Impuls für die Woche 13.03.2023

Ich habe vor einigen Jahren verschiedenen Fortbildungen bei Lingua eterna gemacht. Da geht es um achtsame Sprache. Auch gendern ist in aller Munde, hat am Ende aber weniger mit den Grünen zu tun als vielmehr mit gerechter Sprache. Sprache macht eben sichtbar oder unsichtbar. Mit Sprache kann man so vieles machen. Das wissen wir auch aus der Geschichte.

Mein Sohn findet das Sprachkonzept von Lingua Eterna immer ein wenig albern und meint dann gerne mal: „du und dein tolles Sprachkonzept“. Wie wichtig es jedoch ist, achtsam mit Sprache umzugehen und wie sehr es sich lohnt, da genauer hinzuschauen, habe ich heute in einem Instagram-Post erneut erlebt.
Ich glaube wir kennen alle den Kinofilm „Boss Baby“. Wir kennen auch Begriffe wie „Powerfrau“, „Working-Mom“ oder „Girl Boss“. Diese Zusätze machen wir, weil wir damit Frauen oder Mädchen Eigenschafen zuordnen, die wir mit Männern assoziieren.
Diese Worte suggerieren, dass eine Frau trotz ihres Frau-seins stark sein kann, arbeiten kann, Boss sein kann. Und weil wir das von Natur aus anders denken, braucht es diese Zusätze. Dabei ist uns das einfach nur anerzogen. Wir sind so groß geworden.
Genau das gleiche passiert bei einer Quote. Eine Quote ist notwendig, weil wir Frauen nicht zutrauen, dass sie fachlich besser sind als Männer, und aufgrund ihrer Leistung eingestellt oder mit Aufgaben oder Ämtern betraut werden. Deshalb holen wir sie über Quoten in die Teams. Wir sind dabei dann wieder Männer. Wir gönnen den Frauen also, mitmachen zu dürfen. Und schon da sollten alle Alarmglocken läuten.

Mit diesen Begriffen schaffen wir zwei Kategorien, die wir doch gar nicht wollen. Schließlich haben wir doch Gleichberechtigung. Ist das so? In einer Gesellschaft, in der es einen equal pay day gibt oder einen equal care day gibt, gibt es keine Gleichberechtigung. Noch immer haben wir das Bedürfnis, darauf aufmerksam zu machen, dass Pflege oder Bezahlung zwischen Man und Frau unfair verteilt sind. Dabei geht es nicht um Gleichmacherei, es geht um Fairness. Sprich, jeder muss die gleichen Möglichkeiten haben. Und vielmehr muss in den Blick geraten, als das, was wir allgemein mit Pflege und Betreuuung verbinden, denn ich wette, die meisten denken dabei an alte oder behinderte Menschen.
Warum sind mehr Frauen mit der Pflege der Eltern betraut? Weil sie in der Regel schlechter verdienen, weniger arbeiten und damit weniger Verdienst ausfällt. Es scheint das Bewusstsein zu brauchen, dass Pflege beispielsweise nicht zur Gewinnmaximierung der Wirtschaft missbraucht wird, indem der Fokus nur auf der Arbeit liegt und nicht auf allen bezahlten und unbezahlten Care-Tätigkeiten im privaten, ehrenamtlichen und im professionellen Bereich, also überall dort, wo es um Betreuung und Hilfeleistung geht. Ob unter Freunden, ob bei Babys, bei Gebärenden, bei alten Menschen, in der Schule, bei Krankheit oder Behinderung und und und.

Unsere Sprache verrät uns eben genau durch diese Zusätze. Durch diese Begriffe schaffen wir zwei Kategorien. Eine Frauen-Welt und eine Männer-Welt. Niemand sagt Power-Mann. Power wird bei Männern in der Regel bereits mitgedacht. Jesus hat übrigens auch auf Sprache Wert gelegt. Euer ja sei Ja und euer nein sei nein. Jedes weitere Wort ist vom Bösen. Es reicht Ja oder Nein zu sagen, man muss weder schwören noch das nein verstärken. Man muss dem Wort Frau auch nichts hinzufügen, um auszudrücken, dass Frauen die gleichen Eigenschaften und Möglichkeiten haben wir Männer. Nicht jede und alle, genauso wie nicht jeder Mann oder alle Männer das gleich können oder machen. Sich das bewusst zu machen wäre der erste wichtige Schritt.
Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende Sorgen wir später.