Vor ein paar Wochen ist der frisch gewählte designierte Regionalbischof von Bayreuth am Tag nach seiner Ernennung von seinen Amt zurückgetreten. Private Gründe gab er an, hätten ihn zu dem Schritt bewogen. Das ist vorbehaltlos zu akzeptieren. Natürlich kann man nun fragen: warum bewirbt er sich dann überhaupt erst? Für mich ist das irrelevant. Er hat das getan, ich gehe davon aus, aus guten Gründen und aus ebenso guten Gründen hat er dann auf das Amt verzichtet. Das muss man sich erstmal trauen.
Seitdem tobt in der Kirche eine Debatte um eine Frauenquote. Ich bin versucht zu sagen: natürlich mal wieder viel zu spät. Seit dem 01. Mai 2015, also seit ganzen 9 Jahren gibt es im deutschen Recht das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst.
Pfarrer*innen arbeiten im öffentlichen Dienst. Was also diskutieren wir hier? Ich bin kein Freund einer Quote. Ich möchte Aufgaben übertragen bekommen aufgrund meiner Kompetenz, und nicht aufgrund meines Geschlechts. Allerdings bin ich inzwischen soweit, dass ich sage: man muss auch mal etwas tun, was zunächst als schwachsinnig erscheint, wenn es dem Fortschritt dient. Und wenn Kirche noch so gestrickt ist, dass sie eine vorwiegend männliche Domäne ist, dann braucht es vielleicht wirklich eine Quote. Auf der anderen Seite hat die EKD eine weibliche Präses, es gibt weibliche Landesbischöf*innen, es gibt auch in Bayern Frauen in kirchlichen Führungsämtern. Doch anscheinend passt da etwas nach wie vor nicht. Dann gehen wir den Schritt aber doch bitte gleich komplett. Keine Frauenquote, sondern eine echte Diversitätsquote.
Denn es geht schon lange nicht mehr nur um zwei Geschlechter. Es geht um viel viel mehr. Und das schon seit Menschengedenken. Der Mensch wurde zu Gottes Ebenbild geschaffen, und er wurde als Mann und frau erschaffen. Damit ist Gott schon weit mehr als der alte Mann mit weißem Bart. Gott ist männlich und weiblich zugleich gleichzeitig weder noch. Also kann auch der Mensch als Ebenbild Gottes männlich und weiblich, beides oder keines davon sein. Damit spiegelt Gott die Diversität in Reinstform wieder und hat diese durch die Schöpfung auf den Menschen übertragen.
Durch das neue Selbstbestimmungsgesetz werden in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt. Wenn wir also jetzt anfangen eine Frauenquote zu diskutieren, dann machen wir mit der Diskriminierung munter weiter, statt sie zu verbessern oder gar aufzulösen. Wir brauchen also eine Diskussion, die über die Frauenquote weit hinaus geht.
Wenn wir uns als nach Gottes Ebenbild geschaffene Geschöpfe bezeichnen, dann müssen wir über weit mehr diskutieren. Oder wir nehmen unsere eigene Botschaft nicht ernst.
Also, ob du Männer oder Frauen liebst ob du eine Mann oder eine Frau oder non-binär ist, ob die trans oder hetero oder homo oder bi bist, ob du monogam oder polyamor lebst und liebst, all das muss unwichtig werden. Es darf nur eines zählen: du bist ein geliebtes Kind Gottes wie ich. Nehmen wir das zumindest in der Kirche endlich mal ernst, dann wäre das ein guter Anfang, viele unserer Themen lösen zu können im Sin einer menschlichen und damit wahrhaftig göttlichen Kirche. In dieser Kirche haben dann Diskriminierung und Machtspielchen keinen Platz mehr.
Nun beginnt die Sommerpause. Den nächste Impuls wird es Ende August geben. Bis dahin wünsche ich euch: habts Zuversicht, bleibts gsund und habts an schönen Sommer.