Ich habe jetzt endlich mal einen Film gesehen, den ich lange schon sehen wollte. Er heißt „Der Nachname“. Schon den Vorgänger „Der Vorname“ fand ich sehr lustig und gleichzeitig hatte er eine gewisse Tiefe. Dich der Nachname hat ihn für meine Begriffe nochmal getoppt. In dem Film jagt eine familiäre Katastrophe die nächste. Der erfolgreiche Jungunternehmer, der Geld ohne Ende verdient, will unbedingt ein zweites Kind. Doch seine Frau, eine aufstrebende Schauspielerin, nimmt die Pille, weil sie schon mit dem ersten Kind überfordert ist. Die Schwester des Jungunternehmers macht ihrem Mann vor, sie hätte eine Affäre, damit sich ihr Mann wieder für sie interessiert. Die Mutter der beiden hat ihren Adoptivsohn, den besten Freud der Schwester geheiratet, nachdem ihr Mann seit 5 Jahren gestorben ist. Und zu allem Überfluss ist die spanische Tochter der ehemaligen Haushälterin auf Lanzarote, wo die Familie ein Häuschen hat, die Halbschwester der beide. Jeder fällt jedem an irgendeiner Stelle in den Rücken, die jeweiligen Paare reden kaum über die wichtigen Dinge miteinander, weil jeder mit seinen eigenen Problemen befasst ist, statt sie gemeinsam zu lösen. Dazu ist eine Familie eigentlich da.
Ich habe mich spontan erinnert gefühlt, was eine Freundin meiner Tochter sagte, als sie mit uns im Urlaub war. „Wenn alles ok ist, gibt es immer wieder Streit, doch kaum gibt es eine Krise, haltet ihr alle zusammen.“ Was sie seltsam fand, weil sie es anders erlebt hat bisher in ihrem Leben, nämlich dass Krisen zu Streit führen und sonst alles bestens ist, fand ich ein Kompliment. Natürlich streite ich mich nicht gerne, schon gar nicht, wenn es nur so um Kleinigkeiten geht. Dass eine Krise jedoch zu Zusammenhalt führt, das hat mich stolz auf meine Familie gemacht. Inzwischen hat sich vieles verändert, und ich bin froh, dass ich einen Alltag habe, in dem es keinen Streit mehr um Kleinigkeiten gibt und Zusammenhalt in Krisensituationen trotzdem normal ist. Denn dafür ist eine Familie da. Und gleichzeitig hat das Gelingen einer familiären Situation viel damit zu tun, wie die einzelnen Mitglieder mit sich selbst im reinen sind. Brauche ich mein Gegenüber dazu, dass es mich definiert? Jesus hat uns ins Stammbuch geschrieben, einander zu lieben, wie uns selbst. Selbstliebe hat damit zu tun, dass ich weiß, wer ich bin, was ich brauche und was ich will. Je besser ich das weiß, umso weniger brauche ich andere Menschen, damit sie mich definieren oder mir einen Wert geben. Ich brauche kein Kind, damit ich einen Sinn im Leben habe. Ich kann zugeben, dass mich eine Situation überfordert, dass ich eine Veränderung brauche und will, ohne dass das ein Scheitern ist.
Viel zu oft bestimmen gesellschaftliche Standards unser Leben. Das macht man so…oder so verhält man sich nicht. Für mich gilt oft: das ist jetzt so und das darf auch so sein. Ich erlaube einer schwierigen Situation so sein zu dürfen. Denn das nimmt den Druck raus, sie sofort lösen zu müssen. Wenn ich ihr erlaube, sein zu dürfen, kann ich in Ruhe entscheiden, wie ich sie löse und in eine gute Situation überführe. Brauche ich etwas Neues? Oder brauche ich mein bisheriges anders als bisher? Beispielsweise meine Arbeitssituation? Meine gesundheitliche Situation? Meine private Situation, auch wenn es vlt. weh tun wird?
Die Mutter hat ihren Kindern und Schwiegerkindern und ihrem Partner die Augen geöffnet. Familie muss nicht perfekt sein. Es reicht, ehrlich miteinander zu sein. Damit kommt man schon einen ganzen Schritt weiter, denn man ist in seinem Problem begleitet. Man kann es teilen. Und das ist viel wert.
Deshalb: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Also liebe dich selbst. Fang an, dir selbst etwas wert zu sein.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.