Impuls für die Woche 31.03.2021

Glaube, Hoffnung, Liebe – das Lebensdreieck

Vor einigen Wochen ist mir ein Bild über den Weg gelaufen, das mich seither bewegt, begleitet und mir Mut macht. Es ist der Blick aus dem offenen Grab hinaus in die Weite an den Horizont. Dort am Horizont stehen die drei Kreuze von Golghatha. Für mich ist das das Sinnbild dieses Osterfestes. Der Tod ist noch sichtbar in der Ferne. Doch das Grab ist offen. Der Weg ins Leben ist frei. Das ist Glaube und Hoffnung zugleich. Ich glaube fest an den Sieg des Lebens an Ostern. Und ich hoffe, dass der Weg ins Leben gelingt, dass es ein guter Weg sein wird.

Glaube und Hoffnung stehen miteinander in Beziehung zu stehen.
Das eine ist schwer ohne das andere vorstellbar. Wer hofft und auf diese Hoffnung baut, glaubt. Und wer glaubt, kann nicht anders als hoffen. Fehlt eines, fehlt beides … Glaube und Hoffnung zusammenzuhalten ist sicher oft schwierig. Das Leben bietet zwar vieles, für das wir dankbar sein dürfen. Gleichzeitig hält es Ereignisse bereit, die uns an ihm eher verzweifeln lassen. Wir erleben das seit einem Jahr sehr massiv. Manche sprechen deshalb von einer gekränkten Gesellschaft. Für so eine Situation, in der wir stecken, ist in unserem Leben und Denken kein Platz gewesen. Wir dachten, wir haben das Leben im Griff. Doch wie sagt es Dr. Ian Malcom im Film Jurassic Parc: Das Leben findet einen Weg.
Er drückt damit aus, dass das Leben sich von uns nicht einsperren lässt. Wir können noch so schlau sein, noch so viel forschen, doch das Leben geht und findet seinen Weg.

Glaube und Hoffnung werden uns den Weg ins Leben führen, das ist meine Osterüberzeugung in diesem Jahr. Denn dazu gesellt sich die Liebe. So bilden die drei das Lebensdreieck, in dem wir uns geborgen fühlen dürfen … auch und gerade in den Zeiten, in denen es uns schwer fällt darauf zu vertrauen, dass Gott die Welt in seinen Händen hält. Er tut es! Und er sorgt dafür, dass niemand durch das Netz fällt, das Jesus ausgeworfen hat, um uns zu ihm zu ziehen: in jedem Moment unseres Lebens, auch in unseren persönlichen Krisen.

Für diese Karwoche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Weiterhin digitale Gottesdienste

Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Neustadt hat in seiner Sitzung heute Abend mehrheitlich beschlossen, Gottesdienste weiterhin digital zu feiern. Die bereits beschlossenen Präsenzgottesdienste am 28.03. und über Ostern entfallen damit. An ihre Stelle treten digitale Gottesdienste. Die Regelung gilt für die Zeit des Lockdowns, zunächst bis einschließlich 18. April.

Wir haben uns die Entscheidung schwer gemacht. Wir spüren alle das Verlangen und die Sehnsucht nach Gottesdiensten in körperlicher Gemeinschaft in unseren Kirchen. Jedoch ist auch unter uns die Verunsicherung groß. Die Signale aus der Politik tragen derzeit kaum zur Sicherheit bei. Wir wollten außerdem eine einheitliche stabile Lösung. Eine Ausrichtung an Inzidenzwerten und damit das Risiko, in einer Woche in der Kirche zu feiern und in der nächsten wieder nur digital, kam für uns nicht in Frage. Das Hin und Her gibt es an genug anderen Stellen. Wir bitte um Verständnis. Wir sind uns sicher, dass wir vor Ort zusammen halten und sobald es die Situation her gibt wieder mit Freude in unseren Kirchen zusammen kommen werden.

Am Ostersonntag wird unser digitaler Gottesdienst aus den Kirchen der evangelischen Gemeinden im Kessel kommen. Es wird ein kooperatives Werk und ist Ausdruck dessen, dass wir im Kessel zusammen halten und in schwierigen Tagen die Botschaft der Hoffnung und der Liebe gemeinsam in die Welt tragen.

Für den Kirchenvorstand
Michael Meyer zu Hörste
Pfarrer

Impuls für die Woche 24.03.2021

Die Tageslosung des gestrigen Tages war „Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt?“ Ergänzt wird die Lösung um den Lehrtext:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Ich gebe zu, das ist mir gestern schwer gefallen. Auch heute fällt es mir noch schwer. Getrost sein angesichts der derzeitigen Situation soll ich. Kurz vor Ostern ist wieder einmal alles anders. Und eine Perspektive auf Besserung gibt es nicht. Das lässt eher verzweifeln als getrost und unverzagt sein. Wo soll das alles noch hinführen? Wie soll man das denn aushalten? Wo gibt es denn noch Hoffnungszeichen?

Ich las dann dazu ein kleines Gebet: Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich?
Das sind Worte aus dem Lied „Meine engen Grenzen“. Das ist ein Lied, das ich sehr gerne mag. Ich habe dann meine Gitarre genommen und es gesungen. Ich spüre: was ich brauche ist Stärke, Kraft, Mut. Ich merke: ich bekomme sie nur von Gott. Wenn alles wankt, wenn die Perspektive fehlt, wenn die Hoffnung kleiner wird, dann falle ich auf ihn zurück. Dann fühle ich mich getragen, gehalten. Dann merke ich: ja, da ist der Geist der Kraft.

Die Worte „Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt?“ sind dem Josua gesagt. Er soll sich daran erinnern, dass Gott ihm zugesichert hatte: „Ich werde bei dir sein!“ Wenn Furcht und Zweifel alles zu bestimmen drohen, erinnern wir uns daran, was Gott uns gegeben hat. Dem Josua sollte jedes Stück Land gehören, das er betreten hat. Das hieß jedoch gleichzeitig, dass er das tun musste. Nur im Gehen konnte er das Land erhalten. Egal, ob er sich gerade fürchtete oder nicht.
Gott hat uns den heiligen Geist geschenkt. Das ist das Hoffnungszeichen. Mit dem heiligen Geist bleibt es dennoch schwer. Doch die Hoffnung kehrt zurück. Gott begleitet uns. Er ist bei uns. Er lässt uns durchhalten, schenkt uns Kraft, Mut und Vertrauen.
Deshalb: Sei getrost und unverzagt, denn Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende Woche sorgen wir später.

Impuls für die Woche 17.03.2021

Alle Weisheit ist langsam.

Es ist jedes Jahr das gleiche. Dienstag abend, Nachtmarkt in Anduze, einem Touristenort in Südfrankreich. Unser Feriendomizil liegt ein paar km von Anduze weg. Den Nachtmarkt habe ich immer genossen. An jeder Straßenecke gab es Musik, Künstler, die malten, Künstler, die durch ihre Körperbeherrschung beeindruckten. Natürlich wurde auch verkauft. Doch auch dabei ging es entspannt und ruhig zu. Es muss die Nacht gewesen sein, die den besonderen Zauber lieferte. Er war so ganz anders, dieser Nachtmarkt. Voll, übervoll, und doch von einer beeindruckenden Langsamkeit.

Alle Weisheit ist langsam. Wie anders dagegen die Schlange im Supermarkt. Da ist die Kasse nicht besetzt und die Unruhe steigt. Es geht vielen zu langsam. Es dauert ihnen zu lange. Wir müssen doch weiter, zum nächsten Termin, zum nächsten Supermarkt. Ich habe mir der Zeit gelernt, die Langsamkeit zu schätzen. Was bringt die Hektik. Wenn ich etwas vorausschauend plane, dann kann ich in aller Ruhe zum Supermarkt laufen und dort die Kleinigkeit mitnehmen, die ich vergessen habe. Und den Ärger über die eigene Vergesslichkeit spare ich mir auch noch.

Alle Weisheit ist langsam. Multitasking beeindruckt mich nicht mehr. Was mich beeindruckt: wenn Menschen das eine machen und erst dann das andere.

Wir sagen: ich nehme mir Zeit für dich. Ich denke: wenn ich mir Zeit nehme, habe ich ja weniger. Dann fühle ich gleich noch mehr Druck.
Stattdessen sage ich: ich gebe mir Zeit für dich. Mich entlastet das. Ich gebe mir etwas, statt mir etwas zu nehmen. Und dir auch.

Mir gefällt diese kleine Geschichte von einem buddhistischen Meister. Der wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne.
Er sagte: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: „Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?“
Er sagte wiederum: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“
Wieder sagten die Leute: „Aber das tun wir doch auch!“
Er aber sagte zu ihnen: „Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“
Alle Weisheit ist langsam.

Für heute wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur für diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.