Impuls für die Woche 28.04.2021

Es gibt einen Song, den ich sehr mag. Er heißt „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ und ist dem Psalm 31 entnommen. Ein Mensch spricht seinen Dank und seine Vertrauen aus, dass Gott ihn retten wird. Es ist bereits eng für ihn geworden, an einer Stelle spricht er sogar von dem ‚Netz‘, in dem man ihn fangen will. Aber im Vertrauen auf Gott wechselt seine Perspektive: er sieht neue Lebensmöglichkeiten und -chancen für sich, sein Leben erscheint ihm als weiter Raum. Diese Worte sind ein beliebter Taufspruch.
Viele Eltern wünschen ihrem Kind, dass es sein Leben als weiten Raum erfährt, den es gestalten und in dem es sich bewegen kann, statt in engen Bahnen zu laufen. Den gleichen Wunsch können Jugendliche und Erwachsene, die sich taufen lassen, für ihr eigenes Leben haben. Mit diesem Satz als Taufspruch drücken sie aus, dass sie Gott verstehen als jemanden, der nicht einengt, sondern Menschen Lebensmöglichkeiten eröffnet.
Ich glaube, dass das etwas ist, was sich heute auch viele wüschen: das Gefühl auf weitem Raum zu stehen. Statt dessen fühlen sie sich eingeengt im Digitalunterricht, in einem Maßnahmenpaket, dass sie über die Maßen einengt. Da bleibt nur noch das Vertrauen in Gott, dass er uns retten wird.

Weiter Raum – das steht für Freiheit. Der Fuß gehört zu den wichtigsten Körperteilen überhaupt. Unsere Füße tragen das gesamte Gewicht des Menschen und sie sorgen dafür, dass wir aufrecht gehen und stehen können. Der Fuß wird von allen Körperteilen nebst dem Knie am meisten beansprucht. Marlene Dietrich war von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Füße sind Bestanteil vieler Sprichworte wie z. B. „Immer auf die Füße fallen“, „auf großem Fuß leben“ oder „Einen Fuß in der Tür haben“. Im alten Ägypten war der Fuß ein Symbol für das Leben an sich, für eine glückliche Wanderung durch das Leben und für eine gute Heimkehr. Der Fuß verband den Menschen mit der Segen spendendenmütterlichen Erde. Auch in der Bibel spielen Füße eine große Rolle. Nicht nur im 31. Psalm. In den Psalmen ist die Rede davon, dass Gott unseren Fuß nicht gleiten lässt, dass wir also sicheren Stand haben, dass Gottes Wort unseres Fußes Leuchte und damit Orientierung ist. Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und nichts anderes. Damit beugt er sich unter sie, denn was ich unter meinen Füßen habe, darüber habe ich Macht.

Es ist etwas Besonderes, dass Gott unsere Füße auf einen weiten Raum stellt. Er gibt uns damit Weite. Wir können ihm vertrauen. Er wird unseren Fuß nicht gleiten lassen, wir werden einen sicheren Stand behalten, auch wenn es um uns herum so aussieht, als würde alles auseinander fallen. Für mich ist das Grund genug, ihm zu vertrauen, dass alles gut werden wird. Irgendwann, irgendwie.
Lasst eure Füße auf weiten Raum stellen. Wagt euch in die Weite. Was auch immer das für euch bedeuten mag. Gott macht uns frei, indem er unsere Füße auf weiten raum stellt. In dem Lied heißt es „mit dem Risiko des Irrtums macht Gott uns Menschen frei. Diese letzte Risiko bleibt, deshalb heißt es ja auch vertrauen. Ich finde es, lohnt sich, Gott zu vertrauen. Und gerade in diesen Zeiten brauchen wir das mehr denn je.

Ich wünsche euch, dass es euch gelingt, dieses Vertrauen zu finden, egal, in welcher Situation ihr es gerade braucht.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir später.

Impuls für die Woche 21.04.2021

Ich gebe mir Zeit

In einem Lied singt der Liedermacher Manfred Siebald von Menschen, die sich oft sagen: das mache ich später, dafür habe ich jetzt keine Zeit. Am Ende des Lebens ist es dann dabei geblieben, dass keine Zeit war.
Im Aufschieben sind die meisten von uns großartig. Sogar für die angenehmen Dinge des Lebens meinen wir, keine Zeit zu haben. Wir lassen uns gefangen nehmen von den vermeintlich wichtigen Dinge. Wir tragen Verantwortung für viele Menschen und viel Geld. Wir haben wichtige Aufträge, die wir erledigen müssen. Das unterscheidet sich vielfältig, denn Gründe finden wir immer. Gemein gesagt: wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe. Dabei ist mir klar, dass das Leben sich oft genug komplexer darstellt, als es mit zwei markigen Sätzen beschreiben ließe.

Klar ist jedoch auch: jeder von uns hat 24 Stunden Zeit am Tag. Wie wir die füllen, liegt ganz allein an uns. Im letzten Jahr haben viele von uns das ganz unterschiedlich erlebt. Bei den einen fallen viele Termine weg und sie atmen auf. Oder sie fühlen sich überflüssig. Andere haben mehr Arbeit als je zuvor, bei dritten verändern sich lediglich die Aufgaben. Dieses Phänomen teilen wir fast alle, in ganz vielfältigen Formen.
Sehr entlastend finde ich, dass den Autoren der Bibel diese Herausforderung seit alters her bekannt ist. Im Buch Prediger stehen die Worte, die wir alle kennen: „Alles hat seine Zeit.“ Ich empfinde das als einen so herrlich entlastenden Gedanken. Alles hat seine Zeit. Und diese Zeit muss nicht jetzt und sofort sein. Es gibt eine Zeit für Arbeit. Es gibt eine Zeit für Erholung. Es gibt eine Zeit für den Partner, es gibt eine Zeit für den Einzelnen. Es gibt eine Zeit für Streit, es gibt eine Zeit für Versöhnung. Es gibt eine Zeit für Ruhe, es gibt eine Zeit für Geschäftigkeit.

Ich merke bei diesen Gedanken: ich habe Zeit. Ich habe 24 Stunden am Tag Zeit. Wie ich mit dieser Zeit umgehe, liegt an mir. Denn ich kann „Nein“ sagen. Ich muss mich nicht hetzen lassen. Ebenso muss ich mich nicht langweilen, oder gar Zeit totschlagen, was übrigens gar nicht geht.
Zeit ist kostbar. Und sie ist reichlich vorhanden. Wie wir damit umgehen liegt ganz allein an uns, an niemand anderem. Nicht am Chef, nicht am Patienten, nicht am Partner, nicht am Kind. Geben wir uns die Zeit? Geben wir uns die Zeit für uns selbst? Für den Partner, für die Kinder, für die Arbeit? Und zwar alles zu seiner Zeit. Wichtig ist, sich klar zu machen: ich habe Zeit. Wofür ich sie verwende, wofür ich sie mir gebe, entscheide ich.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Gottesdienste in St. Georg

Der Kirchenvorstand er evangelischen Kirchengemeinde Neustadt bei Coburg hat heute beschlossen, ab dem 25.04. wieder mit Präsenzgottesdiensten zu starten. Wir tun das in schweren Zeiten. Die Ungeduld wächst auf allen Seiten, die Inzidenzzahl steigt, wir hören von Mutationsviren. Neustadt hat im Landkreis mit Abstand die höchsten Infektionszahlen, auch umgerechnet auf die Einwohnerzahl.
Dennoch hat sich der Kirchenvorstand mehrheitlich entschieden, dass es an der Zeit ist, dem Leben wieder eine Chance zu geben.
Wir beginnen vorsichtig. Die Gottesdienste finden zunächst ausschließlich in St. Georg statt. Auf die Gottesdienste im Moos verzichten wir zunächst ebenso wie auf unsere Gottesdienste an Christi Himmelfahrt in Ebersdorf wie auch am Pfingstmontag auf dem Muppberg.

Wir hören, dass das Mutationsvirus ansteckender sei. Deshalb verdoppeln wir die Abstände und halbieren damit das Platzangebot. Ansonsten hatten wir uns an alle Vorgaben des Infektionsschutzes.
Wir bitten diejenigen, die kommen werden, mit zu helfen. Hören Sie auf die Personen des Sicherheitsteams. Behalten Sie während des gesamten Aufenthaltes in der Kirche ihre FFP2-Maske auf. Achten Sie auf die Abständen beim Betreten und Verlassen der Kirche. Halten Sie sich weder vor noch nach dem Gottesdienst in Gruppen vor der Kirche auf.

Bitte melden Sie sich vorerst zu den Gottesdiensten an. Bitte berücksichtigen Sie, dass wir zu jedem Gottesdienst zusätzlich zur Mesnerin ein Sicherheitsteam von zwei Personen brauchen.
Wir freuen uns darauf, endlich wieder zu Gottesdiensten in de Kirche zusammen zu kommen. Je besser das funktioniert, um so eher werden wir unser „normales“ Gottesdienstleben wieder zurück haben. Es liegt an uns allen.
Für den Kirchenvorstand
Michael Meyer zu Hörste
Pfarrer

Impuls für die Woche 14.04.2021

Oster – Sieg des Lebens

Es ist 14 Uhr nachmittags. Die Koffer sind gepackt, der Bus kommt in ein paar Minuten. Es geht zur Konfifreizeit. Da klingelt das Telefon. Am anderen Ende meldet sich die Polizei. In einem Gespräch nennt mir der Polizist einen mir bekannten Namen. Ich weiß sofort: in ein paar Minuten wird sich für das Ehepaar, das ich sehr gut kenne, das gesamte Leben ändern. Denn wir werden diesen Eltern sagen, dass sich ihr Sohn das Leben genommen hat. Wir stehen zu dritt vor der Tür. Zwei Polizisten und ich. Ich atme tief durch und klingle.

Mein Gott Mein Gott warum hast du mich verlassen? Gottverlassen kommen der Mutter die Tränen. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Trauer. Tiefe Verzweiflung und dunkelste Nacht mitten am Tag. So wie damals auf Golgatha. Diesen Eltern half nur noch der Gedanke, dass Gott mit und in die tiefste Verzweiflung und die dunkelste Nacht geht. Denn Jesus selbst ist einen qualvollen Tod gestorben. Und der Tod hat nicht das letzte Wort behalten. Das trägt uns durch dieses unsagbar tiefe Tal an diesem Nachmittag.
Die Geschichte damals ging weiter. Es kam der Ostermorgen und das Grab war leer. Wie neu geboren haben sich die Menschen gefühlt, die die Nachricht bekommen haben, dass Jesus auferstanden ist und lebt. Wie neugeboren, das Gefühl wie nach einer professionellen Massage. Von Kopf bis Fuß mit duftendem Öl. Belebend an meinen Füßen, sanft an meinen Armen, kräftigend am Rücken entspannend auf der Stirn. Wie neu geboren.
Jesu Tod ist der Anfang des Sieges des Lebens. Das lässt uns nach vorne schauen.

So eine Massage würde ich mir gern öfter gönnen. Doch oft fehlt die Zeit. Zur Zeit fehlt eher die Gelegenheit. Was allerdings hilft ist mir immer wieder bewusst zu machen, dass Gott immer stärker ist. Er zieht sogar dem Tod den Stachel. Ich werde im Leben immer einmal mehr aufstehen als hinfallen. Das gibt mir Kraft und macht mir Mut.
Auch das Ehepaar, dem ich die schlimmste Nachricht ihres Lebens überbringen musste schöpfte daraus Kraft. Wie neu geboren, so haben sie sich nie gefühlt. Doch Kraft zum Weitermachen haben sie Tag für Tag bekommen. Und sie haben gelernt, zu akzeptieren, was geschehen ist. Mit Gottes Hilfe.

Mit Gottes Hilfe werden auch wir durch die kommenden Wochen gehen. Er gibt uns Kraft und Mut.

So wünsche ich euch für die kommenden Wochen: Habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir später-