Impuls für die Woche 11.11.2020

Manchmal wundere ich mich über Jesus. An einer Stelle in der Bibel sagt er: Macht euch Freunde mit dem Mammon. So etwas aus dem Munde Jesu. Ich würde verstehen, wenn er sagt: Investiere dein Vermögen langfristig! Oder: Achte auf deinen Besitz! Oder: Gib es mit Bedacht aus. Das hätte man ja noch als vorausschauenden Hinweis der nachösterlichen Gemeinde verstehen können, um die eigenen Leute zur Nachhaltigkeit zu motivieren. Doch der Begriff “Mammon” macht deutlich, dass Jesus abfällig darüber spricht. Bei Wikipedia heißt es zum Beispiel: “Mammon ist ursprünglich ein unredlich erworbener Gewinn oder unmoralisch eingesetzter Reichtum, wenn er etwa zur lebensbestimmenden Maxime wird.” Und damit sollen die Christen sich Freunde verschaffen!? Wo wir doch wissen, dass bei Geld die Freundschaft aufhört und gekaufte Zuneigung wenig wert ist!

Wir kennen auch das Sprichtwort: “Money makes the world go arround” – Geld regiert die Welt und hält sie am Laufen. Das spüren wir gerade jetzt, wo viele Geschäfte und Dienstleister schließen müssen. Da geht es um die Existenz! Das gilt inzwischen selbst für die Kirche. Der Kreislauf des Lebens hängt scheinbar davon ab. Als Person, als Gesellschaft, als Staat sind wir davon abhängig. So abhängig, dass es notwendig sein kann, sich Geld zu leihen, Schulden zu machen. Heute geht es um Dollar, Euro und Yen, neuerdings um Bitcoins. Damals ging es noch um Naturalien: Olivenöl, Weizen … Und da beginnt die Geschichte dann doch anders als erwartet zu verlaufen. In der Geschichte, in der Jesus das gesagt hat, geht es um Schuldenerlass. Doch wer erlässt heutzutage schon jemand anderem die Schulden? Es läuft anders: Der Verwalter drückt den Schuldnern noch mehr auf, um selbst davon zu profitieren. Oder er nimmt einen Teil für sich. Eine der beiden Seiten – manchmal beide – wird betrogen. Es ist dann Pech, wenn man dabei erwischt wird. Wenn man dann genug beiseite geschafft, vorgesorgt und sein Schäfchen im Trockenen hat, ist das kein Problem. Doch was tun, wenn die eigene Existenz bedroht ist? Da wird selbst dem Gauner anders.
Und da kommt Jesu Aussage wieder. Er rät dazu, sich Solidarität zu erkaufen. So wie es der Verwalter in der Geschichte getan hat. Und zwar nicht mit seinem eigenen, sondern mit dem Vermögen seines Chefs! Den Mut muss man erstmal haben, das so durchzuziehen. Jesus lobt dieses Verhalten. Ich finde das seltsam. Erwartet habe ich etwas anderes. Jesus wendet sich direkt an seine Zuhörer. “Macht euch Freunde mit dem Mammon, an dem so viel Unrecht haftet, damit ihr, wenn es keinen Mammon mehr gibt, in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.” Jesus lenkt den Blick auf die Zukunft, die den Verwalter erwartet. Ihm ist es gleichgültig, ob er sich noch mehr Ärger mit seinem Chef einhandelt – der gehört sowieso der Vergangenheit an. Seine Zukunft liegt nun in anderen Händen. Darauf konzentriert er sich, darauf richtet er sein ganzes Handeln aus. All das andere lässt er hinter sich. Das ist der Punkt, um den es Jesus geht: Für ihn war Gottes Zukunft das, wonach er sein Reden und Tun ausrichtete. Er sprach, dachte und handelte, als ob das Reich Gottes schon mitten in der Welt wäre, als hätte der Himmel auf Erden schon Raum gefunden. Denn es ist diese Zukunft, die das gegenwärtige Leben prägen soll. Alles andere ist nur im Lichte dieser Zukunft zu verstehen. Es ist hilfreich, wenn wir Dinge im Sinne Gottes ändern wollen, ohne uns gleich Gedanken darüber zu machen, ob unser Engagement überhaupt von Erfolg gekrönt sein wird. Es ist hilfreich, wenn wir Trost suchen und Hoffnung finden wollen, wenn uns das Leben wieder durch seine tiefen und dunklen Täler führt.

“Macht euch Freunde mit dem Mammon, an dem so viel Unrecht haftet, damit ihr, wenn es keinen Mammon mehr gibt, in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.” Da heißt nichts anderes als: Richtet euch auf die Zukunft Gottes aus! Sie soll unsere Motivation sein, unser Leben und diese Welt so zu ändern, dass beides dem Reich Gottes schon jetzt nahe kommt. Sie soll euch die Angst und die Sorge nehmen. Denn am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Für heute wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibsts gsund. Nur für diese Woche. Für die kommende sorgen wir in der nächsten.