Stadtkirche St. Georg

Diese Kirche ist ein Haus Gottes.
Ihre Schlichtheit ist zugleich ihre Schönheit.
Ihre Kostbarkeiten dienen dem Lobpreis Gottes.
Die Kirche läd ein zum Verweilen, Nachdenken und Reden mit Gott.

Das Foyer der Kirche

Wer die Kirche durch das Hauptportal betritt, trifft im Foyer auf die (1922 von dem Neustadter Künstler Gustav Köhler gestaltete) Gedenktafel für die Opfer des 1. Weltkriegs 1914-1918.  Die Tafel zeigt St. Georg, 405 Namen und ein Bibelwort. Am Gewölbe des Vorraumes ist die Stelle markiert, an der früher das Seil zum Läuten der Gebetsglocke austrat.  Die Verglasung über dem Innenportal (zwischen Vorraum und Kirchenschiff) vermittelt noch einen Eindruck von der Kirchenfenster-Glaskunst des vorigen Jahrhunderts.

In der Kirche

Die St. Georgskirche in ihrer heutigen Gestalt ist das Werk eines der bedeutendsten Architekten der Neugotik, Carl Alexander von Heideloff (1788-1865) aus Nürnberg.  Das hohe Gewölbe ist, wie auch die Emporen und die (für Heideloff typischen) Achtecksäulen, eine stabile, selbsttragende Holzkonstruktion ohne Seitenschub.  Die Farbgebung und die Verzierungen des Kircheninnern konnten bei der Renovierung 1985-1990 der neugotischen Erstfassung entsprechend wiederhergestellt werden: z.B. die Lilien im Gewölbe des Altarraums, die Kapitelle und die Marmorierung der Säulen sowie der Schmuck der Architraphe (Tragbalken der Emporen). In zentraler Stellung der Taufstein (1848 überformt). Metallene Eindeckung (Zinn 1848, Kupfer 1913) mit Taufschale (1899).  Über dem Taufstein ein barocker Kronleuchter von 1681

Kanzel und Altar

aus Muschelkalk (1948). Die Kanzel zeigt die Symbole der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas,
Johannes.  Neugotischer Kanzelaufsatz. Vom Chorgestühl ist nur ein kleiner Teil erhalten und wird als Lesepult verwendet. Im Altarraum über dem Durchgang vom Chorraum in die Sakristei befindet sich das Steinrelief  „Kreuztragung Christi“, ein Frühwerk des in Neustadt gebürtigen Bildhauers Prof.  Edmund Möller (1885-1958).  Es ist eine Stiftung der Witwe Christiane Schwämmlein aus dem Jahr 1909.  Gegenüber ist das Ölgemälde „Die Auferstehung Christi“ zu sehen, ein Jugendwerk des (durch die satirische Zeitschrift „Simplizissimus‘ berühmt gewordenen) Künstlers Karl Arnold (1883-1953) aus Neustadt.  Gestiftet wurde dieses Gemälde von der Diakonuswitwe Elise Götz, geb. Langheinrich im Jahr 1909. Die Paramente (an Kanzel, Altar und Lesepult) wurden 1994 bis 1996 von Eva Vajce aus Wolframseschenbach entworfen und handgewebt

Abendmahlsgeräte

Zum wertvollen Besitz dieser Kirche gehören jahrhunderte alte Abendmahlsgeräte, die noch heutzutage (wie in allen früheren Jahren) in der Gemeinde in Gebrauch sind.  Auf 1557 datiert und mit Lilien ornamental graviert ist ein kleiner (für die Krankenkommunion bestimmt gewesener) Kelch.  Mit erzählenden Gravierungen (Maria mit Kind, österlicher Christus, Hl.  Franziskus u.a.) und Edelsteinen verziert ist der (möglicherweise noch weit ältere) 1653 von Johann Dehler und dessen Schwester Ottilie der Gemeinde (wieder) überreichte, schönste unserer Gemeinde-Kelche.  Von gleicher Charakteristik, jedoch schlichter im Detail, sind zwei weitere Kelche.
Unsere Kelche vom Anfang des 18.  Jahrhunderts (der eine zum Andenken an den 1714 tödlich verunglückten 24jährigen Joh.  Phil.  Oberender) zeigen Engelsköpfe und florale Elemente, aus Silber getrieben, dazu die Materialien Gold und Silber nebeneinander.  Auch im 19.  Jahrhundert kam ein für seine Zeit typischer Kelch zu den Vasa sacra hinzu. Aufschlußreiche Inschriften finden sich auf der Hostiendose von 1604, der Abendmahlskanne von 1628 und dem (schon genannten) Kelch von 1714. (Eine auch Details hervorragend präsentierende Filmdokumentation über die Vasa sacra schuf Klaus Engelhardt 1991.

Die Fenster

Buntglasfenster im Chorraum
Die Glasfenster von St. Georg aus dem vorigen Jahrhundert (darunter das 1894 durch Carl Lampert gestiftete Lutherfenster an der Kanzelseite der Kirche) fielen dem 2. Weltkrieg zum Opfer.  Das jetzt den Chorraum beherrschende Buntglasfenster (Weitzel Coburg, 1946),  wurde am Erntedankfest des Jahres 1946 eingeweiht.

Das Lutherfenster
Das neue Lutherfenster – mit (Teilen von) Psalm 23 und “Ein feste Burg” in Luthers Handschrift – von der Künstlerin Anne Hitzker-Lubin, Augsburg entworfen und mit der Franz’Mayerschen Hofkunstanstalt, München gefertigt, wurde im Jubiläumsjahr “750 Jahre Neustadt” 1998 anläßlich des Jubiläums “150 Jahre Heideloff-Kirche – 150 Jahre Hoffmann-Orgel” am Reformationsfest geweiht.

Die historische Hofmann-Orgel

Ein bedeutendes und wertvolles Kunstwerk ist die Orgel in St.Georg. Das Instrument wurde in den Jahren 1847/48 vom Neustadter Orgelbauer Georg Christoph Hofmann erbaut.  Es ist das größte aus der Werkstatt der Orgelbaufamilie Hofmann, die in Oberfranken und Südthüringen viele hervorragende Orgeln schufen. (Eine Bild- und Textdokumentation über 58 bekannten Hofmann-Orgeln wurde 1991 von Ulrich Greiner und Michael Thein erstellt.

Zur Geschichte

Die lateinische Inschrift an der Ostseite der Kirche lautet:

Anno domini Mcccccvii in die laurentii Inceptum e. h. templum
(Im Jahr des Herrn 1507 am Tage des Laurentius ist dieser Tempel angefangen worden.)

Gemeint ist damit die Errichtung des Langhauses der Kirche, das an die in der Stadt schon seit dem 14.  Jahrhundert bestehende St. Georgskirche angebaut und am 22./23.4.1518 eingeweiht worden war (während die seit dem 12. Jahrhundert auf dem Muppberg nahe der Ottilienquelle gelegene Ottilienkapelle im 16.  Jahrhundert nicht mehr gebraucht und restlos abgetragen worden ist).  Die 1507-1518 erweiterte Kirche war mit dem Taufstein, drei Altären, einer Kanzel im Schiff und einem Predigtstuhl im Chor ausgestattet.  Von der Kanzel im Schiff, die am mittleren Pfeiler angebracht war, predigte am Karfreitag des Jahres 1530 Dr. Martin Luther.  Eine Tafel im Altarraum erinnert daran.

Martin Luther in Neustadt 1530
Martin Luther war am Gründonnerstag, dem 14.  April 1530, mit einem großen Gefolge in Neustadt eingetroffen.  Seine Begleiter waren: Kurfürst Johann der Beständige, Kurfürst Johann, Philipp Melanchthon, Justus Jonas, Georg Spalatin, Johann Agricola, der Herzog von Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt, Graf Jobst von Mansfeld, Graf Ernst von Gleichen, die Kanzler Dr. Brück und Beier sowie weitere 70 Edelleute und 120 berittene Knechte.  Einen Tag später, am Karfreitag, dem 15.  April, predigte Martin Luther in der St. Georgskirche.  Seine Predigt hinterließ bei den Zuhörern einen gewaltigen Eindruck.

Zwei große Stadtbrände
Der erste große Stadtbrand war am 17.5.1636. Dadurch erlitt die Stadtkirche große Schäden und wurde wieder aufgebaut.
Beim zweiten großen Stadtbrand am 24.  Juni 1839, bei welchem fast die ganze Stadt eingeäschert wurde, wurde auch die Kirche ein Raub der Flammen: Es blieben nur die Außenmauern und der Turmstumpf an der Ostseite der Kirche erhalten.

Renovierungen
Die Renovierung 1985-1990 hatte – der Denkmalspflege entsprechend – die Ziele, die Bestandserhaltung zu sichern und in allen Einzelheiten (soweit noch möglich) die von Carl Alexander von Heideloff verantwortete Gestaltung der Kirche maßgeblich sein zu lassen. Die Veränderungen von 1946-1948 (Fenster, Kanzel, Altar, Chorgestühl) gehören zur von der Gemeinde respektierten Geschichte.  Mit den Renovierungen der Stadtkirche waren in der Regel auch technische Neuerungen verbunden (z.B. Heizung 1968, Induktionsschleife für Hörgeräte-Benutzer 1975 und Gewölbe-Isolierung 1990)