Impuls für die Woche 19.04.2023

Ich und mein Hund. Da liegt er neben mir und tut so, als könnte er kein Wässerchen trüben. Und alle sagen: och ist der süß. Ja das ist er. Doch er kann auch anders. In meinem Schlafzimmer steht nun eine Hundekamera. So kann ich sehen, wie es ihm geht, wenn ich ihn allein lassen muss. Ich kann mit ihm reden – momentan verwirrt ihn das noch, weil er nicht weiß woher die Stimme kommt, wenn ich doch weg bin. Er hat inzwischen mitbekommen, dass ab und an Leckerli aus der Kamera kommen. Hilft derzeit noch nur bedingt, wenn er sich in seine Jaulerei hineinsteigert, weil er irgendwo im Haus Geräusche hört. Er ist doch so gern mitten im Geschehen.

Einmal im Monat kommt die Hundetrainerin. Manchmal ist es zum verzweifeln, weil der Hund einfach nicht so reagiert wie ich das will. Oder nicht schnell genug lernt, was ich will oder anscheinend alles wieder verlernt hat. Und ich habe ja auch keine Lust, immer nur den Hund zu erziehen. Manchmal will ich einfach mit ihm spazieren gehen. Und dann denke ich mir: für konsequente Erziehung bin ich irgendwie nicht gemacht.

Dabei kommt mir das entgegen, wie das bei Hunden läuft. Unsere menschliche Pädagogik ist defizitorientiert. Wir doktorn an Schwächen herum, versuchen sie auszumerzen, anstatt das zu stärken, was gut ist. Meine Hundetrainerin meinte: schau, er bietet doch ganz viel an. Und ich denke mir: ja und ganz viel auch nicht. Ein Hund wird mit positiver Verstärkung erzogen. Da hab ich ein Video gesehen, das mich beeindruckt hat. Da ist ein Hund ständig am Herrchen hochgesprungen, weil er die Leckerli wollte, die in der Hand versteckt waren. Der Trainer hat dabei erklärt. „Irgendwann tritt Reizermüdung ein“ meinte er. „Der Hund merkt, das bringt mich nicht weiter und hört auf. Und dann bin ich mit der Belohnung da.“ Bis er gelernt hat, dass es sich lohnt unten zu bleiben.
Ich wäre schon gern an dem Punkt, dass mein Hund unten bleiben gelernt hat. Und während ich das schreibe liegt er neben mir und ich schaue ihn an und denke mir: och wie süß.

Es ist schon wahr. Stärken stärken ist viel sinnvoller als an seinen Schwächen herumzudoktorn. Denn wie es Eckard von Hirschhausen ganz richtig sagt: Wenn du als Pinguin geboren wurdest, dann machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir in diesem Leben keine Giraffe. Und ein guter Therapeut wird sich deshalb darauf konzentrieren, was du bist, was du kannst, was du willst, was deine Stärken sind.

Und wenn ihr denkt, ihr müsstet so sein wie die anderen, dann habe ich einen kleinen Trost: andere gibt es schon genug. Dich gibt es nur einmal. Sei also du, denn so bist du einzigartig. Und sei gnädig mit dir.
Ich bin auch gnädig mit mir und meinem Hund. Dann dauert es halt noch etwas länger, bis er so reagiert, wie ich mir das vorstelle. Doch das ist dann unser Tempo. So hat mich Gott geschaffen, so bin ich geworden, das macht mich aus.
Ich kann genug Dinge gut, ich muss nicht alles gut können. Mein Hund auch nicht. Es ist ja irgendwie auch süß, wenn er im Schlafzimmer alleine ist und sich nach oben reckt, um zu jaulen wie ein Wolf im Wald. Und so lange er dabei niemanden stört ist das auch in Ordnung.

Also, sei du selbst, sei der, den Gott geschaffen hat und versuch nicht zu einer Kopie von anderen zu werden.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.