Empty space – leerer Raum…darum ging es in einem Artikel, den ich am Wochen-ende gelesen habe. Es ging um die Frage, ob Kirche bei all der Neuerfindung, Verän-derung und Umgestaltung, keine leeren Räume, keine stillen Zeiten zulässt und sie stattdessen mit der Beschäftigung mit sich selbst füllt.
Doch mal ab davon, dass es in dem Bericht um Kirche ging. Ich bin jemand, der mit Stille nicht viel anfangen kann. Ich genieße es, spazieren zu gehen, und dabei genieße ich auch die Ruhe. Stille brauche ich dabei nicht. Meine Ruhe, um meinem Gedan-ken nachhängen zu können, dafür ist es gut. Auch die Golfrunde tut da gut. Einfach allein mit mir und meinen Gedanken.
In diesem Jahr merke ich, dass ich einen empty space brauche. Einfach mal nichts Neues aus dem Boden stampfen. Einfach mal zulassen, dass es grade so ist wie es ist und auch so sein darf. Ich habe mich an das erinnert, was ich mir seit Jahren immer mal wieder sage: das ist jetzt so und das darf auch so sein.
Und ich merke, dass ich diesem Gedanken zu oft zu wenig Raum gelassen habe. Viel-leicht habe ich Schwebezustände grade im beruflichen zu wenig aushalten können oder wollen. Und dann ist die Versuchung groß, etwas zu machen. Und wenn es dann noch klug aussieht und logisch klingt um so besser.
Natürlich kommt dabei auch etwas rum. So ist es ja nicht. Und doch merke ich privat wie dienstlich: es gibt Situationen, die lassen sich grade nicht ändern. Entweder weil sie mehr Personen als nur mich betreffen und ich gar nicht die Kontrolle über die gesamte Situation alleine habe. Oder weil ich getan habe, was ich tun konnte und nun abwarten muss, ob und was sich verändert, wie andere darauf reagieren.
In anderen Situationen wiederum bin ich es einfach nur leid, einfach nur auszuhal-ten, dass die Situation halt nun mal so ist wie sie ist und versuche sie zu verändern. Auch weil ich mich frage, was andere denken, wenn ich es einfach nur aushalte. Und schon stolpere ich über das Wörtchen „nur“. Ich glaube es gibt kaum eine größere Leistung, als eine Situation auszuhalten. Der Versuchung zu widerstehen, sie krampfhaft verändern zu wollen.
Solche empty spaces gibt es immer wieder im Leben. Je mehr ich sie unter Kontrolle habe, desto leichter fällt es mir, sie auszuhalten. Je weniger ich selbst tun kann oder könnte, desto schwerer fällt es mir.
Empty spaces sind wertvoll. Sie schützen vor Überforderung, wenn es gelingt, sie auszuhalten. Sie werfen mich auf meine Gedanken zurück. Im Idealfall helfen sie mir, eine andere Perspektive einzunehmen. Sie nehmen Druck raus. Ich muss nicht alles sofort und auf der Stelle meistern. Selbst wenn ich es wollte, weil es mich in den Wahnsinn treibt, dass eine Situation unfertig ist und ich sie aushalten muss.
Ich will wieder mehr auf empty spaces achten, auf mein Inneres hören und mir wie-der öfter sagen: das ist jetzt eben so und das darf auch so sein. Gerade den zweiten Teil finde ich dabei so wichtig: es darf jetzt so sein.
Denn es ist ja sowieso wie es ist. Ich kann mich dagegen stemmen und Kräfte ver-schwenden. Oder ich kann den Zustand akzeptieren, ja mehr noch: ich kann ihm er-lauben, sein zu dürfen. Dadurch gewinnt der empty space eine neue Qualität. Denn ich habe ihm seine Existenz in meinem Leben ja erlaubt. Das macht ihn dann am Ende wertvoll für mich.
Ich wünsche euch die Erfahrung, dass empty spaces keine schwarzen Löcher sind, in die ihr hineingezogen werdet, sondern Räume, die euch zu euch selbst finden lassen.
In diesem Sinne wünsche ich für diese Woche habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.