Impuls für die Woche 12.05.2021

Wir bleiben zu Hause, so hieß es letztes Jahr um diese Zeit immer und immer wieder. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass das kein Spaß ist, immer nur zu Hause zu bleiben. Der Spaziergang um den See oder im Wald wurde plötzlich ein Highlight. Viel mehr ging ja kaum. Wir haben mit der Zeit wieder neu zu schätzen gelernt, dass die Gemeinschaft mit anderen sehr wertvoll ist. Als es dann wieder nach draußen ging, mit anderen zusammen, haben viele von uns tief durchgeatmet und das Leben ins sich gespürt.
Tief durchatmen tut gut. Gerade im freien tut es gut. Es beruhigt die Nerven, es hilft dem Körper zu regenerieren, baut Stress ab.
Es gibt einen Film, der heißt „Tief durchatmen, die Familie kommt“. Die Handlung dieser Weihnachtskomödie ist schnell erzählt. Die Familie kommt an Weihnachten zusammen. Die treusorgende Ehefrau will alles perfekt machen, der Bruder will allen zeigen, wie erfolgreich er als Autor ist, obwohl er überschuldet ist. Der Film spielt mit allen möglichen Klischees und Überzeichnungen. Das macht ihn so lustig. So wird erträglich, was bei näherem Hinsehen vielleicht gar nicht so überzeichnet ist. Natürlich geht alles gründlich schief. Da hilft nur eines, um nicht auszurasten: tief durchatmen.

Wenn wir tief durchatmen, füllen sich Leib und Seele mit Gottes Lebenskraft, die in der Bibel mit Odem – Atem bezeichnet wird.
Gott will das Leben in uns. Und das Leben? Das Leben will raus, es will ans Licht, an die Luft.

In diesen Wochen sagen wir gerne: es geht wieder nauswärts.
Überall blüht es. Das Vogelgezwitscher wird lauter, reichhaltiger. Das ist Leben. Und das zeigt mir, dass Leben mehr ist als all die Einschränkungen, die von außen auf uns einwirken. Wahres Leben ist das, was sich in uns abspielt. Und darauf haben wir selbst Einfluss.
Es gibt Tage, da will ich einfach raus. Barfuß über die Wiese. Auf den Golfplatz, den Wind und die Ruhe spüren. In den Wald, die Bäume riechen und die Vögel hören. Es gibt Tage, da liegt es in der Luft: Gott macht es grandios. Geist des Lebens, Geist der Auferstehung, wie er im Buche steht.

Die Einschränkungen mögen notwendig sein und im wahrsten Wortsinn Not wenden. Dass sie uns innerlich einschränken, das können wir verhindern. Zum Beispiel, indem wir tief einatmen und es hinaus singen: Gott liebt das Leben. Und das Leben will raus.
Wenn ihr euch also gestresst fühlt, egal warum, dann atmet mehrmals tief ein und aus. Ich finde, das hilft. Und es tut gut.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Träge der liebe Gott auch Gummistiefel?

Trägt der liebe Gott auch Gummistiefel? So lautet der Titel eines Buches, in dem 44 Kinderfragen über Gott beantwortet werden auf kindgerechte Art und Weise. Eine dieser Fragen lautet: wo wohnt der liebe Gott? Kinder kennen die Antwort auf diese Frage in der Regel ganz genau. Gott wohnt im Himmel. Oben, über den Wolken, über den Sternen , da wohnt Gott. Von da hat er einen guten Überblick über die ganze Welt. Von da kann Gott alles sehen. Sogar in unsere Herzen.
Ich mag diese kindliche Sichtweise der Dinge. Sie ist so unschuldig, so wenig durch Enttäuschung und das Leben beeinflusst. Wenn wir erwachsen werden, dann verändert sich unsere Sichtweise. Die Antwort fällt weit weniger eindeutig aus. Die Frage, wo Gott wohnt verändert sich. Sie wird zur Frage nach unseren Erfahrungen mit Gott.

Sheldon in der Serie „Young Sheldon” beantwortet die Frage für sich ganz eindeutig: „Ich glaube nicht an Gott. Es gibt ihn nicht.“ Also wohnt er auch nirgends.
Im letzten Sommer war ich mit meinen Kindern an der Nordsee. Sehr gern bin ich abends nochmal an den Deich gegangen und habe mich hingesetzt. Ich habe den Wind gespürt, das Wasser an meinen Füßen. Die Sonne ist langsam unter gegangen, doch ihr Glanz hat den Himmel wie ein goldenes Gewölbe erstrahlen lassen. In mir ist es ganz still geworden. Es war friedlich, ruhig, einfach entspannt.
In mir w das Gefühl stark, getragen zu sein, umgeben zu sein von diesem goldenen Gewölbe. Umgeben und getragen von Gott.

Dieses Gefühl spüre ich oft noch, wenn es um mich herum wild und stürmisch ist. Diese Ruhe des Meeres. Natürlich, das Meer kann auch anders. Doch an diesen Tagen im Urlaub war es ein Ruhepol. Es hat Frieden geschenkt. Und ich merke: der Himmel, das ist mehr als das Gewölbe über uns. Der Himmel, wo Gott wohnt, das ist ein Gefühl, weniger ein Ort. Es ist das Gefühl, von ihm getragen und umgeben zu sein.
Wo wohnt Gott? Als Erwachsener verstehe ich die Frage der Kinder und deren Antwort. Und gleichzeitig ist mir wichtig, dass Gott eben woanders als im Himmel wohnt, dass uns nahe ist. Insofern: wohnt Gott überhaupt irgendwo? Oder ist er nicht vielmehr überall? Dort, wo ich ihn gerade brauche? Oder auch dort, wo ich ihn gerade nicht brauche, es jedoch schön ist, dass er trotzdem da ist? Dass ich mich auch dann begleitet fühlen darf, wenn es ruhig und friedlich ist?
Ich finde, dass ist gerade das Schöne am Glauben: er ist an Beständigkeit orientiert. Natürlich, gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir Gott mehr, wenden wir uns mehr an ihn. Und gerade dann ist Gott da. Doch er ist auch dann da, wenn es ruhig ist. Er geht einfach mit. Und er nimmt es hin, dass wir ihn in den guten Zeiten vielleicht weniger beachten. Er bleibt bei uns.
Mir gibt das Mut und Kraft. Euch auch?

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 28.04.2021

Es gibt einen Song, den ich sehr mag. Er heißt „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und ist dem Psalm 31 entnommen. Ein Mensch spricht seinen Dank und seine Vertrauen aus, dass Gott ihn retten wird. Es ist bereits eng für ihn geworden, an einer Stelle spricht er sogar von dem ‚Netz‘, in dem man ihn fangen will. Aber im Vertrauen auf Gott wechselt seine Perspektive: er sieht neue Lebensmöglichkeiten und -chancen für sich, sein Leben erscheint ihm als weiter Raum. Diese Worte sind ein beliebter Taufspruch.
Viele Eltern wünschen ihrem Kind, dass es sein Leben als weiten Raum erfährt, den es gestalten und in dem es sich bewegen kann, statt in engen Bahnen zu laufen. Den gleichen Wunsch können Jugendliche und Erwachsene, die sich taufen lassen, für ihr eigenes Leben haben. Mit diesem Satz als Taufspruch drücken sie aus, dass sie Gott verstehen als jemanden, der nicht einengt, sondern Menschen Lebensmöglichkeiten eröffnet.
Ich glaube, dass das etwas ist, was sich heute auch viele wüschen: das Gefühl auf weitem Raum zu stehen. Statt dessen fühlen sie sich eingeengt im Digitalunterricht, in einem Maßnahmenpaket, dass sie über die Maßen einengt. Da bleibt nur noch das Vertrauen in Gott, dass er uns retten wird.

Weiter Raum – das steht für Freiheit. Der Fuß gehört zu den wichtigsten Körperteilen überhaupt. Unsere Füße tragen das gesamte Gewicht des Menschen und sie sorgen dafür, dass wir aufrecht gehen und stehen können. Der Fuß wird von allen Körperteilen nebst dem Knie am meisten beansprucht. Marlene Dietrich war von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Füße sind Bestanteil vieler Sprichworte wie z. B. „Immer auf die Füße fallen“, „auf großem Fuß leben“ oder „Einen Fuß in der Tür haben“. Im alten Ägypten war der Fuß ein Symbol für das Leben an sich, für eine glückliche Wanderung durch das Leben und für eine gute Heimkehr. Der Fuß verband den Menschen mit der Segen spendendenmütterlichen Erde. Auch in der Bibel spielen Füße eine große Rolle. Nicht nur im 31. Psalm. In den Psalmen ist die Rede davon, dass Gott unseren Fuß nicht gleiten lässt, dass wir also sicheren Stand haben, dass Gottes Wort unseres Fußes Leuchte und damit Orientierung ist. Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und nichts anderes. Damit beugt er sich unter sie, denn was ich unter meinen Füßen habe, darüber habe ich Macht.

Es ist etwas Besonderes, dass Gott unsere Füße auf einen weiten Raum stellt. Er gibt uns damit Weite. Wir können ihm vertrauen. Er wird unseren Fuß nicht gleiten lassen, wir werden einen sicheren Stand behalten, auch wenn es um uns herum so aussieht, als würde alles auseinander fallen. Für mich ist das Grund genug, ihm zu vertrauen, dass alles gut werden wird. Irgendwann, irgendwie.
Lasst eure Füße auf weiten Raum stellen. Wagt euch in die Weite. Was auch immer das für euch bedeuten mag. Gott macht uns frei, indem er unsere Füße auf weiten raum stellt. In dem Lied heißt es „mit dem Risiko des Irrtums macht Gott uns Menschen frei. Diese letzte Risiko bleibt, deshalb heißt es ja auch vertrauen. Ich finde es, lohnt sich, Gott zu vertrauen. Und gerade in diesen Zeiten brauchen wir das mehr denn je.

Ich wünsche euch, dass es euch gelingt, dieses Vertrauen zu finden, egal, in welcher Situation ihr es gerade braucht.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir später.