Impuls für die Woche 01.03.2023

Am Freitag vor den Ferien gab es Zwischenzeugnisse. Auf facebook las ich dazu ein Posting, in dem es hieß, dass das alles nicht so wild sei, alle SuS seien wertvoll, alles würde gut.
Das ist mir zu platt. Das gehört dazu, dass ich jemandem der vor mir sitzt und ein Problem habe, versuche, den Druck zu nehmen, bzw. ihm dazu verhelfe, dass er sich selbst aus dem Druck entlässt. Einfach nur mit einem „Alles wird gut“ darüber hinweggehen finde ich platt, lieblos und wenig hilfreich.

Wieder denke ich an Jesus in Gethsemane. Was er wohl gesagt hätte, wenn seine Jünger gesagt hätten: vertrau einfach, du bist ein wertvoller Mensch, alles wird gut? Ich habe diese Frage auch demjenigen gestellt, der auf facebook gepostet hatte. Er würde sich als Mensch wertgeschätzt fühlen. Ich würde das nicht. Ich halte das auch für die Perspektive Erwachsener.
Wenn es gelingt, SuS mit zu geben, dass sie mehr sind als die Noten, die im Zeugnis stehen, ist ein wichtiges pädagogisches Ziel erreicht. Das nimmt den Druck. Ich erlebe es jedoch häufig anders. Noten entfachen Druck. Und wenn dann schlechte Noten im Zeugnis stehen, schleicht sich ein schlechtes Gefühl in die Seele ein. Das will ich wahr- und ernst nehmen. Da hat sich jemand bemüht und am Ende steht ein Ergebnis, dass ihn oder sie traurig macht, ja vlt. Sogar das Gefühl gibt, versagt zu haben. Das wahr zu nehmen ist erstmal wichtiger als alles dagegen reden, das in dem Moment sowieso nicht ankommt.

Ich habe auch gelernt: jeder Mensch ist anders. Oder um es mit den Worte des kürzlich zu Ende gegangenen Faschings zu sagen: jeder Jeck ist anders.
Und os geht jeder auch mit solchen Situationen unterschiedlich um. Was den einen also ärgert, hilft dem anderen. Es gibt also keine generell gute oder schlechte Vorgehensweise. Es gibt nur eine im Einzelfall angemessene oder unangemessene Reaktion. So wie Jesus reagiert, als er seine Jünger schlafend findet, hätte er sich wohl nicht wertgeschätzt gefühlt, hätte man ihm gesagt: alles wird gut.
Es gilt also gut zuzuhören, was der, der da vor mit sitzt wirklich braucht. Und das macht es für Eltern oft schwierig. Denn dazu, dass wir unseren Kindern gern Leid ersparen wollen, jedenfalls die meisten von uns, kommt ja das, dass wir selber auch aushalten müssen, wenn unserem Kind etwas nicht gelingt. Entweder, weil wir wollen, dass unser Kind es besser haben soll im Leben als wir. Oder weil wir enttäuscht sind, dass unser Kind die Anforderungen nicht erfüllt, weil wir uns hilflos fühlen, weil wir Angst um die Zukunft unserer Kinder haben. Gründe gibt es viele. Und auch einem Erwachsenen will ich das Gefühl geben: egal, welche Gefühle du hast, sie sind zunächst in Ordnung. Sie sind da und dürfen sein. Sie dürfen Raum haben. Und dann überlegen wir, wie du am besten damit gut zurecht kommst. Was davon tut dir gut, was nicht. Warum tut es dir nicht gut und wie kannst du es ändern.

Ich merke: ich fühle mich ernst genommen, wenn mich jemand an die Hand nimmt und sagt: das schaffen wir gemeinsam. Ich weiß auch noch nicht wie, doch wir bekommen das hin, weil wir gemeinsam unterwegs sind. Ich bin überzeugt, auch einem Kind, das andere Noten hat, als es sie sich vorgestellt hat, hilft das Gefühl: du bist nicht allein. Und wenn ich ihm dieses Gefühl gebe, dann kann ich auch sagen: und weißt du was: Noten sind nicht alles. Schon deshalb werden wir einen guten Weg finden. Egal, wie der aussehen wird.

Für die kommende Woche wünsche ich euch gute Wege. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.