Ist unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es ihn um einen Fisch bittet?

Dieser Vers aus dem Predigttext dieser Woche macht mir regelmäßig schlechte Gefühle. Denn innerlich denke ich jedesmal: da kenn ich genug. „Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2019 etwas mehr als 4.000 Fälle von Kindesmisshandlung – ähnlich viel wie im Vorjahr. Vermehrt kam es jedoch zu sexueller Gewalt an Kindern. Hier verzeichnet die Statistik knapp 16.000 Fälle und damit über 1.300 mehr als 2018. Noch stärker angestiegen sind die Fälle von Kinderpornografie: Die Zahl der polizeilich erfassten Delikte in diesem Bereich erhöhte sich um etwa 65 Prozent auf mehr als 12.200.“

Was läuft da schief? Auch in Partnerschaften kommt es zu Gewalt mit Verletzungen. Dabei lässt man von Kindern die Finger ebenso, wie Gewalt in oder am Ende oder nach einer Partnerschaft tabu sind.

In dem Text aus dem dieser Vers stammt geht es ums Beten. Jesus sagt darin: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Und auch hier ertappe ich mich oft bei dem Gedanken: stimmt doch gar nicht. Wie oft beten wir um Frieden und es kehrt keiner ein. Wie viele Menschen sterben viel zu früh, obwohl wir für sie gebetet haben?

Sagt Jesus also die Unwahrheit? Nein. Es liegt an meinem Verständnis vom Beten. Das Gebet ist kein Wunschkonzert. Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Auch meinem Partner, meiner Partnerin sage ich Dinge, wir reden über Dinge mit unseren Partnern. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass auch eintritt, was wir als Wunsch äußern. Gebet ist kein Monolog. Es ist mehr als nur reden. Es ist ein – wenn man so will: multimediales – Zwiegespräch, das unser ganzes Leben in Anspruch nimmt – in das wir uns selbst mit allem, was wir sind und erfahren, einbringen dürfen. Von ihm dürfen alles erhoffen! Es lässt alles, wie es ist, aber es ändert den Menschen, der es spricht, denkt, fühlt, tut. Wer betet, der/die bittet, klopft und sucht. Nicht nur bei Gott, sondern auch in der Familie, bei den Nachbarn, den Nächsten – und zuerst und zuletzt bei sich selbst. Ich bin fest davon überzeugt, dass, wer so betet, beschenkt werden wird. Jesus nennt dieses Geschenk den Heiligen Geist. Er ist Gottes gute Gabe, die tröstet, ermutigt, beruhigt, belebt, befreit. Und die macht uns nicht zu wunschlos glücklichen Marionetten und stempelt Gott nicht zu einem Automaten, wo unten das rauskommt, was ich oben gedrückt habe. Dieser Geist befähigt uns, den Herausforderungen des Lebens mit der Hoffnung zu begegnen, dass nichts festgefahren sein muss und eine andere, eine bessere Zukunft möglich ist. Darin liegt die ganze Kraft des Gebets. Mehr haben wir nicht nötig. Und Gott auch nicht! Und genau darum lehrt uns Jesu sein Vaterunser. Wenn wir Worte verlieren wollen, dann diese. Alle anderen sind Beiwerk, Zugabe. Nicht verkehrt, aber eben mehr an uns selbst als an Gott gerichtet. Durch das Gebet sortieren wir uns, kommen bei uns an, fassen klare Gedanken, schöpfen Kraft und beziehen Gott in unser Denken ein.

Deshalb ist das Gebet unersetzlich. Um unseretwillen.

Für diese Woche wünsche ich euch: habt’s Zuversicht und bleibt`s gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.