Impuls für die Woche 22.11.2023

Heute ist Buß und Bettag. Meiner Erfahrung nach ist das ein Tag, mit dem immer weniger etwas anfangen können, weil er ein schlechtes Image hat. Er passt ins Spaß-verderberimage der Kirche. Buße tun, fasten, das sind keine Themen, mit denen man heute noch Menschen hinterm Ofen hervolockt. Eigentlich seltsam. Denn gera-de wenn man „fasten“ goggelt, findet man unzählige Treffer. Welcher Fasten-Typ bist du? Es gibt also sogar Fasten-Typen. Es gibt verschiedenen Fasten-Methoden. Viele machen regelmäßig Fastenkuren über mehrere Wochen um den Körper zu entgif-ten. Fasten ist in. Nur nicht, wenn es ums Fasten zugunsten der Seele geht. Und da passt der Buß- und Bettag hinein. Denn es geht schon lange nicht mehr ums büßen. Der Buß- und Bettag ist ja auch nur noch ein geschätzter Feiertag, wobei man sich fragt, was er schätzt. Die Schüler*innen haben frei, deren Eltern und Lehrer*innen nicht. Wer an dem Tag Urlaub will, muss den bekommen, und wenn die Kol-leg*innen dann meckern bekommt er auch gleich die ganze Heftigkeit an Reaktionen ab, die man vielleicht mit Buße verbindet.

Das Motto des diesjährigen Buß- und Bettages ist „trotzdem“. Es geht um Trotzdem-Momente. Zum Beispiel: Auch wenn viele Schicksalsschläge mir das Leben oft schwer machen und ich manchmal nicht weiter weiß, glaube ich trotzdem, dass Gott an meiner Seite ist und mich aufrichtet. ODER Trotzdem schaue ich Nachrichten und interessiere mich für das, was Menschen in dieser Welt widerfährt. Wenn man genauer hinschaut, passiert neben den vielen grausamen Dingen auch sehr viel Gu-tes, das Hoffnung gibt. Das sind nur zwei Stimmen von vielen, die an diesem Tag zur Sprache kommen sollen.

Der Buß- und Bettag stellt inzwischen Fragen, die zum Nachdenken anregen sollen. Und das ist gut so. Die Spielverderberhaltung der Kirche ist vorbei. Und sie ist auch unangemessen. Dennoch hat Kirche viel zu sagen. Selbst wenn uns die Mitglieder in Scharen weglaufen. Wir sollen vorsichtig sein, mit Dingen, die vordergründig keine Rolle mehr spielen. Das gilt nicht nur für die Kirche. Wir kürzen allgemein gerne Dinge weg, die nicht ins Leistungsprinzip passen, die vordergründig für die Gesell-schaft keine Rolle mehr spielen oder zu spielen scheinen. Und so kann ein Trotzdem-satz auch lauten: Trotzdem bin ich Mitglied in der Kirche, weil mir wichtig ist, dass es die Kirche gibt, dass sie soziale Themen immer wieder laut werden lässt und bei aller Fehlerhaftigkeit und Menschlichkeit eine Glaubensbasis für die bietet, die sie wollen.

Und so fragt der Buß- und Bettag, was sich wohl viele fragen: Wann werden die Zeiten endlich besser? Wann hören wir morgens keine Nachrichten mehr vom Krieg und von der Klimakatastrophe? Wann können wir uns wieder auf ein Leben freuen, in dem wir uns wertschätzend und liebevoll begegnen? Und er antwortet: wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Oder besser: Gott hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Auch wenn viele Menschen immer wieder viele Fehler machen, auch wenn wir persönlich Schuld auf uns laden, Gott liebt uns trotzdem, das sagt die Bi-bel. Das ist kaum zu glauben und schwer zu verstehen. Aber ist diese Zusage nicht wunderbar?

Der Buß- und Bettag bietet die Möglichkeit einer Rückbesinnung. Und vielleicht ent-schließt sich der ein oder andere ja, trotzdem in der Kirche zu bleiben. Trotz dem sie vielleicht für mich nicht mehr die Relevanz hat, wie für andere, weil man zu der Er-kennntis kommt, dass es doch gut ist, dass es sie gibt und der Betrag zur Unterstüt-zung ja nun auch nicht so hoch ist. Trotzdem überall immer wieder Fehler gemacht werden.
Für die kommende Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.