat dabei ihr eigenes Motto. In der heute anbrechenden Woche 4 ist das „Mit der Schöpfung“. Die vierte Woche versetzt uns ins Paradies und erinnert an den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Menschliche Alleingänge ohne Rücksicht auf Pflanzen und Tiere, auf Meere und Landschaften? Darauf sollten wir wirklich verzichten! Und dann lese ich, dass der Verteidigungsminister angeblich plant, eine Richtungsentscheidung zur Wehrpflicht herbeizuführen. Die Wehrpflicht wurde vor 12 Jahren ausgesetzt. Sie kann durch ein einfaches Gesetz wieder eingesetzt werden. Nun kann man darüber streiten, ob es vorausschauend ist, angesichts der veränderten Sicherheitslage in Europa über diese Sache nachzudenken oder ob das wirklich nötig ist.
Man könnte stattdessen auch viel Geld da hinein stecken, dass man sich auf die Suche nach Lösungen jenseits von Krieg und gewaltsamen Auseinandersetzungen macht. Denn Krieg vernichtet nicht nur menschliches Leben, wir zerstören damit auch die Welt um uns herum. Auch deshalb sollten wir alles dafür tun, dass Krieg verhindert wird.

Nun kann man in einer Welt wie der unseren einwenden, dass es nie so sein wird, dass sich alle Menschen einig werden, ohne Krieg und Schutz vor Gewalt anderer leben zu wollen. Dann brauchen wir wohl eine Welt der Abschreckung, in der derjenige die Macht hat, der die meisten, durchschlagskräftigsten und intelligentesten Waffen hat. Das ist keine Welt, in der ich leben will. Deshalb finde ich es bedenklich, wenn die Grenze verschoben wird. Bisher haben wir nur Waffen in das Kriegsgebiet der Ukraine geliefert. Wenn jetzt schon darüber nachgedacht wird, ob man auch Truppen schicken sollte, dann geht mir das zu weit.
Eine Wehrpflicht halte ich für ein völlig verfehltes Instrumentarium. Es ist ja schon schwierig, dass Menschen mit Waffen ausgestattet werden, die gar nicht wollen, wenn es denn zum Ernstfall kommen sollte.
Gleichzeitig heißt es: sieben Wochen ohne Alleingänge. Kann man sich in einem Bündnis also der Gemeinschaft verweigern? Die Frage, ob man seine Freiheit letztlich auch mit Waffengewalt verteidigen muss oder sollte, bleibt ein ethisches Dilemma. Das Ergebnis im Fall eines Angriffs ist klar: verteidigt man sich nicht, wird man eingenommen. Verteidigt man sich, hat man vielleicht irgendwann nichts und niemanden mehr, was oder die es noch zu verteidigen gibt. Denn im Krieg sterben Menschen, und zwar weit mehr als nur Soldaten, die sich das vlt. ausgesucht haben. Es geht nun mal nicht, dass wir einen Bereich einzäunen und dort wird dann ein Krieg ausgetragen. Krieg findet dort statt, wo Menschen leben. Und genau dort sterben Menschen dann auch. In der Ukraine nun schon seit mehr als zwei Jahren.

Es bleibt uns aus meiner Sicht nichts übrig, als beharrlich am Frieden zu arbeiten. Aufrüstung und Aufstellung einer Armee sind dem m.E. hinderlich. Wer dauerhaften Frieden will, der muss auf Krieg verzichten. Das Dilemma: auch das birgt die Gefahr, dass Menschen sterben.
Vielleicht haben wir nur diese Wahl: Menschen sterben, weil wir auf dauerhaften Frieden hinarbeiten oder Menschen sterben, weil wir keine andere Lösung sehen als Krieg und die Spirale dreht sich weiter.
Wenn ich also nur die Wahl habe, zu sterben oder zu sterben, dann sterbe ich liebe für eine nachhaltige Friedenslösung. Doch nicht mal für die gibt es eine Garantie. Ein unbefriedigender Impuls? Ja, ganz sicher. Doch die Frage nach Krieg und Frieden ist in Europa so unbefriedigend wie schon lange nicht mehr. Wir werden uns ihr stellen und uns entscheiden müssen. Denn wir leben eben nicht im Paradies.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 28.02.2024

Max Eberl ist der neue starke Mann beim FC Bayern. Er wurde lang erwartet und ebenso hoch sind die Erwartungen an seine Arbeit. Er wurde als Heilsbringer bezeichnet. Wird nun alles anderes? Ja und Nein. Ja, denn neue Menschen, neue Angestellte machen Dinge anders als ihre Vorgänger*innen. Einerseits sind sie andere Typen mit einer anderen Geschichte. Was den Vorgänger vielleicht aufgeregt oder angestachelt hat, das ist der Nachfolgerin völlig egal. Sie springt auf andere Dinge an. Neue Mitarbeiter*innen machen aber schon deshalb Dinge anders, weil sie eine andere Sichtweise mitbringen. Weil sie neue Schwerpunkte setzen, weil ihnen andere Dinge wichtig sind.
Und sie machen gleichzeitig viele Dinge einfach so, wie sie bisher auch waren. Weil da andere sind, die vor ihnen da waren und die nicht einfach umzukrempeln sind. Weil es bestimmte Zwänge gibt, an die man sich halten muss.
Was ich an der Vorstellung aber vor allem beeindruckend finde: Max Eberl hat von Anfang etwas gesagt, was Jesus vor 2000 Jahren schon wusste und wonach er gehandelt hat. Es geht nur im Team. Denn natürlich hat man ihn darauf angesprochen, wie er mit dem bisherigen Mitarbeiter, der für die Mannschaft zuständig ist, Christoph Freund in Zukunft zusammenabreiten würde. Seine Antwort war sehr klar: es geht um eine klare Aufgabenteilung und es geht nur im Team.
Ein starker Mann, der weiß, was er kann, der weiß, was er will, ist sich darüber völlig im klaren, dass er ohne die neben ihm nichts bewirken kann. Wenn er scheinen will, dann muss er die neben sich auch scheinen lassen. Sie in den Schatten abdrängen, schadet dem großen Ganzen und damit auch ihm.

Als Jesus die Jünger damals aussandte, um seine Botschaft unter die Menschen zu bringen, da hat er sie immer im Team ausgesandt. Immer zu zweit. Denn zu zweit ist man weniger einsam. Zu zweit hat man immer jemanden dabei, der einen ermutigen kann. Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude. Es macht also Sinn, sich zusammen zu tun.
Wenn wir das in unseren Kirchen auch verstehen würden, dann wären wir wohl schon sehr viel weiter. Es macht Sinn, sich zusammen zu tun. Stattdessen ist der Konkurrenzkampf manchmal vorrangig. Darin verschleißen wir uns und verbrauchen unsere Kräfte. Es darf ja nicht sein, dass es etwas bei uns nicht gibt, was die in der Nachbargemeinde hinbekommen.

Derzeit tun sich viele Gemeinden zusammen und bilden einen gemeinsamen Kirchenvorstand. Es sei mal dahingestellt, ob das die grundlegenden Probleme unserer Kirche lösen wird. Es wird nicht mal die Probleme vor Ort lösen. Doch es macht die Arbeit leichter. Wenn ihr Leute habt, die eine gute Kinderkirche auf die Beine stellen können, dann müssen wir das nicht machen. Wenn wir Leute haben, die ein Herz für meditative Gottesdienste haben, dann müsst ihr das nicht machen.
Es geht nur noch gemeinsam. Es ging an sich schon immer nur gemeinsam, weil wir Menschen auf Gemeinschaft angelegt sind.
Manchmal denke wir auch, dass ein Ortswechsel unsere Probleme löst. Schließlich hat Jesus seinen zu zweit ausgesandten Jüngern auch gesagt: dort wo man euch nicht mehr haben will, schüttelt den Staub von den Schuhen und zieht weiter. Dummerwiese nehmen wir uns selbst halt mit. Auch das weiß Max Eberl. Eine neue Arbeit löst nicht die Probleme, die er in der Vergangenheit hatte. Nein, weil er die gelöst hat, ist er nun bereit für eine neue Arbeit. Die Augen verschießen löst nicht unsere Probleme in den Kirchengemeinden. Lamentieren auch nicht. Sich zusammentun mag sie auch nicht lösen oder zumindest nicht sofort, es wird dadurch aber leichter. Unser Horizont weitet sich, die Aufgaben erscheinen leichter und wir merken: die anderen haben die gleichen Sorgen wie wir. Es lohnt sich, nach rechts und nach links zu schauen. Wir sehen: wir sind mit anderen unterwegs und sind nicht allein.

Für die neue Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 21.02.2024

Letzte Woche habe ich erfahren, dass eine ehemalige Kollegin von mir vor Gericht steht. Gleichzeitig habe ich erfahren, dass sie inzwischen nicht mehr in der Gemeinde arbeitet, sondern für einen Verlag als Lektorin. Warum stand sie vor Gericht? Sie ist mittlerweile Aktivistin für die letzte Generation. Als solche hat sie drei Minuten den Verkehr auf dem Bochumer Südtring blockiert. Drei Minuten. Und dafür beschäftigen wir ein Gericht. Noch dazu ist der Prozess geplatzt und muss neu angesetzt werfen.
Wir haben als Gesellschaft vieles erreicht. Unser technologischer Fortschritt ist wirklich gut. Gleichzeitig finde ich habe wir menschlich Rückschritte gemacht. Als in den 80ern die atomare Aufrüstung im Gespräch war, haben sich über 100000 Menschen am Ostermontag 1986 bei Wackersdorf zu einer Demonstration zusammen getan. An Pfingsten 1986 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen auf dem Baugebiet der Wiederaufbereitungsanlage. Der Scheibenwischer, eine Kabarettsendung, die sich kritisch mit den negativen Folgen der Atomenergie auseinandersetzte wurde vom bayrischen Rundfunk aus dem Programm gestrichen. Am letzten Ende wurde die Anlage in Wackersdorf nicht gebaut. Ziviler Widerstand hatte sein Ziel erreicht.
Neuer Schauplatz: Samstag für Samstag ist der Zeitplan der Fußballfans durcheinander gebracht. Die Ultras kämpfen gegen den geplanten Investorendeal der DFL. Und das seit Wochen. Ich muss zugeben, mittlerweile nervt es. Auch, weil es vorhersehbar und berechenbar geworden ist und man sich nichts Neues einfallen lässt. Weil mit einer Arroganz aufgetreten wird, als seien die Ultras das Nonplusultra und weil sie keine anderen Wege suchen, statt der Mehrheit im Stadion auf die Nerven zu gehen. Alles in allem richten sie jedoch keinen Schaden an. Das mediale Echo? Überschaubar.

Bauern demonstrieren und sperren Autobahnauffahrten und nerven damit Verkehrsteilnehmer und ernsten Zuspruch. Die größte Protestbewegung derzeit sind die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Sie ernten viel Zuspruch, nur von denen nicht, gegen die sie sich richten.

Schließlich: ja auch die Aktivisten der letzten Generation nerven. Doch sie richten keinen Schaden an. Auch wenn es oft anders dargestellt wird. Das medial Echo? Horrende hoch. Politisch wurden sie bereits als Terrororganisation bezeichnet. Da frage ich mich: geht’s eigentlich noch? Da stellen sich junge Menschen hin und kämpfen für das, was uns alle angeht: unser Klima und die Zukunft. Und wir sind genervt, weil wir länger zur Arbeit brauchen, weil Zufahrtswege zugestellt sind. Medial wird es entsprechend hochgepusht. Doch sie wissen längst, dass es so nicht weitergehen kann.
Und sie haben Jesus auf ihrer Seite. Als es ihm zu bunt wurde mit dem Handel in den Tempeln, hat er sich nicht hingesetzt und Diskussionen angefangen, Er hat gewütet und deutlich gemacht: Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr missbraucht es.
Ich bewundere meine Kollegin, denn es braucht diese Art von Protest. Gleichzeitig ist es nicht mein Form von Protest. Auf Demos gegen Rechtsextremismus und für Demokratie, da fühle ich mich auch am richtigen Platz. Denn auch hier geht es um unsere Zukunft. Gleichzeitig bewundere ich den Mut, der Aktivisten der letzten Generation. Und sie unterschieden sich auch von den Ultras in den Stadien, denn sie stellen ihre Aktionen um. Gut so. Denn irgendwann nutzt es sich einfach ab.
Wofür stehen wir ein? Sieben Wochen ohne Alleingänge heißt die diesjährige Fastenaktion. Denn gemeinsam bewirken wir viel. Auch an unterschiedlichen Fronten und Stellen. Wichtig ist, dass wir für etwas einstehen. Also, wofür stehst du?

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 07.02.2024

Nächste Woche ist die Faschingswoche. Ich bin ja immer froh, wenn das vorbei ist. Ok, Fastenzeit ist jetzt auch nicht so mein Ding. Deshalb bin ich ganz dankbar für die Aktion der Kirche, Sieben Woche ohne. Denn da geht es jedes Jahr um ein bestimmtes Thema. Das nimmt dem Fasten so den für mich seltsamen Touch. Dieses Jahr lautet das Thema – als hätte man es gewusst – sieben Wochen ohne Alleingänge…komm mal rüber.
Komm herüber uns hilf uns, diese Bitte eines mazedonischen Mannes wurde dem Paulus in einer Vision mitgeteilt. Zur Zeit kommen viele herüber und helfen. In vielen Städten wird dieser Tage für Demokratie und Freiheit demonstriert. Ob in Sonneberg oder München, in Hamburg oder Berlin, tausende stehen auf für Demokratie. Wer hätte gedacht, dass so viele auf einmal demonstrieren gehen. Natürlich, die Rechtsextremen wittern gleich wieder eine Verschwörung der Regierung gegen sie. Auch so mancher nicht Rechtextreme fühlt sich in die Nazi-Ecke geschoben. Da kann ich nur sagen: wer bestimmte Politiker wählt, die es mit Demokratie und freiheitlicher Grundordnung nicht so genau nehmen, der sollte sich nicht wundern, wenn er in der Nazi-Ecke landet. Denn so etwas aus Protest zu tun ist am Ende einfach nur dumm.

Bei aller verständlichen Frustration über die Politik in schweren Zeiten: man muss dann schon schauen, mit wem man läuft und wem man zum Steigbügelhalter wird. Und zwar nicht aus Prinzip, sondern wegen der Botschaften, die hier gesendet werden.
Auch in den politischen Entscheidungen dieser Tage finde ich manches einfach nur dumm. Die Zeiten sind schwer genug, Politik muss darauf achten, dass sie dort wo sie kann, den Menschen auch gute Nachrichten bringt. Nur immer eine schlechte nach der anderen zu überbringen, so verliert man dann eben auch die Gutmütigen.

Komm herüber und hilf uns, so möchte ich meinem Gott zurufen. Hilf und, den rechten Kurs zu finden. Als Gesellschaft, als Kirche, als Gemeinde in so vielen Themen. Wie gehen wir um mit dem Krieg in der Ukraine. Wie finden wir einen Weg, Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt entgegen zu treten und keinen Raum für Täter*innen zu schaffen? Wie gehen wir damit um, dass immer weniger Menschen in der Kirche ihre Heimat finden und das Geld schwindet, das Personal schwindet und vieles nicht mehr möglich ist und so Frust entsteht?

Komm und herüber uns hilf uns…sieben Wochen ohne Alleingänge…die Demos zeigen, wie es geht: gemeinsam. Bei der all der Individualität, bei all den speziellen Digen, die Gemeinden prägen, bei all der gesellschaftlichen Frustrationsstimmung…es geht nur gemeinsam.

Nur gemeinsam können wir denen entgegen stehen, die unsere Demokratie gefährden. Nur gemeinsam können wir denen helfen, die Hilfe suchen auf der Flucht vor Terror und Gewalt. Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft bauen, in der wir einander achten und zusammen stehen. Nur gemeinsam können wir unsere Städte und Dörfer zu Orten machen, an denen es sich gut leben lässt. Egoismus und me first, das wird nicht funktionieren. Und nur gemeinsam kommen wir durch schlechte Zeiten und schaffen wieder bessere. Wenn wir einfach nur schimpfen, dann wird sich nichts ändern. Wenn ihr also bei der nächsten Wahl keinen Platz findet, an dem ihr euer Kreuz setzen wollt, dann setzt es dort, wo ihr wenigsten ein oder zwei Themen findet, mit denen ihr einverstanden seid. Glaubt aber nicht, dass das Kreuz egal an welcher Stelle, denen da oben eines auswischt. Am Ende wischen wir uns damit nur selber eines aus. Sieben Wochen ohne Alleingänge, die Fastenzeit ist ein guter Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, wie ich selbst zu einer lebenswerten und positiven Gesellschaft beitragen kann.

So wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 24.01.2024

Es waren bewegende Bilder am Wochenende in vielen Städten Deutschlands. Menschen sind auf die Straße gegangen, um für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Anlass war ein Bericht des Correctiv, dass im November letzten Jahres ein Geheimtreffen stattgefunden habe, bei dem es darum ging, Menschen aus Deutschland auszuweisen. Und zwar nicht nur solche, die keine Aufenthaltsberechtigung haben, sondern bis dahin, dass man willkürlich jeden ausweisen könne, der einem nicht in den Kram passe. Das scheint einen Nerv getroffen zu haben.

Und diese Demonstrationen haben auch einen Nerv getroffen. Denn auf Seiten gerade der AfD reagiert man empfindlich getroffen.
Mich hat beeindruckt, wie dieses Thema aus dem Nichts die Massen mobilisiert hat. Demonstrationen mussten abgebrochen werden, weil zu viele Menschen kamen. Beispielsweise in München. Da gibt es viele Menschen, denen Freiheit und Demokratie wichtig sind und die nicht mehr bereit sind zu akzeptieren, dass auf diesen Prinzipien herumgeritten wird. Keine Millimeter nach rechts ist eines der Schlagworte.
Gemeinschaft macht stark, das gilt also auch für positive Dinge. Und das ist gut und wichtig. Denn einer der größten Verdienste unserer Großeltern ist die Schaffung eines freiheitlichen Staates nach 12 Jahren Faschismus und Nationalsozialismus in Deutschland. Eines Staates, in dem jeder sagen darf, was er will ohne fürchte zu müssen, dafür bestraft zu werden. Auch die, die denken, man dürfe ja nichts mehr sagen.
Die englische Schriftstellerin Evenlyn Beatrice Hall schrieb in ihrer Biographie über Voltaire: „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ Und Jesus hat gesagt: Eure Rede sei Ja ja und Nein nein. Da geht es um Wahrhaftigkeit. Bei beiden. Niemals darf es mehr sein, dass bei uns Meinungen unterdrückt werden, und seien sie noch so seltsam. Gleichzeitig gilt: wer die Grundfesten der Demokratie aushebeln oder angreifen will, der muss mit Gegenwind rechnen. Und das ist gut so.

Gemeinschaft macht stark. Wenn wir also zusammenhalten, wenn wir auch so manche Politikverdrossenheit um den größeren Gutes willen runterschlucken, dann haben Rechtsextremismus, Nationalsozialismus und Faschismus keine Chance bei uns. Und so muss es bleiben. Egal, welcher Hautfarbe, Herkunft, sexueller Ausrichtung oder was auch immer du angehörst: bei uns kann du sicher und in Frieden leben. Das muss die Botschaft sein. Egal, ob sich jemand politisch rechts, links oder in der Mitte verortet.
Kämpfen wir dafür, dass es so bleibt. Überlassen wir nicht den Rechtspopulisten das Feld. Kämpfen wir im Sinne Jesu für Frieden und Freiheit. Und hoffen wir, dass es beim einem Kampf mit Worten bleibt.
Es ist jetzt wichtig Stellung zu beziehen und standhaft zu bleiben. Die schweigende Mehrheit muss jetzt laut werden für Freiheit und Demokratie. Und dabei gilt: es ist immer besser für etwas zu sein, als gegen etwas zu sein. Und so ist es auch hier. Eure Rede sei Ja ja und Nein nein. Klar und deutlich und wahrhaftig sollen wir sein. Wofür wir auch immer einstehen.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 17.01.2024

„Das Jahr ist schnell verflogen“ so habe ich neulich von jemandem gehört im ausgehenden Jahr. Als ich an Weihnachten auf die Adventszeit zurückgeschaut habe dachte ich auch: das ging aber schnell. Und dann ist Weihnachten auch so schnell vorbei.
Dabei vergeht Zeit ja immer gleich schnell. Allerdings erleben wir die Zeit unterschiedlich. In der Wissenschaft hat man herausgefunden, dass viele neue Erlebnisse die Zeit langsamer erscheinen lassen, wohingegen Routine und immer gleiche Abläufe das Gefühl geben, die Zeit verginge wie im Flug. Des liegt daran, mit welcher Geschwindigkeit unser Gehirn die Eindrücke verarbeitet. Unsere innere, gefühlte Zeit wird von den Eindrücken beeinflusst, die auf unser Gehirn einwirken. Je älter wir werden, desto langsamer werden Bilder vom Gehirn aufgenommen und verarbeitet. Es werden weniger Bilder in der gleichen Zeit verarbeitet, also füllen weniger Erlebnisse das Gehirn – und die Zeit vergeht schneller. Mehr Bilder führen hingegen zu mehr gefühlten Erlebnissen, die gefühlte Zeit vergeht langsamer.

Wenn wir also im Rückblick das Gefühl haben, die Zeit wäre wie im Flug vergangen, dann liegt das wohl abgesehen vom Alter daran, dass wir in unserem Alltag weniger erste Mal erlebt haben, weniger Neues, sondern das Gewohnte unseren Alltag bestimmt hat. Es ist auch natürlich, dass wir, wenn wir älter sind, bereits vieles schonmal erlebt haben, während jüngere Menschen vieles zum ersten Mal erleben.
In der Bibel heißt es „Kauft die Zeit aus, die denn Tage sind böse“. Dabei geht es um eine sinnvollen Umgang mit unserer Zeit. Ich finde, beide Haltungen habe ihre Berechtigung und ihre Zeit. Es braucht das Gewohnte, um den oft stressigen Alltag zu meistern. Und es braucht das neue, das erste Mal, um nicht im Alltag unterzugehen oder sich zu langweilen und zu unterfordern.

Ich habe mich dann gefragt, warum meine Adventszeit für mein Gefühl so schnell vorbei gegangen ist. Ich hatte auf der einen Seite eine schöne Adventszeit, die von Ritualen und festen Abläufen genauso geprägt war wie von Überraschungen. Mein Jahr 2023 war ein gefülltes Jahr mit Gewohntem und normalem und vielem, was sich verändert hat und deshalb neu war. Also eine gute Mischung. Und genauso habe ich den Ablauf des Jahres erlebt.
Kaut die Zeit aus, das heißt für mich, mir immer wieder zu überlegen, was ich tue, warum ich es tue und mir auch genug Ruhephasen zu gönnen. Und ich sage bewusst „gönnen“, denn mit Ruhepausen tun wir uns meiner Erfahrung nach oft schwer. Soviel muss doch noch erledigt werden. Da fällt mir dann immer öfter eine Liedzeile von Wolfgang Buck ein: Die meiste Arbeit erledigt sich von selbst, wenn man sie lange genug liegen lässt. Das ist kein Freibrief für Faulheit, das heißt nur, dass die meisten Dinge, die wir für ach so wichtig halten, im Prinzip gar nicht so wichtig sind. Deshalb will ich noch mehr darauf achten, wichtiges von wichtig gemachtem zu unterscheiden und mir genügen Ruhepausen zu gönnen mit und für die Menschen, die ich liebe und für mich selbst.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habt´s Zuversicht und bleibst gesund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir – wie immer – später.

Impuls für die Woche 10.01.2024

Die Jahreslosung für 2024 lautet „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“. Für mich hat diese Losung für 2024 drei Richtungen. Und darin ist sie eine richtig gute Jahreslosung.

Mir sagt sie, dass alles, was mir geschieht in Liebe geschieht. Nämlich in Gottes Liebe. Alles, was auf mich zukommt, muss vorher an Gott vorbei. Es ist sozusagen God approved. Von ihm bewilligt. Und daraus folgt: egal, was passiert, er ist bei mir, er geht mit. Für das neue Jahr ist das einer der schönsten Gedanken, den ich denken kann. Was auch immer auf mich wartet, ich bin begleitet. Ob das in gesundheitlichen Fragen ist, in privaten Umständen, in beruflichen Veränderungen. Ich bin begleitet und bei Gott sogar geborgen. Denn ob ich schon wanderte im finstern Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Die zweite Richtung. Viele Menschen haben derzeit das Gefühl, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Wir haben das gerade bei den Bauernprotesten erlebt bzw. erleben es nach wie vor. Das wirkt sich auf die Stimmung aus. Mir kommt alles ein wenig aggressiver vor. Politisch, gesellschaftlich, im kleinen wie im großen. Wie sagt man so schön? Die Zündschnur ist kürzer geworden. In Zeiten, in denen es nicht mehr teil bergaufgeht, sondern stagniert oder vielleicht sogar hier und da bergab zu gehen scheint, ist es schwierig, an der Spitze zu stehen. Denn man hat keine guten Nachrichten zu verteilen. Man muss Mangel verwalten, Ab- und Umbau managen. Davon bleibt auch unsere Kirche nicht verschont. Und diese Zeit stellt massive Anfragen an uns als Menschen. Denn ich erlebe es oft, dass wir zwar alles wollen, den Preis dafür aber nicht zu bezahlen bereit sind. Das sollen am besten andere machen. Wir wollen zwar soziale Tätigkeiten und Leistungen von Kirche, doch die Kirchensteuer wollen wir nicht bezahlen. Doch ohne die geht es eben nicht. Auch Kirche unterliegt den Gesetzen des Marktes. Wir können nur ausgeben, was wir einnehmen. Die Jahreslosung mahnt uns, dass wir einander in Liebe begegnen. „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“. Dann kann in der Sache hart, aber sachlich gerungen werden um gute Wege und ich muss den anderen nicht persönlich fertig machen. Auch die nicht, die an der Spitze stehen.

Und schließlich mahnt mich die Losung, mich an die eigene Nase zu fassen und nicht immer nur die anderen zu ermahnen. Und da wird sie herausfordernd. Denn wir zeigen gern mit dem Finger auf die anderen. Ich erlebe das bei meinen Schülerinnen und Schülern. „Wenn der andere angefangen hat, sehe ich es gar nicht ein, dass ich mich wegsetzen soll oder aufhören soll.“ Das ist eben kurzsichtig, denn man bleibt dann in der Position des genervten und geärgerten, statt sich in eine starke Position zu begeben und die Situation so zu verändern. Denn verändern können wir immer nur uns und unsere Haltung, nicht die der anderen. Da endet unser Einfluss.
Ja, diese Losung macht mir Mut, offenen Auges ins neue Jahr zu gehen. Egal, was passiert, ich bin begleitet und geborgen.
In diesem Sinn: alles was ihr tut geschehe in Liebe.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 20.12.2023

Am Sonntag ist heilig Abend. Es ist ein besonderer heilig Abend, denn er fällt mit dem 4. Advent zusammen. Das stellt manche Kirchengemeinden vor Herausforderungen, denn wer kommt am Sonntag vormittag zu einem Gottesdienst, wenn am Sonntag nachmittag bereits Heilig Abend ist? Zurecht finden am Sonntag vormittag dann oft keine Gottesdienste statt. Dennoch bringt der 4. Advent etwas ganz besonderes mit. Nämlich die laute unverhohlene Freude. Der Wochenspruch für den 4. Advent lautet: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! An heilig Abend ist bereits vom Licht die Rede, das das Volk sieht, das im Finstern wandelt. Im Vordergrund steht die Hoffnung, die Stille der Nacht, in die Verzweiflung über die vergebliche Herbergssuche langsam der Freude weicht.

Doch der 4. Advent ruft uns zu: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Das ist die kindliche Vorfreude auf das Klingeln, wenn die Bescherung ansteht. So eine unschuldige Freude, die uns manchmal abgeht. Gerade in diesen schweren Zeiten, wo es nahezu jeden Tag etwas gibt, über das man sich wundern oder aufregen kann. Es gibt ja auch vieles, das uns die Freude verderben kann: Krankheit, Schwere Lebenserfahrungen, Liebeskummer,
Sorgen, Unzufriedenheit, Mangelndes Selbstbewusstsein, die Nachrichten, die immer schlecht sind, die Situation in der Welt, Terror, Krieg, Bürgerkrieg. Da kann man die vielen Dinge, über die man sich freuen kann schonmal übersehen. Doch es gibt sie. Man muss sie nur sehen wollen. Für mich ist das eine gelungen Partnerschaft, eine gesunde Familie, Kinder, die ihren Weg gefunden haben, das nächste Legomodell, das ich bauen will, ein sportlicher Sieg meiner Lieblingsmannschaft, ein lustiger Film, oder mal wieder mein Lieblingsfilm, ein gutes Essen, ein schöner Wintertag, mein Adventskranz, ein Spaziergang über den Weihnachtsmarkt, die Tüte Magenbrot und und und. Es gibt so viel Grund zur Freude. Mach die Augen auf für die Freude in deinem Leben. Freu dich an den Menschen und den Dingen, die dir in deinem Leben schon begegnet sind.

Die biblische Aufforderung Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Ist ein Geschenk. Sie richtet unseren Blick weg von all dem Schweren und richtet unseren Blick auf den Grund all unserer Freude und der schönen Dinge: unseren Herrn. Diese von ihm geschenkte Freude lenkt unseren Blick – und sei es nur für einen Moment – weg von den Sorgen, den großen und kleinen Ärgernissen des Alltags.
Ich wünsche euch, das sihr euch vlt. in den kommenden Tage nochmal eine Kerze anzündet und einfach kurz nachdenkt, worüber in eurem Leben ihr euch freuen könnt. Genießt diesen Moment der Freude und geht mit dieser Freude in ein gesegnetes und fröhliches, unbeschwertes Weihnachtsfest, an dem all die Dinge, die sich schwer anfühlen, für einen Moment in den Hintergrund treten dürfen.

Damit lässt sich dann gut ins neue Jahr gehen. Dabei soll euch die Jahreslosung begleiten, die lautet: Alles was ihr tut geschehe in Liebe. So wünsch euch ür die letzten Tage des alten und die ersten Tage des neuen Jahres:
Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Wochen. Für all die anderen im neuen Jahr sorgen wir später.

Impuls für die Woche 13.12.2023

Es war eine Konfifreizeit vor vielen Jahren. Der schwierigste Zeitpunkt einer Kon-fifreizeit ist der Sonntag rund ums Mittagessen. Alle sitzen auf gepackten Koffern, die Zimmer sind geräumt und so richtig was zu tun gibt es nicht mehr. Also haben wir versucht, die Jugendlichen für Musik zu begeistertn. Wir haben das ein oder an-dere Lied gesungen und ihnen gezeigt, wo sie diese Lieder auf youtube in Rockversi-onen finden können. Großes erstaunen, dass es solche Lieder – es waren Lobpreis-lieder – auch von Rockbands als Rock und Popsongs gibt und dass die sogar Spaß machen.
Eines dieser Lieder, das mir heute noch immer gut gefällt, heißt „Bahnt einen Weg unserm Gott. Dieses Lied macht einfach Spaß, die Melodie passt und der Inhalt be-schreibt die Majestät Gottes auf eine Weise, die mir genau entspricht. Denn das Lied beginnt mit der Aufforderung dem Herrn einen Weg zu bahnen und schließt sofort den wichtigsten Gedanken an. Der uns erlöst von der Not. Erst dann kommen die Herrlichkeitsbeschreibungen Gottes. Und so erlebe ich meinen Gott: erst erlöst er aus der Not und dann sitzt er auf dem Thron. Er steigt vom Thron, erweist sich in der Geburt Jesu in einem ärmlichen Stall als ein naher liebevoller Gott, der es eben nicht nötig hat, auf einem Thron zu sitzen. Bereitet dem HERRN den Weg; denn sie-he, der HERR kommt gewaltig. So lautet unser Wochenspruch. Das klingt mit dem Wort „gewaltig“ ganz schön massiv. Ich versteh das „gewaltig“ so, dass wir das manchmal nötig haben. Wenn ich mir unsere Gesellschaft so anschaue: da stellt sich ein österreichischer Arzt hin und sagt: „Junge kinderlose Frauen, die eine Sterilisa-tion wollen, müssen mir erstmal glaubhaft machen, dass sie sich der Tragweite dieser Entscheidung bewusst sind.“

Ein Kind zu bekommen ist eine weitreichende Entscheidung. Doch niemand erwar-tet von einer Frau oder einem Paar einen Beweis dafür, dass sie sich der Tragweite der Entscheidung bewusst sind.
Da fühlt jemand, dass er im falschen Körper auf die Welt gekommen ist. Und wir erwarten, dass aufwändig und intimsphärenverletzend begründet wird, dass man sich der Tragweite der Entscheidung bewusst ist. Ja wo leben wir denn? Wir müssen endlich anfangen, erwachsenen Menschen als erwachsen zu behandeln und nicht un-ser eigenes Weltbild absolut zu setzen und nicht zu glauben, jeder habe so zu denken, zu fühlen und zu handeln wie wir. Wir haben als Menschheit und Gesellschaft noch einen langen weg vor uns. Deshalb muss Gott gewaltig kommen. Damit wir, ich sage das mal salopp, endlich den Knall hören.

So manches Mal kann man sich fragen, wo denn dieser Gott gerade ist. Bei mir war es die Trennung nach über 20jähriger Partnerschaft, die mein ganzes Leben, aber eben auch meinen Glauben nach dem warum hat fragen lassen. Bei dir ist es viel-leicht eine Krankheit, der Tod eines geliebten Menschen, finanzielle Schwierigkeiten, Streit in der Familie oder anderes. Es gibt so vieles im Leben, das auch den Glauben erschüttern kann.
Und oft stellt sich erst später heraus, wie richtig das doch war, wie sehr uns manch-mal die Weitsicht fehlt. Heute sind wir froh, dass diese Partnerschaft geendet hat und an ihre Stelle etwas neues treten durfte. Das sind Erfahrungen, die es seit Jahr-tausenden gibt. Mose, der sich zu schwach für seine Aufgabe fühlte, Jona, der mit Gott haderte, Petrus der glatt raus lügt, er würde mit Jesus nichts zu tun haben, Ju-das, der aus blanker Gier Jesus verrät. Die Bibel ist voll von Menschen, die wir vor-schnell als Versage betiteln würden. Weihnachten zeigt uns, dass dem nicht so ist, dass das einfach nur Menschen sind. Weihnachten bringt die Menschlichkeit, Liebe, Freude und Hoffnung in die Welt. Und darin kommt Gott gewaltig, in dieser totalen Andersartigkeit. Mögt ihr diese Andersartigkeit in diesen Tagen besonders erleben.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.