Impuls für die Woche 21.12.2022
In ein paar Tagen ist Weihnachten. Und wir werden wieder die Geschichte vom Jesuskind in der Krippe hören, von der Volkszählung, von der schwangeren Maria, vom ausgebuchten Bethlehem, von den Engeln und den Hirten auf dem Felde. Es gibt auch nichts zu Weihnachten zu sagen, was nicht schon gesagt worden wäre. Und trotzdem tun wir es jedes Jahr wieder. Wir sprechen von der Hoffnung, die von der Krippe und dem Stall ausging, wir hören die Geschichte, wir sehen immer und immer wieder das Krippenspiel. Und oft genug wiederstehen wir dabei Gott sei Dank der Versuchung unserer Zeit, dass wir diese Botschaft immer auf eine andere Art und Weise mit immer neuen Mitteln präsentieren wollen oder glauben zu müssen.
Dier Botschaft von der Hoffnung steht für sich selbst. Sie spricht für sich selbst.
Und deshalb wird in diesem Impuls eine kleine Geschichte die Botscvhaft für sich selbst sprechen lassen.
Es war einmal ein Fischer, der fuhr jede Nacht aufs Meer hinaus, um seine Netze auszulegen. Früh am Morgen kehrte er zurück, dann waren seine Netze voll mit Fischen. Denn er kannte die Wege, die die großen Fischschwärme nahmen.
Selbst in der tiefsten Nacht fand er seinen Weg. Er sah hinauf zu den Sternen, die über ihm am Himmel standen, und ließ sich von ihnen den Weg zeigen.
Aber einmal kam eine Zeit, da war der Himmel von Wolken verhangen. Dicker Nebel lag über dem Meer, so dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Weder Sonne noch Mond noch Sterne ließen sich blicken. Das war eine schlimme Zeit. Denn der Fischer konnte nicht hinausfahren. Tag für Tag hoffte er, dass sich der Nebel bald verziehen würde. Aber der Nebel blieb. „Wenn ich wenigstens einen einzigen Stern sehen könnte“, dachte der Fischer, „damit ich übers Meer finde“.
Aber kein einziger Stern schaffte es, den dichten Nebel zu durchdringen.
Da fasste der Fischer einen Entschluss. „Ich werde mir einen eigenen Stern machen“, dachte er. Er ging in den Schuppen und schnitzte sich aus einem alten Brett einen großen Stern. Den hängte er an eine Stange. Die Stange befestigte er an seinem Boot.
Als der Abend kam, ruderte der Fischer hinaus aufs Meer.
Rings um ihn herum war dichter Nebel. Aber vor ihm leuchtet sein Stern. Er brauchte nur hinter ihm her zu rudern.
Am Morgen bemerkten die anderen Fischer, dass sein Boot nicht an seinem Platz war. Sie warteten auf ihn. Aber er kam nicht zurück. Niemand hat ihn je wieder gesehen.
Ich wünsche euch ein friedliches und fröhliches Weihnachtsfest. Auf dass ihr einen Stern sehen möget, dem es gelingt, durch den Nebel der Sorgen und Ängste hin durch zu scheinen. Das ist der einzig wahre Stern, der auch die Hirten zur Krippe im Stall gebracht hat.
Kommt gut ins neue Jahr und lasst es euch zwischen den Jahren gut gehen. Wir sehen uns in 2023.
Abendgebet am 14.12.2022
Impuls für die Woche 14.12.2022
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. Das ist der Wochenspruch für den 3. Advent. Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. Wow was für eine Dynamik und Kraft liegt in diesen Worten. Der Herr kommt gewaltig. Das ist doch genau das, was sich die Menschen damals vorgestellt haben. Dass da einer mit Kraft und Macht und Gewalt Israel von den Römern befreit. Und was ist passiert? Eine Riesenenttäuschung war das. Wir erleben das immer und immer wieder. Als die neue Bundesregierung gewählt worden ist, waren die Erwartungen groß. Ein Jahr später ist die Ernüchterung groß. Mit wieviel Erwartung ist die deutsche Nationalmannschaft nach Katar gefahren? Doch außer viel Lärm um eine Binde oder eine seltsame Geste vor dem ersten Spiel, kam nicht viel dabei rum. Und Jesus? War das also die erste große Enttäuschung in der Geschichte dessen, was später das Christentum wurde? Ein kleines Baby in der Krippe soll der Befreier Israels sein? In einem Stall? Ohne Security, ohne Wärme, ohne Luxus? Echt jetzt?
Der soll den Weg frei machen? So wie es die Raiffeisenbank vor Jahren in ihrer Werbung versprochen hat: Wir machen den Weg frei. Das Versprechen Gottes mit dem Kind im Stall: ich mache den Weg frei zu einem Leben voller Hoffnung. Denn Hoffnung gibt es immer. Uns passieren im Leben so viele unvorhersehbare Dinge. Eine Trennung nach vielen Jahren Ehe, der Tod des geliebten Ehepartners nach einem gemeinsamen Weg über weit über 50 Jahre, der Tod des eigenen Kindes. Dinge, die einen am Leben verzweifeln lassen können. Es gibt so vieles im Leben, das auch den Glauben erschüttern kann. Doch das kennen die Menschen in der Bibel auch. Mose wurde gesagt, er würde das gelobte Land nicht sehen. Und das nach all den Mühen. Petrus, der Jesus verleugnet, als es drauf ankommt. Sogar Jesus selbst, der Zweifel hat, als er in Gethsemane kurz vor seinem Tod alleine ist. Es ist ok zu verzweifeln. Niemand muss immer stark sein. Es gibt eben Situationen im Leben, da ist es angesagt, auszuhalten, dass es grade schwierig ist. Wir durchleben eine Trennung mit allen Folgen, weil der Partner nicht kooperativ ist. Wir sind im ungewissen über unseren Gesundheitszustand. Wir fragen uns, wie es beruflich weiter gehen soll. Solche Dinge verunsichern. Sie bringen das gewohnte System, das uns Sicherheit gibt, ins Wanken.
Im Advent denken wir an die Antwort auf all unsere Unsicherheiten und Fragen. Wir wissen, Jesus kommt als kleines Kind armer Leute in einem ärmlichen Stall zur Welt. Klein und unscheinbar. Da ist gar nichts Gewaltiges dran. Da ist keine Macht und Herrlichkeit. Viel besser: da ist Menschlichkeit, da ist Liebe, da ist Freude, da ist Hoffnung, da ist Sehnsucht.
Wir sollen dem allen den Weg bereiten. Zum Beispiel durch die Hoffnung, auch Scherben aus dem Weg räumen und weitergehen zu können? Auch wenn ich wie ein Ochs vorm Berg stehe und nicht mehr ein noch aus weiß, bleibt die Sehnsucht, dass es einen Weg gibt.
Diese Menschlichkeit, Liebe, Hoffnung und Sehnsucht kommt von Gott. Er hält sie in mir am Leben. Durch andere Menschen zum Beispiel, die einen Weg zu mir finden, meinen Weg mit mir gehen, mich halten und aushalten und mir den Weg bahnen.
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.
Das heißt für mich: Einfach weitergehen. Ich geh meinen Weg. Räum die Scherben weg und geh weiter. Es wird Kraft geben, auch über den Berg zu steigen. Es gibt Hoffnung, dass der Weg weiterführt. Es gibt die Sehnsucht, dass dieser Weg sogar ein Ziel hat. Lechajim – für das Leben!
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.
Abendgebet am 07.12.2022
Impuls für die Woche 07.12.2022
Ich habe heute einen Spruch gelesen, der mich angesprochen hat. Je besser ein Mensch sich selbst fühlt und kennt, desto tiefer reicht auch das empfindsame Verständnis für andere.
Für mich ist das die Umkehrung des Nächstenliebegebotes von Jesus. Und es betont in dieser Umkehrung den Teil, den wir gerne übersehen…bei Jesus heißt es: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Wie dich selbst…Das ist ein Gebot zur Selbstliebe. Liebe dich selbst. Nur wer sich selbst liebt, der kann andere lieben und der kann von anderen geliebt werden. Wie soll ich jemanden respektieren, ernst nehmen oder gar lieben, der sich selbst nicht respektiert, ernst nimmt oder gar liebt? Wie soll ich die Grenzen eines Menschen achten, der seine eigene Grenzen immer wieder überschreitet?
Sich selbst fühlen,. Ich finde das befreit ungemein. Wenn ich mich selbst fühle, dann bin ich nicht mehr darauf angewiesen, dass mich andere fühlen, dass ich fühle, dass andere mich fühlen.
Aus einem müssen wird ein wollen. Aus einem den anderen brauchen wird ein den anderen wollen. Aus einem den anderen festhalten, damit er bei mir bleibt, wird ein loslassen, das den anderen überhaupt erst dazu befähigt, bei mir bleiben zu wollen. Er muss es nicht mehr. Und schließlich: wer diese Freiheit geben kann, der wird diese Freiheit auch empfangen, dessen bin ich mir sicher.
Natürlich ist das riskant. Denn niemand verpflichtet mein Gegenüber, bei mir zu bleiben. Niemand verpflichtet jemand anderen, mich zu lieben. Und genau das ist die Voraussetzung dafür, dass ich geliebt werde, gesehen werde, gefühlt werde.
Und das widerum ist die Voraussetzung dafür, dass ich andere lieben kann, sehen kann und fühlen kann. Es beginnt bei mir.
Ich finde es so fatal, dass die Bibel oft umkehrt, was – und davon bin ich überzeugt, Jesus anders gemeint und vlt. Sogar gesagt hat. Denn in seinem Doppelgebot der Liebe setzt er die Selbstliebe voraus. Der Satz „wie dich selbst“ setzt voraus, dass du dich liebst. Denn sonst ergibt Jesu Satz schlicht keinen Sinn. Wir haben uns früher einen Spaß daraus gemacht, der die ganze Unsinnigkeit dieses Satzes ohne diese Voraussetzung zeigt. Wir haben gefragt: und was ist, wenn ich mich selbst hasse, brauche ich dann andere nicht lieben? Im Prinzip ist diese Denkweise mehr richtig. Jesu Doppelgebot ist nur von hinten richtig zu verstehen. Erst wenn ich mich selbst liebe kann ich andere lieben wie mich selbst.
Erst wenn ich mich selbst fühle, kann ich andere fühlen. Erst wenn ich auf mich selbst schaue, kann ich andere sehen. Ich muss also zwingend bei mir selbst anfangen. Das macht es so herausfordernd. Denn das hat man uns als egoistisch, selbstsüchtig, selbstzentriert beigebracht und versucht auszutreiben. Erst kommen die anderen. Wir sollen Gott lieben wir sollen den Nächsten lieben. Und immer wieder haben wir vergessen, dass es da heißt: wie dich selbst. Die Liebe zu uns selbst steht an erster Stelle. Und dann wird ein Schuh draus. Denn in der griechischen Sage ist es Narziss, der selbstverliebt ist. Und der den Blick für den anderen eben nicht findet. Naziss verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild und stirbt einen einsamen Tod. Weil er eben nicht dazu in der Lage war, diese Selbstliebe in die Liebe zum Nächsten umzusetzen. Jesus wendet den Blick erst zu uns selbst und aus dieser Energie der Selbstliebe heraus zum Nächsten.
Ich finde, dass das die Quelle und der Ursprung jeder Gemeinschaft ist. Ob als Paar, als Familie, als Gemeinde. Nur wer sich selbst liebt, wird auch andere lieben können. Je besser ein Mensch sich selbst fühlt und kennt, desto tiefer reicht auch das empfindsame Verständnis für andere. Der Grund für Streitereien ist also der Mangel an Gefühl für ich selbst, an Kenntnis seiner selbst und Selbstliebe. Nutzt doch die kommende Adventswoche, um darüber einmal nachzudenken. Wie ist es damit bei euch bestellt? Liebt ihr euch? Kennt ihr euch? Fühlt ihr euch?
Für diese Woche wünsche ich euch: habt’s Zuversicht und bleibt gesund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.
Abendgebet am 30.11.2022
Impuls für die Woche 30.11.2022
Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Freundin. Sie meinte, immer wenn ihr Freund da sei, würde überall das Licht brennen. Im Schlafzimmer und in der Küche. Sie fragte: warum? Meine Antwort: weil Licht gut ist und der Mensch Licht braucht. Aus Ihren Augen sprach Unverständnis. Mir geht es da anders. Ich tue mir in diesem Winter schwer, weil ich versuche, etwas weniger Licht brennen zu lassen. Und ich merke: das fühlt sich schlecht an. Ich brauche Licht. Wenn ich nach Hause komme, mache ich Licht im Flur an, im Wohnbereich, im Essbereich. Ich brauche es hell. Wenn es im Herbst draußen früher dunkel wird, dann fühlt sich das für mich schlecht an. Ich genieße es dann, wenn in der Stadt Weihnachtsbeleuchtung brennt. Sie macht die Nacht heller.
Wir kennen das von Kindern. Da muss die Tür offen bleiben und im Flur Licht sein. Irgendwo in der Wohnung muss Licht sein, manche schlafen sogar mit Licht. Licht gibt das Gefühl von Geborgenheit, von Sicherheit, von Kontrolle. Licht tut der Seele gut.
Nach biblischer Überlieferung begann das menschliche Leben mit Licht. Gott sprach, es werde Licht. Licht ermöglicht Leben. Der Stern, der die Waisen nach Bethlehem führte, erhellte die Nacht. Wortwörtlich, doch auch übertragen.
Der letzte Sonntag des Kirchenjahres ist der Ewigkeitssonntag. Wir haben für jeden Verstorbenen eine Kerze, ein Licht angezündet. Das gibt den Hinterbliebenen Trost, es erhellt jedoch auch die Dunkelheit des Todes und zeigt uns: der Tod ist besiegt, es scheint ein helles Licht, das Licht von Gottes Ewigkeit.
Letzten Sonntag war der 1. Advent. Wir haben die erste Kerze am Adventskranz angezündet. Das erste Licht auf dem Weg der Hoffnung, auf dem Weg zu Weihnachten. In vielen Häusern werden Lichterketten leuchten. Am Weihnachtsbaum Kerzen, ob elektrisch oder aus Wachs. Ich merke, die Lichterketten, die per Timer angehen, machen zuverlässig Licht -bis die Batterie Nachladung braucht. Ich denke nicht nach, denn ich bin sicher, dass das Licht kommen wird. Das tut meiner Seele gut.
Was tut eurer Seele gut? Denn darauf kommt es letzten Endes an. Advent ist die Zeit dafür, auszuprobieren. Plätzchenduft, Licht, was brauche ich, damit es mir in dieser Zeit gut geht? Das Leben hat so viel bereit. Wenn der Advent der Ausgangspunkt ist, achtsamer zu werden, was mir gut tut, dann war es ein guter Advent. Mehr auf sich selbst achten, mehr auf sich selbst hören und aufhören für andere zu leben und nach den Maßstäben anderer zu leben. Das ist die Hilfe des Gerechten und des Helfers, als der der König zu uns kommt. So beschreibt es der Wochenspruch für diese Woche: Siehe dein König kommt zu dir, ein gerechter und ein Helfer.
Jedesmal wenn der Weihnachtsstern im Wohnzimmer abends um 18 Uhr angeht denke ich an diese Worte. Das Licht hilft mir. Euch auch?
Für diese erste Adventswoche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir später.
Abendgebet am 23.11.2022
Impuls für die Woche 23.11.2022
Am Sonntag hat die Fußball-WM begonnen. Endlich sagen viele, doch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Für die einen ist endlich wieder WM. Für die anderen hört dann endlich die Diskussion auf, ob der Spielort Katar moralisch zu verantworten ist aufgrund der Menschenrechtsbedingungen dort. Die dritten sind dann irgendwann endlich aus ihrem moralischen Dilemma befreit, die WM schauen zu wollen, doch bei Katar kein gutes Gefühl zu haben. Und die vierten boykottieren die WM aus unterschiedlichen Gründen.
Das soll jeder so halten wie er oder sie das will. Die WM findet statt, egal, wie wir uns entscheiden. Und am Ende wird es einen Weltmeister geben. Wahrscheinlich wird irgendjemand irgendwas an diesem Weltmeister finden, was den Erfolg schmälert. Schließlich findet die WM im Winter statt, das Endspiel kurz vor Weihnachten. Das gab es ja noch nie. Und dann auch noch in einem Land, mit dem wir so unsere Schwierigkeiten haben. Natürlich nicht, wenn es darum geht, ob wir evtl. Gas aus Katar beziehen könnten oder beispielsweise Autos fahren, an deren Hersteller das Land Katar beteiligt ist.
Ich gebe zu, der westliche Wertekompass nervt mich zunehmend. Wir räumen lieber fremde Häuser auf, statt vor der eigenen Haustür zu kehren. Wir verurteilen die Haltung katarischer Offizieller zur Homosexualität, schaffen es jedoch nicht, in einer Gesellschaft zu leben, in der sich Bundesligafußballer und in deren Folge auch die niedrigerer Spielklassen zu ihrer Homosexualität bekennen können, wenn sie es denn wollen. Es reicht halt nur für ein paar Sprüche auf den Bannern der Ultras in den Kurven. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es immer noch eine Rolle spielt, wer wen aus welchen Gründen lebt.
Nehme ich die Worte Jesu ernst, dann kann ich dem so nicht folgen. Ich brauche da gar keine speziellen Bibelverse zu zitieren. Es geht mir um die Gesamtbotschaft Jesu. Die ist und war dem Menschen zugewandt. Für ihn war die Haltung wichtig. Er hat Menschen angenommen, nicht abgelehnt. Mir ist es zu einfach, mich auf einen Schemel zu stellen und mich so über Menschen zu erheben, die andere Werte teilen als ich. Denn sind wir mal ehrlich: vor 200 Jahren haben wir uns in Europa noch aus Glaubensgründen die Köpfe eingeschlagen. Die französische Revolution war eine kriegerische Auseinandersetzung, in der man sich unter anderem aus der Umklammerung durch die katholische Kirche befreit hat. Missionare haben noch im letzten Jahrhundert versucht, anderen mit mehr oder weniger Gewalt ihren Glauben aufzuzwingen.
Mit der Botschaft der Befreiung durch das Evangelium von der Sklaverei des Gesetzes hat das wenig zu tun. Vielleicht kann die WM ein Anstoss sein, darüber nach zu denken, wie wir miteinander umgehen wollen auf dieser Welt. Ausgrenzung ist kein guter Weg, Veränderungen herbei zu führen. Wenn ich jemanden in die Ecke stelle, werde ich höchsten noch mehr Widerstand ernten. Nein, wir tun gut daran, anderen Ländern dieser Welt die Chancen zu geben, die wir auch hatten. Nachhaltig zu lernen, was Freiheit bedeutet und diese Freiheit zu verteidigen. Veränderung, die nachhaltig sein soll, beginnt von innen. Wie im Iran gerade. Sie kann nicht von außen aufgezwungen werden. Viel sinnvoller, als ein Boykott und übrigens auch viel gefährlicher für eine Nation, ist, wenn man eine Gesellschaft mit Werten unterwandert. Tragisch, dass wir vor dieser Unterwanderung zwar Angst haben und rechtsradikale Kräfte fürchten, die genau das tun, den langen Atem jedoch selber nicht haben, sondern lieber die Abkürzung nehmen. Wir wissen also um die macht der Unterwanderung. Gleichzeitig sind wir so überzeugt von unseren Werten, dass andere sofort davon überzeugt sein müssten. Mitnichten.
Beten wir, dass Freiheit, Toleranz und Friedfertigkeit die Oberhand behalten werden. Überall auf der Welt und jenseits aller Weltmeisterschaften. Die WM ist nämlich vor allem eines: ein sportlicher Wettkampf.
Der Weg dahin, dürfte allerdings noch ein weiter sein.
Für heute wünsche ich euch: habt’s Zuversicht und bleibst gesund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.