Impuls für die Woche 13.04.2022

Es ist schon verrückt. An Weihnachten feiern wir das Licht – mitten im Winter. Die Karwoche richtet unseren Blick auf das Dunkle. Auf Unerlöstes – mitten im Frühling. Wenn alles aufbricht, wenn es wieder nauswärts geht. Mein liebster Tag in der Karwoche ist der Karsamstag. Dieser Tag wird so schnell übergangen, dass wir die Tiefe seiner Bedeutung kaum mehr erkennen. Da scheint sich das Leben zu wehren. Wir gehen noch schnell einkaufen, alles scheint für einen Moment wieder normal. Dabei ist gerade an Karsamstag nichts normal. Dieser Tag verkörpert den Moment tiefster Verlorenheit und die Abwesenheit von Hoffnung. So wie der Psalm 88, in dem das Dunkle verharrt und keine Wendung zum Leben mehr findet.

Wenn alles zerrissen ist und nur Scherben vor mir liegen. Wenn ich die Diagnose gehört habe und mein Leben wankt. Wenn meine Arbeit voller Mühen ist und die Kraft nicht mehr reicht, sie zu bewältigen. Wenn die Flucht gelungen ist und das Leben trotzdem nicht Fuß fassen darf.

Gott macht sich all das zu eigen. Kommt hinein. Hält mit aus. Die innere Katastrophe. Die Gegenwart des Todes und seiner Vorboten. Die Zumutungen und Ungerechtigkeiten, die Menschen durch anderen Menschen erleben müssen.

Dort, in diesem unfassbaren Dunkel setzt sich Gott neben uns. Dieser Gott, der Hoffnung ist und Licht, das das Leben ist und für ein besseres Morgen steht.

Dieser Gott, der für Frieden steht im kleinen, in mir und mit meiner Umwelt, und im großen zwischen Völkern.
Dieser Gott lässt alles, was ihn ausmacht, los, um uns da nah sein zu können, wo all das gerade nicht ist. Gott teilt unsere totale Verlassenheit, unser Ausgeliefertsein, unsere Hoffnungslosigkeit. Gott folgt uns dahin, wohin uns niemand sonst folgen kann und mag. So sehr liebt Gott diese unsere Welt.

Gott verzichtet auf den magischen Handstreich, dass sofort oder überhaupt alles gut wird. Das ist für uns manchmal ja so schlimm. Wie kann Gott das denn alles zulassen? Doch Gott schenkt uns aus meiner Sicht etwas viel wertvolleres. Er geht mit uns, er ist bei uns.

Gott kommt einfach zu uns ins Elend. Er ist sich dafür nicht zu fein. Er ist für uns da.

Dieser Gott setzt sich neben mich und hält mit mir aus. Gott ist da.
Ich bin eingeladen, mich anzulehnen. Das ist für mich die entscheidende Botschaft von Ostern. Gott ist da. Jederzeit und immer. Etwas Besseres gibt es für uns nicht. In diesem Sinn wünsche ich euch ein gesegnetes Osterfest mit allem, was dazu gehört. Mit der Stille des Karfreitags, dem Aushalten des Karsamstags und der Fröhlichkeit des Ostersonntags.

Für diese Zeit wünsche ich euch Habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.