Impuls für die Woche 27.03.2024

Sind Stille Tage aus der Zeit gefallen? Ich denke ja und irgendwie auch Nein. Stille Tage sind neben Feiertagen Tage, die einen besonderen Schutz genießen. Dazu gehören der Aschermittwoch – gut an dem Tag haben wohl eh die wenigstens Lust ausgiebig zu feiern – heilig Abend, Allerheiligen oder der Karfreitag. Aber auch er Karsamstag oder der Gründonnerstag, also Tage, die jetzt vor uns liegen. An diesen Tagen sind Unterhaltungsveranstaltungen nur gewahrt, wenn der ernste Charakter, der diesen Tagen entspricht, gewahrt bleibt. Was auch immer das heißen mag. Sportveranstaltungen sind erlaubt, außer am Karfreitag und am Buß- und Bettag. Deshalb gibt es am Karfreitag auch kein Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga. Es gibt sogar Filme, die an Karfreitag verboten sind. Die dürfen dann beispielsweise im Kino nicht gezeigt werden.

Einmal abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Freund von Verboten bin. Ich bin der Meinung, dass es viel nachhaltiger – zugegebenermaßen auch viel komplizierter ist – wenn Menschen einsehen, warum bestimmte Dinge oder Verhaltensweisen schlecht sind oder sagen wir besser schädlich. Dann hat das einen weniger moralischen Touch. Also abgesehen davon, finde ich, dass das Konzept der Stillen Tage dann Sinn macht, wenn die Tage auch sonst still sind, also keine Arbeitstage. Dann geht die Stille auch nicht im Lärm des Alltags unter. Denn mal ehrlich: wer merkt denn, dass der Aschermittwoch ein stiller Tag ist? Oder der Gründonnerstag? Oder der Buß- und Bettag?
Dass ein Tag wie Allerheilligen oder der Karfreitag ein besonderer Tag ist, das ist denke ich noch vielen Menschen klar. Beim Buß- und Bettag oder dem Gründonnerstag schaut es schon anders aus. Was ist am Gründonnerstag stiller als an anderen Tagen? Oder am Buß- und Bettag, wenn das keine Feiertage sind?

Diese stillen Tage sind ein Zwischending zwischen Feiertag und Werktag. Auch der Volkstrauertag ist ein stiller Tag, der hat es als Sonntag allerdings auch leichter.
Also stille Tage haben so ihre Probleme. Sie haben auch ihre Vorzüge. Denn ich denke schon, dass wir die Stille brauchen. Auch wenn oder vlt. weil wir uns damit manchmal schwer tun. Für mich ist die Stille auch eher etwas, was ich gerne vermeide. Doch manchmal tut es gut, um den See zu laufen und einfach nur das zu hören, was die Natur von sich gibt. Ohne künstlichen Lärm. So muss es auch Jesus gegangen sein, als er sich in die Wüste oder wie an Gründonnerstag auf den Ölberg in den Garten Gethsemane zurückgezogen hat. In der Stille hat er sich sortiert für das, was da vor ihm lag. Hat Kraft gesammelt und sich vergewissert, dass er begleitet ist.
Das hat ihm gut getan, das hat ihn auf den Weg zurück gebracht. Dass er gezweifelt hat, das wird auch berichtet. Er wäre dem gern aus dem gern aus dem Weg gegangen, was da auf ihn zurollte. Doch er hat sich Gottes Willen gebeugt. Er wusste, dass sein Weg nur so weiter gehen könnte, wenn das, was er gepredigt hatte, glaubwürdig bleiben sollte.

Mir tut es manchmal gut, einfach unterwegs zu sein. Zu laufen. Stille zu genießen. Ich brauche das nicht oft und ich brauche es nicht lange. Doch ich brauche es ab und an.
Wenn ihr es auch braucht, dann ist Karfreitag vielleicht eine gute Idee, sich ein paar Momente zu nehmen. Dafür ist der Karfreitag ein stiller Tag. Vielleicht auch ein Tag, an dem es uns schwerer gemacht wird als sonst, der Stille aus dem Weg zu gehen. Und wem es dann trotzdem zu still ist, der darf ja gerne die Stille durchbrechen, allerdings bitte ohne den anderen die Möglichkeit zur Stille zu nehmen.

So wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später. Frohe Ostern.