Impuls für die Woche 04.10.2023

Gestern saßen wir zusammen und haben uns unterhalten. Wie man das am Feiertag halt so macht. Da kam das Gespräch auf Alkoholismus. Und sofort standen sich zwei Meinungen gegenüber. Die einen meinten, Alkoholismus sei eine Entscheidung. Wenn man nur konsequent sei und willensstark und wolle, dann könnte man davon auch wieder weg kommen. Mich hat das erinnert an die Ansicht: wer wirklich eine Arbeit will, der findet auch eine. Das mag sogar stimmen, doch spielen Ausbildung und die Frage, was man sich alles antun muss, auch eine Rolle. Ganz so einfach ist es nicht. Doch seis drum. Die anderen meinten, Alkoholismus ist eine fiese Krankheit. In dem Moment, wo du zu ungewöhnlichen Zeiten trinkst und merkst, wie dir das gut tut in deiner miesen Lebenssituation, hast du schon ein handfestes Problem. Das ist der Moment, in dem du dir spätestens Hilfe suchen solltest.

Zwei Ansichten, die sich unvereinbar gegenüber stehen. Ich gehöre zu denen, die Alkoholismus für eine fiese Krankheit halten und das ist soweit ja auch wissenschaftlich genügend hinterlegt. Das Erbgut spielt ebenfalls eine Rolle.
Im Lauf der Diskussion kam mir ein Gedanke, der mich in solchen Diskussionen häufiger ereilt: wo ist eigentlich die Barmherzigkeit miteinander hin? Warum sind wir gegenseitig so ungnädig? Warum bringen wir unseren Mitmenschen oft soviel Härte entgegen? Liegt es an unserer eigenen Erziehung?
Derzeit wird auf den sozialen Medien heiß diskutiert, wie das mit den Tabellen und Ergebnissen bei den kleinsten Sportler*innen ist. Braucht man die oder ist es nicht viel wichtiger, dass man den Spaß am Sport vermittelt? Ich habe selbst einige Zeit die Mannschaft meines Sohnes in dem Alter gepfiffen. Wenn ich mir so anschaue, was am Spielfeldrand los ist und wie sich das auf die kleinen auswirkt, dann sage ich: stellt den Spaß am Spiel in den Vordergrund, um Leistung geht es früh genug. In der erstne Klasse und im Zwischenzeugnis der zweiten Klasse gibt es in Bayern ja auch keine Noten. Und trotzdem gehen die meisten Schüler*innen mit einem Schulabschluss aus der Schule. Wir kommen auch nicht mit dem Leistungsgedanken und einem Benotungssystem in unserer DNA auf die Welt. Das ist alles angelernt.

Wie wichtig die Barmherzigkeit ist, zeigt Jesus an verschiedenen Stellen. Sein bekanntestes Beispiel ist der barmherzige Samariter. Da fällt einer unter die Räuber und landet im Graben, von oben bis unten zerschunden. Und da ziehen sie reihenweise an ihm vorbei, die die sich für die ganz frommen und tollen halten. So einen fasst man doch nicht an, da wird man unrein. Erst als der Samariter, heute wäre das vlt ein Syrer oder ein Afghane, so einer halt, den wir am liebsten schnellstmöglich abschieben wollen würden, vorbei kommt, wird ihm geholfen. Er bringt ihn zu Freunde und bezahlt seine Pflege.

Jesus hält den Menschen immer wieder den Spiegel vor. Jedem und jeder von uns. Ob uns das gefällt oder nicht. und wie die Menschen damals sind wir ganz gut darin, jeden im Spiegel zu erkennen außer uns selbst.
Doch wenn wir ehrlich sind, dann denke ich, dass die meisten genau wüssten, wo es ihnen an Barmherzigkeit mangelt. Und sehr oft liegt das daran, dass wir mit uns selbst auch nicht barmherzig sind. Gönnen können beginnt bei uns selbst. Es ist einfach so: was wir uns nicht tun, das werden wir auch nie anderen tun. Bei uns selbst geht es los.
Gnädig werden wir dann oft erst, wenn wir selbst Gnade erfahren haben. Oder wenn wir etwas erlebt haben, was uns demütig werden lässt.
Vielleicht muss es gar nicht so weit kommen. Es genügt, mal einfach ehrlich zu sich selbst zu sein. Und ich bin barmherzig genug, um zu wissen: das ist alles andere als einfach. Doch es lohnt sich.
Für diese Woche wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.