Impuls für die Woche 22.06.2022

Letzte Woche war ich nach über 30 Jahren mal wieder im Allgäu im Urlaub. Natürlich wollte ich in die Berge. Es ist einfach eine faszinierende Welt, wenn man mit der Gondel den Boden verlässt und hinauffährt in die Bergwelt.

Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien, es war warm. Es war ein erhebendes Gefühl nach so langer Zeit wieder die besondere Atmosphäre der Bergwelt zu spüren, die Luft zu atmen, die Kuhglocken zu hören, die Kühe zu sehen, die nahe an einem vorbei laufen. Auch die Menschen sind dort oben irgendwie entspannter als unten. Man bekommt schnell Kontakt zu denen, die sich ebenfalls den Berg hinauf mühen. Man kommt miteinander ins Gespräch, lacht zusammen, sieht die verzweifelte Anstrengung in den Augen der anderen. Da sagt jemand auf einmal: komm wir nehmen dich mit, dann läuft es sich leichter. Oben dann sitzt man zusammen und trinkt gemeinsam ein kühles Getränk. Dass man sich nicht kennt interessiert nicht. Wir haben alle etwas geschafft, wir haben den Gipfel erklommen und das Gipfelkreuz vor Augen gehabt.

Ja die Berge haben ihre eigenen Gesetze. Und sie sind faszinierende und hervorragende Therapeuten. Denn sie haben mir einmal mehr etwas wichtiges vor Augen gestellt, das auch für mein Leben im Alltag gilt. Es ist mein Weg, den ich gehe und gehen muss. Nach meinem Tempo. Schritt für Schritt. Beim Weg auf den Gipfel zählt nur der nächste Schritt. Wenn ich zwei Schritte auf einmal nehmen will, dann geht mir schnell der Atem aus. Wenn ich gleich nach der nächsten Kurve strebe, dann geht mir der Atem aus. Nein, Schritt für Schritt. Nur der nächste Schritt zählt.

Das habe ich dort oben wieder sehr schnell verstanden.

Das zweite: es ist dein Tempo, das zählt. Nicht das, in dem andere den Berg hochgehen. Nein, dein eigenes Tempo gilt es zu finden. Das Tempo, in dem du dein Ziel gut erreichen kannst.

Außerdem braucht es Geduld. Wenn du dich doch verführen lässt, schneller zu gehen, den Tempo zu verlassen, dann kommst du schnell außer Atem.

Am Anfang hatte ich noch Mühe. Ich wollte zu schnell zu viel. Doch mit der Zeit habe ich mein Tempo gefunden. Ich bin den Weg in meinem Tempo gegangen, immer nur den nächsten Schritt vor Augen. Denn ich hatte ein Ziel: das Gipfelkreuz. Und ich habe es erreicht. Ein erhebendes Gefühl. Das Getränk hat dann auch sehr gut geschmeckt.

Diese Erfahrung habe ich vom Berg mit ins Tal genommen. Schritt für Schritt, nach meinem Tempo. Nicht nach dem Tempo der anderen, denen es vlt. Zu langsam geht. Daran will ich mich erinnern, daran will ich denken, wenn ich mal wieder in die Versuchung gerate, ein zu hohes Tempo anzuschlagen.

Ich hebe meine Augen auf den zu Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Dieser Vers war mir auf dem Breitenberg in Pfronten sehr deutlich vor Augen. Und er hat mich Schritt für Schritt nach oben getragen.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habt´s Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 01.06.2022

Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Das ist eines der Sprichwort, die in unserem Sprachgebrauch gängig sind, das aus der Bibel stammt. Es steht im Lukasevangelium. Es bedeutet, dass man begeistert von dem erzählt, was man intensiv erlebt hat. Die Geburt eines Kinders, der Beginn einer Partnerschaft, ein neuer Arbeitsplatz, ein besonders intensives Erlebnis oder ein wundervoller Urlaub. Jesus kritisiert mit diesem Ausspruch und dem folgenden Vers die Menschen, die aus böser Absicht etwas sagen, denn „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Worte haben Macht. Mit Worten können wir viel bewirken, Gutes wie Böses. Hooligans und Ultras schreien ihren Frust in Fußballstadien hinaus und stiften sich selbst und andere zu Gewaltexzessen an. Rechtsradikale sind erfüllt von menschenverachtendem Hass und skandieren auf Straßen ihre Totschlagsparolen – wen wundert es, dass Morde an Ausländern die Folge sind? In der Politik sorgen Worte auch für die entsprechende Atmosphäre. Entweder artikuliere ich die Politik der harten Hand, wie auch in der Ukraine-Krise oder ich kann Mut machen. Aber auch die anderen Worte gibt es – die verzweifelten Schreie der Menschen auf den Straßen von Homs und Damaskus oder von Mariupol, deren Herz erfüllt ist von der Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit. All diese Worte – die guten wie die bösen – zeigen an, wovon das Herz jener überfließt, die diese Worte reden. All diese Worte sind Botschaften von Hass und Liebe, von Leid und Glück, von Besessenheit und Glauben. Sie künden von dem, woran Menschen ihr Herz hängen.

Das waren nur negative Beispiele. Doch es gibt auch das Gegenteil: die Begeisterung in den Anfeuerungsrufen der Fußballfans, das Liebespaar, das sich den ganzen Tag liebevolle Nachrichten mit den immer gleichen Worten schreibt, der Trost einer Mutter für das kranke Kind, oder sie ungesagten Worte, die durch Blicke mitgeteilt werden.

Wes des Herz voll ist, des quillt der Mund über. Worte sind wie Schlüssel: Sie können in die Freiheit führen. Und sie sollten es viel öfter. Denn so können Sie Wohlfühlräume eröffnen, in der Freiheit und Liebe die Atmosphäre bestimmen. Das Kind darf sich so entwickeln, wie es nunmal ist. Die Jugendliche darf für sich zu der Erkenntnis kommen, dass sie im falschen Körper geboren wurde. Das Ehepaar darf für dich zu dem Entschluss kommen, dass ein gemeines Leben keine Zukunft mehr hat. Der Sterbene darf zu dem Entschluss kommen, dass er das Leiden lange genug ausgehalten hat und einfach sterben möchte. Und er darf dann seinem Leben selbst ein Ende setzen.

Würden Worte Wohlfühlräume eröffnen, die Welt wäre mit einem Mal ein anderer Ort. Dafür braucht es keine 100 Mrd für die Bundeswehr, keine Panzerabwehrraketen, keine Kriege, keine Waffengewalt. Es braucht nur eines: liebevolle Wort.

In der Bibel finden wir genug davon. Eines gebe ich euch heute mit. Es ist einer der bedeutendsten Verse der Bibel aus einem der bekanntesten Psalmen. Er ist so einfach wie wirkungsvoll: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Ist unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es ihn um einen Fisch bittet?

Dieser Vers aus dem Predigttext dieser Woche macht mir regelmäßig schlechte Gefühle. Denn innerlich denke ich jedesmal: da kenn ich genug. „Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2019 etwas mehr als 4.000 Fälle von Kindesmisshandlung – ähnlich viel wie im Vorjahr. Vermehrt kam es jedoch zu sexueller Gewalt an Kindern. Hier verzeichnet die Statistik knapp 16.000 Fälle und damit über 1.300 mehr als 2018. Noch stärker angestiegen sind die Fälle von Kinderpornografie: Die Zahl der polizeilich erfassten Delikte in diesem Bereich erhöhte sich um etwa 65 Prozent auf mehr als 12.200.“

Was läuft da schief? Auch in Partnerschaften kommt es zu Gewalt mit Verletzungen. Dabei lässt man von Kindern die Finger ebenso, wie Gewalt in oder am Ende oder nach einer Partnerschaft tabu sind.

In dem Text aus dem dieser Vers stammt geht es ums Beten. Jesus sagt darin: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Und auch hier ertappe ich mich oft bei dem Gedanken: stimmt doch gar nicht. Wie oft beten wir um Frieden und es kehrt keiner ein. Wie viele Menschen sterben viel zu früh, obwohl wir für sie gebetet haben?

Sagt Jesus also die Unwahrheit? Nein. Es liegt an meinem Verständnis vom Beten. Das Gebet ist kein Wunschkonzert. Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott. Auch meinem Partner, meiner Partnerin sage ich Dinge, wir reden über Dinge mit unseren Partnern. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass auch eintritt, was wir als Wunsch äußern. Gebet ist kein Monolog. Es ist mehr als nur reden. Es ist ein – wenn man so will: multimediales – Zwiegespräch, das unser ganzes Leben in Anspruch nimmt – in das wir uns selbst mit allem, was wir sind und erfahren, einbringen dürfen. Von ihm dürfen alles erhoffen! Es lässt alles, wie es ist, aber es ändert den Menschen, der es spricht, denkt, fühlt, tut. Wer betet, der/die bittet, klopft und sucht. Nicht nur bei Gott, sondern auch in der Familie, bei den Nachbarn, den Nächsten – und zuerst und zuletzt bei sich selbst. Ich bin fest davon überzeugt, dass, wer so betet, beschenkt werden wird. Jesus nennt dieses Geschenk den Heiligen Geist. Er ist Gottes gute Gabe, die tröstet, ermutigt, beruhigt, belebt, befreit. Und die macht uns nicht zu wunschlos glücklichen Marionetten und stempelt Gott nicht zu einem Automaten, wo unten das rauskommt, was ich oben gedrückt habe. Dieser Geist befähigt uns, den Herausforderungen des Lebens mit der Hoffnung zu begegnen, dass nichts festgefahren sein muss und eine andere, eine bessere Zukunft möglich ist. Darin liegt die ganze Kraft des Gebets. Mehr haben wir nicht nötig. Und Gott auch nicht! Und genau darum lehrt uns Jesu sein Vaterunser. Wenn wir Worte verlieren wollen, dann diese. Alle anderen sind Beiwerk, Zugabe. Nicht verkehrt, aber eben mehr an uns selbst als an Gott gerichtet. Durch das Gebet sortieren wir uns, kommen bei uns an, fassen klare Gedanken, schöpfen Kraft und beziehen Gott in unser Denken ein.

Deshalb ist das Gebet unersetzlich. Um unseretwillen.

Für diese Woche wünsche ich euch: habt’s Zuversicht und bleibt`s gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 18.05.2022

Kürzlich las ich einen Spruch:

Um dich zu erkenne und voll zu erblühen, musst du beides integrieren – das Licht und die Dunkelheit in dir.

Und ja das stimmt, denn beides gehört zu mir. Beides hat mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Das mit dem Licht ist genauso eine zweischneidige Sache wie mit der Dunkelheit. Unsere Dunkelheiten verstecken wir oft gerne vor uns selbst und vor anderen. Dinge, die uns peinlich sind, Dinge, mit denen wir nicht so gut zurecht kommen, Dinge, unter denen wir nach wie vor leiden. Doch sie gehören zu uns. Zumindest vor uns selbst müssen wir sie nicht verstecken.

Doch mit dem Licht in uns ist es auch kompliziert. Bekommen wir ein Kompliment, ist das vielen von uns peinlich. Neulich sagte mir jemand, als ich ein paar freundliche Dinge sagte: das schmeichelt mir alles. Das fand ich sehr erfrischend, denn da konnte jemand annehmen, was ich in ihm sah. Doch oft schieben wir so schöne Dinge, Komplimente, Lob von uns weg, relativieren es, machen es klein.

Gerade die schönen Dinge, das Licht in uns gehört zu uns, gerade das macht uns aus. Wir sollten es viel mehr unter dem Scheffel hervorholen und nicht darunter verstecken.

Gott sagte über Jesus: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und das gilt für jeden und jede von uns. Gott hat Wohlgefallen an uns. Gott findet uns richtig gut, so wie wir sind. Mit dem, was wir können und dem, was uns misslingt. Mit dem, was wir im Leben richtig und gut gemacht haben und dem, was wir verbockt haben. Mit unseren Sehnsüchten und unseren Ängsten. All das gehört zu uns. Wir werden nur dann richtig erblühen und uns entfalten können, wenn wir beides erkennen und beides integrieren, das heißt, beides als das akzeptieren, was zu uns gehört.

Gott liebt uns. Sollten wir uns nicht auch gerade deshalb selbst lieben? Andere Menschen mögen uns Wunden zugefügt haben, vielleicht haben wir uns auch selbst Wunden zugefügt. Doch im Kern sind wir Gottes geliebte Kinder, gut wie wir sind, geliebt wie wir sind. Und das genügt.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die folgende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 11.05.2022

Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Diesen Spruch habe ich von meiner Oma. Und ich habe mich dieser Tage daran erinnert im Gespräch mit einer Freundin. Gleichzeitig habe ich gemerkt, wie sinnlos es in der Situation war, etwas zu sagen. Es hätte nichts gegeben, was ihr geholfen hätte. Kein Bibelvers, keine Weisheit hätte die Verzweiflung genommen, die aus ihrer Seele gesprochen hat.

Und ich habe gespürt: manchmal ist das Leben einfach nur scheiße. Und manchmal gibt es nichts, was das Leben besser macht. Niemand wird den Krieg in der Ukraine von heute auf morgen beenden. Niemand wird den Hunger auf der Welt beenden. Niemand wird das, was das Herz manchmal schwer macht, einfach so wegnehmen. Und ich habe gespürt: irgendwelche Weisheiten, von wegen im Nachhinein werden wir sehen, was Gutes aus der Situation gewachsen ist. Nein. In dem Moment war das leben einfach nur scheiße. Und dann gibt es nur eine Lösung: aushalten. Schweigen. Gemeinsam trauern und das Schicksal verfluchen.

Ich kenne solche Momente und ich glaube ihr auch. Momente absoluter Dunkelheit. Momente, in denen das Herz schwer ist und die Seele umherirrt, orientierungslos, einsam, schmerzend. Verzweifelt auf der Suche nach einem Weg.

Da tut es gut, wenn mich jemand an die Hand nimmt und mit mir den Weg geht. Jemand, der mir hilft, den Kopf oben zu behalten, den Blick umherschweifen zu lassen. Durch die Dunkelheit, auf der Suche nach einem Licht. Denn eines ist sicher: irgendwo ist das Licht. Irgendwo ist der Weg. Ich kann ihn nur nicht sehen im Moment. Das nennt sich Hoffnung. Und ich glaube, es gibt nichts wichtigeres als Hoffnung im Leben. Hoffnung darauf, dass es irgendwo den Ausweg aus dem Dunkel gibt.

Die Bibel ist voll von Menschen, die genau das erlebt haben. Psalm 23, so mancher Klagepsalm. Menschen, die Gott ihr Unheil vor die Füße gekotzt haben. Die sich vor Gott auf die Knie geworfen haben und ihn angeschriene haben. Balsam für die Seele. Und Gott? Der hält das aus. Der bleibt bei uns.

Das hat mich so manches Mal wieder aufgerichtet. Mir Kraft gegeben, den Weg aus dem Dunkel heraus wieder zu finden. Aus dem Dunkel meiner Seele, aus dem Dunkel meines Herzens.

Gott sei Dank. Ja es stimmt. Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Es ist mehr als ein Kalenderspruch im Wohnzimmer meiner Oma. Es ist Wahrheit, es ist Hoffnung, es ist Kraft. Das wünsche ich euch diese Woche. Den Glauben daran, dass von irgendwoher ein Lichtlein herkommt…das Lied das für mich dazu passt stammt von Habakuk: Weite Räume meinen Füßen – Horizonte tun sich auf. Zwischen Wagemut und Ängsten nimmt das Leben seinen Lauf.

Also, Kopf oben behalten. Nichts ist so schlimm, dass wir verzweifeln oder daran scheitern müssen, denn Gott geht mit. Er stellt uns auf weiten Raum.

Kirchentausch abgesegnet – der Kirchenvorstand entscheidet sich für den Tausch der Auferstehungskirche gegen die Bergkirche mit der Stadt Neustadt

Der Kirchenvorstand hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Auferstehungskirche mit der Bergkirche zu tauschen. Darüber ist viel spekuliert worden und manches in Presse und Fernsehen gesagt worden. Hier sind die Fakten dazu:

Warum überhaupt dieser Tausch?

Wir schaffen damit Verlässlichkeit und Kontinuität. Die Stadt Neustadt wird in Zukunft verlässlich dafür sorgen, dass die Auferstehungskirche als Ort der Trauer dauerhaft erhalten bleibt. Die Kirchengemeinde verändert sich, sie wird kleiner. Niemand weiß, was die Zukunft bringt.

Zusätzlich kann die Kirchengemeinde kurzfristige Kosten für beispielsweise einen barrierefreien Zugang einsparen, der dringen nötig ist.

Wir können mittelfristig Personalkosten senken. Bisher geht JEDE Bestattung, ob evangelisch oder katholisch durch unser Pfarramt und wird dort abgerechnet. Die Mesnerin ist bei JEDER Bestattungen anwesend. Bei 100 Bestattungen im Jahr – und das sind nur die evangelischen – kommt da einiges an Arbeitszeit zusammen. Nach allem was wir heute wissen und absehen können, werden wir außerdem die nachfolgende Generation nicht stärker belasten, als sie das mit dem Besitz einer Kirche so oder so wäre. In der Summe heißt das, das wir auf jeden Fall etwas gewinnen und nach menschlichem heutigen Ermessen zu keinem Zeitpunkt etwas verlieren werden.

Ändert sich für die Neustadter durch den Tausch etwas?

Ja. In Zukunft kann jeder Neustadter, der das möchte, eine Trauerfeier in der Auferstehungskirche bekommen, ohne dass ein Kirchenvorstand oder ein Pfarrer etwas dagegen haben können. Bisher muss der KV über jede einzelne nicht-christliche Bestattung, entscheiden und er kann „Nein“ sagen. In Zukunft entfällt das. Niemand muss mehr in eine Turnhalle ausweichen. Ansonsten bleibt alles beim alten.

Warum kann niemand in Aussicht stellen, ob und wieviel wir in Zukunft sparen werden?

Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass solche Prognosen, die sowieso schwierig sind, kaum mehr seriös zu machen sind. Zu behaupten, es ändere sich für die Zukunft nichts – nur weil man das einfach behaupten kann –  ist genauso unseriös, wie das Gegenteil zu behaupten. Deshalb halten wir uns an die Fakten, die wir in der Gegenwart seriös beurteilen können.

Können wir das Kirchgeld nicht für die Auferstehungskirche verwenden?

Jede Einnahme kann nur einmal ausgegeben werden. Das Kirchgeld dient laut Haushaltsrecht der Deckung des Haushalts und damit der laufenden Ausgaben. So ist es auch bei uns. Wir brauchen das Kirchgeld für die laufenden Kosten der Kirchengemeinde. Um Kosten zu senken kann man Einnahmen erhöhen oder Ausgaben senken. Ersteres ist in Kirchengemeinden kaum möglich, wenn die Gemeindegliederzahl sinkt. Kosten zu senken ist ebenfalls schwierig. Das geht i.d.R. hauptsächlich beim Personal.

Und was ist mit Spenden?

Die notwendigen Spenden sind in einem überschaubaren Zeitraum nicht zu erreichen.

Verlieren wir als Kirchengemeinde die Hoheit über die Auferstehungskirche?

Ja, das ist der Preis. Die Gestaltung einer Trauerfeier liegt allerdings immer bei dem, der die Trauerfeier hält. Das ist bereits jetzt so. Es ist ein Irrtum, zu glauben, der Kirchenvorstand hätte die Ausgestaltung der Trauerfeiern in der Hand. Niemand kann einem anderen vorschreiben, wie er seine Trauerfeiern zu gestalten hat. Diese Verantwortung liegt immer beim Pfarrer, bei der Pfarrerin oder den freien Redner*innen. Natürlich wird in der Auferstehungskirche auch zukünftig kein Schindluder getrieben. Wirklich nichts spricht dafür, dass das, was bisher nicht vorgekommen ist, in Zukunft vorkommen wird.

Wieso überhaupt unterhält eine Stadt eine Kirche?

Das ist keineswegs unüblich. Viele Touristenorte haben Kirchen, die im Staats- und kommunalem Besitz sind. Auch in unser Region gehört mit St. Moriz eine Kirche der Stadt Coburg und nicht der Kirche. Zu beiderseitigem Vorteil.

Was bedeutet Entwidmung? Ist die Auferstehungskirche dann keine Kirche mehr?

Die Auferstehungskirche steht mit ihrer Ausstattung unter Denkmalschutz. Sie ist als Kirche weiterhin erkennbar. Bei jeder christlichen Feier steht sie unter Gottes Segen. Die Widmung einer Kirche stellt sie als kirchliches Gebäude in den Dienst. Der Kirchenvorstand ist damit für alle Belange des Gebäudes zuständig. Die Entwidmung löst diese juristische Verbindung. Die Kirche bleibt weiterhin eine Kirche, jedoch kein kirchliches Gebäude mehr im Sinn von kirchengemeindliches Gebäude. Die evangelische Widmung einer Kirche ist etwas anderes als die katholische Weihe.

Was wollen wir mit der Bergkirche? Da geht eh niemand aus Neustadt hoch.

Die Kirchengemeinde Neustadt hat ihre beiden Predigtstellen in St. Georg und im Moos. Es wird keine dritte dazu kommen. Der Preis für die Abgabe der Auferstehungskirche an die Stadt ist die Übernahme der Bergkirche, da die Stadt nur eine Kirche besitzen will. Also bleibt uns nur der Tausch. Daneben bleibt natürlich die Erkenntnis, dass nach allem, was wir wissen, die Bergkirche uns auf lange Sicht weniger Kosten verursachen wird. Da das jedoch der am meisten ungewisse Punkt ist, ist das nur ein Nebenaspekt. Wir zeigen damit der Landeskirche, wenn es um das Immobilienkonzept geht, dass wir willig sind, unsere Gebäude auf den Prüfstand zu stellen und sich bietende Gelegenheiten nach reiflicher Überlegung zu nutzen.