Derzeit wird wieder viel über Coronamaßnahmen diskutiert. Die Zahl der positiv getesteten Personen steigt. Die Befürchtungen steigen mit Blick auf die bevorstehenden Herbst- und Wintermonate und die zu erwartende Grippewelle. Auch wenn von vielen Seiten darauf hingewiesen wird, dass die Lage derzeit eine andere ist als im Frühjahr. Die Regierung spricht wieder von Lockdown und strengeren.
Viele Menschen haben Angst: vor dem Virus, vor einer möglichen Erkrankung, vor einem schweren Verlauf … Genauso vor einem weiteren wirtschaftlichen Einbruch, vor Herausforderungen in Familie und Beruf, vor Schulschließungen, vor der Einsamkeit … Auf der einen Seite fürchtet man die Nachlässigkeit in Sachen AHA-Regeln und warnt vor allzu sorglosen Umgang in größeren Menschenmengen. Auf der anderen Seite erhebt man den Vorwurf der Panikmache. Dazwischen bleibt nur wenig übrig. Nur eine große Unsicherheit. Genau darum macht mir persönlich diese Angst am meisten Sorge. Sie macht sich unterschwellig und kriechend breit. Es sind Kleinigkeiten, die ich mehr und mehr wahrnehme bei den Menschen, denen ich begegne. Nichts ist mehr ohne Corona denkbar. Egal was ich mache, das Virus wabert irgendwo immer mit. Es beeinflusst Wege, die wir gehen, prägt Entscheidungen, die wir treffen, bestimmt unser Verhalten gegenüber anderen. Es ist eine Art persönliche Pandemie, die sich in uns breit macht. Corona ist überall und zu jeder Zeit gegenwärtig. Es schränkt unseren Lebensvollzug ein, jedenfalls im Vergleich zu dem, wie wir noch Anfang des Jahres gelebt haben. Und ich frage mich: kommt die Unbeschwertheit jemals zurück? Die Gründe für die Maßnahmen kann ich nachvollziehen, mein Verstand sagt mir, dass sie im Moment notwendig sind. Doch da bleibt meine Sorge um eine Generation, die mit “Social Distancing” heranwächst und bei denen Maskentragen zum Alltag gehört. Was dies für Folgen hat und welche Konsequenzen da auf unsere zukünftige Gesellschaft zukommen, das ist kaum abzusehen und verunsichert nur noch mehr.
Nun begegnet mir dieser Bibelvers: “Gott hat uns nicht einen Geist der Ängstlichkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.” Ich liebe diesen Vers. Er drückt Kraft, Liebe und Besonnenheit aus! Als Paulus diese Zeile schreibt, befindet er sich in Gefangenschaft. Viel Ärger hat es ihm eingebracht, dass er sich den Jesusanhängern angeschlossen hatte. Im Gefängnis zu landen war noch die harmlosere Form der Repressalien, die er über sich ergehen lassen musste. Und dennoch strahlt er viel Selbstbewusstsein und Zuversicht aus.
Paulus weiß sich getragen von dem Versprechen, dass das Leben mehr umfasst als die Jahre, die wir auf diesem Planeten verbringen. Er weiß sich umfangen von einer Liebe, die weiter blickt als bis zum eigenen Horizont. Er weiß sich gesegnet mit einer Botschaft, die dieses Leben verheißt. Dieses Wissen hat er verinnerlicht, ist tief verankert in seiner Seele. Es begleitet ihn Tag für Tag, Stunde für Stunde, jeden Wimpernschlag seiner Existenz, ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Nichts ist so schlimm, dass er daran verzweifeln würde. Trotzdem hat er noch Angst. Er weiß sich jedoch von Gott getragen.
Das dürfen wir auch. Warnungen versetzen uns deshalb ebensowenig in Panik wie Verschwörungstheorien unsere Besonnenheit nehmen können. Wir haben die Möglichkeit, eine christliche Gelassenheit an den Tag zu legen, die uns vor den Extremen bewahrt. Sicher, wir haben das Leben nicht in der Hand. Gott hat es in der Hand. Und er wird Sorge dafür tragen, dass wir es behalten werden.
Für diese Woche wünsche ich euch, bleibt gesund. Nur für diese Woche. Für die nächste Woche sorgen wir in einer Woche.