Eine Szene beim Metzger, die wir wohl alle kennen. Das Kind bekommt eine Scheibe Gelbwurst und die Mutter oder der Vater steht mahnend daneben: „Wie sagt man?“. „Danke“. Lautet die fast schon demütige Antwort. Ein zweiter Gedanke: ich höre oft von Menschen, dass sie gar nicht so viel hoffen wollen, denn dann ist die Enttäusch ung nicht so groß, wenn es dann nicht so funktioniert wie gedacht, beispielsweise mit dem neuen Job. Der Wochenspruch für den 2. Advent gibt eine andere Richtung vor.
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. So lautet der Wochenspruch für den zweiten Advent. Das heißt sozusagen: Kopf hoch, Blick nach vorne. Jesus zeigt uns mit diesen Worten, wie wertvoll jeder einzelne von uns für Gott ist. Er sagt uns, dass Gott uns liebt. Deshalb können wir voller Selbstbewusstsein leben. Wir brauchen vor niemandem zu buckeln. Es gibt keinen Grund, sich für schlechter oder weniger Wert zu achten, als andere. Alle sind vor Gott gleich viel wert – nämlich unendlich wertvoll.
Deshalb können wir hoch erhobenen Hauptes durchs Leben gehen und die Augen offen nach vorne richten. Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen zu tun. Es geht nicht um Überheblichkeit. Nein, wir sind nicht besser als andere, aber eben auch nicht schlechter. Wir müssen nicht demütig den Kopf unten halten, weil uns ja sowieso nichts Gutes widerfahren wird. Doch warum sollen nicht wir die Stelle bekommen? Warum halten wir alle anderen Bewerber*innen für geeigneter als uns selbst? Warum soll uns nichts Gutes widerfahren im Leben, warum aber allen anderen? Wen wir nach vorne schauen, sehen wir die Welt mit Gottes Augen. Wir sehen, wie Gott sie sieht. Und in Gottes Augen sind wir geliebte Kinder und für seine Kinder will Gott nur das Beste. Doch irgendwie haben die meisten von uns gelernt, dass demütig sein und bescheiden sein der beste Weg ist, um gut durchs Leben zu kommen. Dabei steht schon in der Bibel: carpe Diem. Nutze den Tag. Nutze ihn so, als sei es dein letzter. Hole das aus ihm heraus, was in ihm steckt. Und ich zumindest möchte nicht mit dem Gefühl sterben, ich hätte nicht das Beste des Lebens verdient.
Ursprünglich ging es bei den Worten um die Befreiung von Sklaven, deren Erlösung von der Sklaverei sich näherte. Deshalb sollten sie zuversichtlich sein. Wovon brauchen wir Befreiung? Von der Arbeitsbelastung, die wir Tag für Tag erfahren? Von den Schmerzen einer schweren Krankheit? Vom Streit in der Familie? Jesus sagt uns diese Befreiung zu. Mir reicht das, um den Kopf zu heben und zuversichtlich nach vorne zu schauen. Zu genießen, dass es Weihnachten wird. Lebe dein Leben in vollen Zügen. Das ist keine Rücksichtslosigkeit, das ist keine Arroganz. Das ist eine gottgewollte Lebenseinstellung. Du hast nur dieses eine Leben. Nutze es so, dass es ein gutes Leben wird. Egal, was andere sagen, egal, was dir deine Eltern mit ins Leben gegeben haben.
Steht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Bald ist Weihnachten. Diese Woche ist eine gute Woche, um darüber nachzudenken, wo ich in meinem Leben meine Erwartungen klein halte und wie ich sie groß werden lassen kann.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.