An meinem Glauben fand ich immer schon beeindruckend, dass unser Gott so ganz anders ist, wie es Karl Barth ausgedrückt hat. Der ganz andere. Nichts anderes übrigens bedeutet queer in der Vielfalt dessen, was der Begriff umfasst und in der Abgrnzung zu dem, was noch immer leider als „normal“ angesehen ist. Die ganze Aufregung um eine Aussage wie „Gott ist queer“ ist also umsonst. Denn das hat schon Karl Barth gesagt: Gott ist der ganz andere. Und Gott umfasst auch so vieles, was wir als nicht normal bezeichnen würde. Er ist ein König, eine Majestät, er ist, wie es der Wochenspruch für den 1. Advent ausdrückt: ein Gerechter und ein Helfer.
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Gott, ein König, der als Helfer daher kommt? Bei König denken wir an andere Bilder. An einen Palast. An ein Gefolge, an Bedienstete. Doch Gott kommt selbst als Diener.
Und das ist das spannende am Gottesbild der Bibel. Es umfasst soviel mehr, als wir in unserer Begrenztheit erfassen können. Wir erleben das ganz banal gesagt in der Diskussion um die Ausrichtung der Nationalmannschaft. Ein wenig typisch deutsch: es läuft mal wieder nicht, also werden die berühmten deutschen Tugenden beschrieen. Die braucht es jetzt wieder. Zusammenreißen, auf die Zähne beißen, kratzen, beißen, kämpfen um zu siegen. Das hat was von Neandertal. Wenn nicht normal läuft, dann versuchen wir es zu erzwingen.
Im Advent ist die Zeit, zur Ruhe zu kommen, sich Gedanken zu machen. Gott ist so ganz anders. Wir merken, die althergebrachten Dinge tragen nicht mehr. Politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch sportlich. Doch wirklich neue Dinge trauen wir uns nicht zu. Wer weiß, wie das wird. Wird es tragen? Kommen wir damit zurecht? Wird es dann noch schlimmer, wenn wir es anders als bisher machen, weil das ja wenigstens noch ein paar Menschen interessiert hat. Verprellen wir die dann auch noch?
Damit fallen wir in eine Art Schockstarre und bewegen gar nichts mehr. Und zwischen diesen Polen bewegen wir uns. Lassen wir alles wie es ist, weil wir ja nicht wissen, was kommt. Oder machen wir vieles neu, weil wir wissen, dass das vergangene nicht mehr lange trägt?
Und in diese Zeit kommt Gott, ein König, und gleichzeitig ein Gerechter und ein Helfer. Ich stelle mir vor, wie er einbricht in die Hektik mit seiner Ruhe.
Ich habe ja neidisch auf all die geblickt, die auf insta und anderswo berichtet und gezeigt haben, dass sie schon Anfang November einen Weihnachtsbaum schmücken und Weihnachtsmusik hören und alles weihnachtlich dekorieren. Ich mache das immer nach dem Ewigkeitssonntag. Doch ich merke, auch bei mir bröckelt es. Wie lange werde ich das noch durchhalten für mich? Denn ich liebe die Vorweihnachtszeit mit ihren Liedern und Lichtern. Dieses Jahr habe ich es geschafft. Erst das eine fertig machen, dann das neue beginnen.
Für mich steht das sinnbildlich, und deshalb werde ich versuchen, das bei zu behalten. Neues kann werden, wenn altes nicht mehr funktioniert. Wenn Altes zu Ende geht. Wie wir am Kirchenjahresende über zu Ende gehendes Leben nachdenken, wie die Natur langsam ihr Kleid abwirft. Dann kommt Neues.
Als klar war, das Alte trägt nicht mehr, da hat Gott etwas Neues gemacht und mit dem Kind in der Krippe sich von seinem alten verabschiedet. Keine Menschheitsvernichtung mehr, nein Hoffnung auf neues Leben. Hoffnung darauf, dass alles gut wird. Eben ganz anders. In einem Stall hat es begonnen, in unseren Herzen will es weitergehen. Geben wir dem eine Chance. Und das über die Weihnachtszeit hinaus.
So wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese erste Adventswoche. Für die zweite sorgen wir später.