Impuls 07.10.2020 Zu einem gelingenden Leben befreit

Gebote, Regeln, Maßnahmen, Verhaltensvorschriften … Davon haben wir doch schon genug. Auf so vieles sollen wir Rücksicht nehmen, überall aufpassen, beharrlich bleiben. Müde sind viele geworden, auch genervt. Manche machen sich Luft, indem sie gegen die Corona-Regeln und für ihre Freiheit demonstrieren. Die meisten jedoch halten sich noch dran. Natürlich ist die Aufmerksamkeit nicht mehr so hoch wie noch im Frühjahr. Dafür ist vieles schon fast zum Alltag geworden und uns zur Gewohnheit geworden. Ausnahmen bestätigen die Regeln. Wir sehnen uns wieder nach der alten Normalität. Und wir haben wenig Lust auf noch mehr Vorschriften, vor allem dann, wenn sie uns unlogisch, kompliziert und wenig praktikabel erscheinen.

Die 10 Gebote sind uns ein Begriff. Wir bekommen sie vielleicht alle zusammen, wenn auch die Reihenfolge durcheinander gerät. Wir wissen, es geht darum, ein gutes Miteinander von Mensch und Gott und Mensch und Mensch zu fördern. Dass uns dabei manches veraltet erscheint – geschenkt. Dennoch gibt es eine relativ hohe Akzeptanz, jedenfalls bei den meisten. Ob wir uns immer daran halten, steht natürlich auf einem anderen Blatt. „Du sollst nicht töten …“ – das will ich hier nicht thematisieren.Bei der Ehrung der Eltern tauchen erste Fragezeichen auf: Wie gehen wir z.B. mit älteren Menschen in unserer Gesellschaft um? Oder nehmen wir das Gebot, der Besitz der anderen zu respektieren. In einer von Konsum geprägten Welt stoßen wir auch da an unsere Grenzen, uns von Neid und Eifersucht frei zu machen. Und was ist mit dem Sabbat-Gebot? Wie schafft man einen Tag der Ruhe in Zeiten des Internets, Alles und jede/r sind 24 Stunden an 7 Tagen der Woche erreichbar. Auch die Geschäfte vor Ort sehen sich gezwungen ihre Läden immer länger aufzuhalten.

Es geht im Grundsatz darum, wie ich leben und wonach ich mein Leben ausrichten will. Gottes Gebote haben immer ein Miteinander zum Ziel: Solidarität, Respekt, Barmherzigkeit, Liebe … Alles Eigenschaften, die uns den anderen in den Blick nehmen lassen. Damit entsprechen sie dem dreifachen Liebesgebot, weshalb Jesus dieses als das höchste bezeichnen konnte. Diesen Sinn der Gebote sollten wir uns bewahren, damit sie befreien, Denn genau darum geht es Gott letztendlich. Das hilft uns, sie in unseren Alltag zu integrieren, auch solche Gebote und Regeln, die uns erst einmal gewöhnungsbedürftig erscheinen. Sie dienen dem gemeinschaftlichen Leben. So sind sie zu lesen und zu leben.

Wenn es uns gelingt, sie in unsern Alltag zu integrieren, dann sehen wir im anderen ein geliebtes Kind Gottes und nicht das Kind, das ständig Ärger macht, den Kollegen, der uns nervt oder den Chef, der ständig unerfüllbares von uns erwartet. Wir entdecken dann, warum das Kind ständig Ärger macht, was es umtreibt. Wir merken, was den Kollegen so nervig macht, was ihm auf der Seele liegt und wir sehen den getriebenen Chef. Das macht es vielleicht nicht einfacher, es nimmt jedoch den Druck, denn für jedes Verhalten gibt es Gründe. Die zu entdecken gelingt auf dem Hintergrund der Gebote, denn deren Sinn ist die Befreiung zu einem gelingenden leben. Und zwar für alle Menschen.

Impuls für die Woche 30.09.2020

Dankbarkeit trotz Schmerz

Am Sonntag ist Erntedankfest. Wir nutzen den Sonntag Jahr für Jahr, um uns bewusst zu machen, was wir haben. Wir machen uns bewusst, dass wir vieles von dem, was wir für selbstverständlich halten, Gott verdanken. Und dem bewussten Umgang mit seiner Schöpfung. Wir bauen an und ernten. Oft bemerken wir nur an den Preisen beim Bäcker, dass die Ernte schlechter ausgefallen ist, wenn das Mehl teurer wird.
Wofür danken wir dieses Jahr? Für eine überstanden Infektion? Dafür, dass die Oma, die Corona hatte, noch lebt? Dafür, dass wir den Tod des Opas annehmen konnten? Dafür, dass wir noch unseren Job haben?
Was ist jedoch mit denen, denen es anders geht? Die ihren Job verloren haben? Die jemandem aus dem Familienkreis verloren haben? Die an Folgeschäden einer Infektion leiden?
Mir ist es zu einfach zu sagen, dass Gott trotzdem da ist. Denn das macht das Leid klein. Doch der Schmerz muss ausgehalten werden. Da hilft mir Schweigen.
Dankbarkeit anlässlich von Erntedank kann auch Schweigen sein. Die Dankbarkeit dafür, dass jemand mit mir schweigt, für mich da ist, mein Leid mit mir trägt. Egal, welches Leid. Ob das eine Trennung ist, der Verlust des Arbeitsplatzes, Streit.
Es kann das aufatmen sein, dass ich jemanden habe, der für mich da ist. der mir zuhört, der mich sein lässt, wie ich grade bin. Bei dem ich schwach sein darf.
Für wen oder was seid ihr dieses Jahr dankbar? Vielleicht wollt ihr das in der Kommentarspalte bei Facebook hinterlassen? Oder mir persönlich mailen? Ich nehme es gern auf in ein Gebet in einem der nächsten Gottesdienste, die ich halte, spätestens am Reformationsfest.
Ich bin dankbar für viele Menschen, die sich mit auf den Weg machen. Die in schweren Zeiten für andere da sind, ohne zu fragen. Denen es wichtig ist, dass Gemeinde funktioniert. Denen der Nachbar oder die alte Dame im Pflegeheim wichtig sind.
Ich danke Gott für jeden einzelnen, der in unserer Gemeinde mitarbeitet. Und gleichzeitig bitte ich ihn, dass er uns neue Menschen sendet, die sich beteiligen. Denn auch uns geht langsam ein wenig die Puste aus. Wir brauchen dringend neue Mitarbeiter*innen. Vielleicht haben Sie ja Lust?
Für diese Woche wünsche ich euch, habt Zuversicht und bleibst gsund. Nur diese Woche. Für die nächste sorgen wir nächste Woche.

Die Macht der Liebe und Besonnenheit

Derzeit wird wieder viel über Coronamaßnahmen diskutiert. Die Zahl der positiv getesteten Personen steigt. Die Befürchtungen steigen mit Blick auf die bevorstehenden Herbst- und Wintermonate und die zu erwartende Grippewelle. Auch wenn von vielen Seiten darauf hingewiesen wird, dass die Lage derzeit eine andere ist als im Frühjahr. Die Regierung spricht wieder von Lockdown und strengeren.

Viele Menschen haben Angst: vor dem Virus, vor einer möglichen Erkrankung, vor einem schweren Verlauf … Genauso vor einem weiteren wirtschaftlichen Einbruch, vor Herausforderungen in Familie und Beruf, vor Schulschließungen, vor der Einsamkeit … Auf der einen Seite fürchtet man die Nachlässigkeit in Sachen AHA-Regeln und warnt vor allzu sorglosen Umgang in größeren Menschenmengen. Auf der anderen Seite erhebt man den Vorwurf der Panikmache. Dazwischen bleibt nur wenig übrig. Nur eine große Unsicherheit. Genau darum macht mir persönlich diese Angst am meisten Sorge. Sie macht sich unterschwellig und kriechend breit. Es sind Kleinigkeiten, die ich mehr und mehr wahrnehme bei den Menschen, denen ich begegne. Nichts ist mehr ohne Corona denkbar. Egal was ich mache, das Virus wabert irgendwo immer mit. Es beeinflusst Wege, die wir gehen, prägt Entscheidungen, die wir treffen, bestimmt unser Verhalten gegenüber anderen. Es ist eine Art persönliche Pandemie, die sich in uns breit macht. Corona ist überall und zu jeder Zeit gegenwärtig. Es schränkt unseren Lebensvollzug ein, jedenfalls im Vergleich zu dem, wie wir noch Anfang des Jahres gelebt haben. Und ich frage mich: kommt die Unbeschwertheit jemals zurück? Die Gründe für die Maßnahmen kann ich nachvollziehen, mein Verstand sagt mir, dass sie im Moment notwendig sind. Doch da bleibt meine Sorge um eine Generation, die mit “Social Distancing” heranwächst und bei denen Maskentragen zum Alltag gehört. Was dies für Folgen hat und welche Konsequenzen da auf unsere zukünftige Gesellschaft zukommen, das ist kaum abzusehen und verunsichert nur noch mehr.

Nun begegnet mir dieser Bibelvers: “Gott hat uns nicht einen Geist der Ängstlichkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.” Ich liebe diesen Vers. Er drückt Kraft, Liebe und Besonnenheit aus! Als Paulus diese Zeile schreibt, befindet er sich in Gefangenschaft. Viel Ärger hat es ihm eingebracht, dass er sich den Jesusanhängern angeschlossen hatte. Im Gefängnis zu landen war noch die harmlosere Form der Repressalien, die er über sich ergehen lassen musste. Und dennoch strahlt er viel Selbstbewusstsein und Zuversicht aus.

Paulus weiß sich getragen von dem Versprechen, dass  das Leben mehr umfasst als die Jahre, die wir auf diesem Planeten verbringen. Er weiß sich umfangen von einer Liebe, die weiter blickt als bis zum eigenen Horizont. Er weiß sich gesegnet mit einer Botschaft, die dieses Leben verheißt. Dieses Wissen hat er verinnerlicht, ist tief verankert in seiner Seele. Es begleitet ihn Tag für Tag, Stunde für Stunde, jeden Wimpernschlag seiner Existenz, ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Nichts ist so schlimm, dass er daran verzweifeln würde. Trotzdem hat er noch Angst. Er weiß sich jedoch von Gott getragen.

Das dürfen wir auch. Warnungen versetzen uns deshalb ebensowenig in Panik wie Verschwörungstheorien unsere Besonnenheit nehmen können. Wir haben die Möglichkeit, eine christliche Gelassenheit an den Tag zu legen, die uns vor den Extremen bewahrt. Sicher, wir haben das Leben nicht in der Hand. Gott hat es in der Hand. Und er wird Sorge dafür tragen, dass wir es behalten werden.

Für diese Woche wünsche ich euch, bleibt gesund. Nur für diese Woche. Für die nächste Woche sorgen wir in einer Woche.

Impuls für die Woche 16.09.2020

Wasser schenkt Leben.

Wasser spielt schon ganz am Anfang der Bibel eine wichtige Rolle. So lange es nicht geregnet hat, bleibt die Erde öd und leer. Wasser schafft Abhilfe. Und bietet dem Menschen die Voraussetzung, existieren zu können. Wasser fehlt an vielen Stellen auf unserem Planeten. In den USA, vor allem in Kalifornien, wüten Brände, wie es sie noch nicht gegeben hat. Feuerwehrleute, Politiker, Anwohner müssen hilflos zusehen, wie die Flammen das viel zu trockene Land verwüstet. Regen, der die Not etwas lindern würde, ist nicht in Sicht. Und dabei hat die Brandsaison gerade erst begonnen.

Wasser geht auch an den Polkappen verloren. Riesige Eismassen brechen auseinander und treiben in wärmere Gefilde, schmelzen und entlassen ihr Wasserreservoir in das Meer. Auch an anderen Stellen wird das Wasser knapp. Ob Gletscher in den Bergen oder Seen in den Tälern: Überall zieht sich das Wasser zurück. Es ist eine alte Binsenweisheit, die uns dadurch sehr deutlich wird. Unser Leben hängt vom Wasser ab – und wir sind dabei, uns dieser Ressource selbst zu berauben.
Ich finde es bezeichnend, dass ganz zu Beginn der Schöpfung genau darauf hingewiesen wird. Sicher wusste der Autor noch nichts von Temperaturschwankungen, Golfströmen und Poleisschmelze … Doch er hatte das Gespür dafür, dass Wasser eine zentrale Rolle für unser Leben spielt. Wasser schafft Leben.

Eine zentrale Erkenntnis der Schöpfungsgeschichte ist, dass der Mensch nicht allein sein kann. Ich will dies nicht auf Mann und Frau-Partnerschaften beschränken, sondern als generellen Hinweis verstehen. Wir alle brauchen Gehilfen, um uns in der Welt zurechtzufinden – auch über nationale und ethnische Grenzen hinweg. Wir brauchen einander. Wenn wir entdecken, dass mein Gegenüber ein Mensch wie wir ist, einer, den Gott liebt, dann kann uns auch sein Schicksal nicht gleichgültig sein.
Insofern ist die zu beobachtende Tendenz, sich weiter abzuschotten und sein eigenes Ding zu machen, falsch und kann fatale Konsequenzen haben. Wir alle sind Geschöpfe, die einander brauchen. Wenn ausgerechnet das Element, das es am meisten gibt auf diesem Planeten, rar wird, dann wird es Zeit, sich darauf zu besinnen. Die Wiege unserer Existenz ist das Wasser. Aus ihm schöpfte Gott das Leben. Und wir sind aufgefordert, es zu bewahren – für alle! Denn wir brauchen einander. Wenn wir das erkennen, dann ist uns allen geholfen. Denn dann wird unsere Welt ein ganzes Stück menschlicher – und damit göttlicher.

Begegnungen heilen

Zachäus war ein kleiner Mann. Zachäus war ein gehasster Mann. Er war Zöllner. Zachäus war durch seine Tätigkeit, für die Römer Steuern einzutreiben, ein Kollaborateur. Darüber hinaus war er als “oberster Zolleinnehmer” dazu noch einer, der in seinem Metier eine lukrative Karriere gemacht hat. Damit gehörte er zu den Sündern, die unrein waren und all jene religiös beschmutzten, die sich mit ihnen abgaben.
Ausgerechnet bei dem lädt Jesus sich zum Essen ein. Das war eine Provokation für die, die sich für den religiösen Maßstab hielten. Wir kennen Jesus. Das passt zu ihm. Es zieht ihn zu denen, die von andere gemieden werden. Zöllner, Kinder, Frauen, Prostituierte, Andersgläubige, all die, mit denen keiner was zu tun haben wollte oder die niemand ernst nahm.

Jesus nahm sie ernst. Jesus nahm sie wahr. “Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.” Sein Image – egal. Was andere über ihn dachten – egal. Jesus wollte Zachäus zu Hause besuchen und er besuchte ihn zu Hause. Das beeindruckt Zachäus. Es beeindruckt ihn so sehr, dass er das, was er den Leuten zu viel abgenommen hat, vierfach zurückzahlt.

Die Begegnung mit Jesus verändert ihn. Kein mahnender Zeigefinger, keine mahnenden Worte, kein ins-Gewissen-reden. Die Anwesenheit Jesu, das Gefühl, da interessiert sich einer für mich, verändert Zachäus. Die Botschaft von der unbedingten Liebe Gottes zu allen Menschen trifft auf ein Herz. Das hat genau auf diese Zuwendung gewartet. Ich stelle mir das heute vor. Ein Kind, das nie Ruhe gibt, dass sich einfach nicht einpasst in unser Schulsystem, ist wie verändert, wenn es plötzlich gesehen wird. Weil sich jemand dafür interessiert, warum es so reagiert. Weil jemand hinter die Fassade schaut und mehr sieht als den Störenfried.

Der, der immer nur besoffen an der Bushaltestelle rumhängt, verändert sich auf einmal, weil sich plötzlich jemand für seine Geschichte interessiert und mehr in ihm sieht als den Penner von der Bushaltestelle.
Die Begegnung mit Jesus verändert Menschen. Auch heute noch. Begegnungen mit Menschen, die neugierig auf uns waren. Menschen, die unsere Verletzungen wahrgenommen haben. Menschen, denen die Meinungen der anderen egal waren. Menschen, die sich zu uns gesellt haben und uns wie wir sind angenommen haben – das sind solche Zachäus-Geschichten, Evangelium mitten unter uns.

Diese Begegnungen heilen ein Stück unserer Welt.

Keiner geht der Liebe Gottes verloren

Die beste Nachricht unsres Glaubens: Keiner geht verloren! Niemand! Paulus sagt das ganz deutlich und unmissverständlich. Alle erhalten am Ende denselben Preis. Das ist insofern nicht verwunderlich, da alle auf demselben Grund stehen: Jesus Christus. Alle haben also die gleiche Voraussetzung. Und keiner hat irgendeinen Vorteil gegenüber jemand anderem. Da kann keiner mogeln oder irgendetwas tricksen. Da gibt es keine Nebenabsprachen. Denn Fakt ist: Dieser Grund wurde uns von Gott geschenkt. Niemand hat irgendein Recht, sich über den anderen zu erheben oder über ihn abfällig zu urteilen. Das Ziel – ein Leben in der Gegenwart Gottes – erreichen alle, ja im Grunde genommen haben alle das Ziel schon erreicht.
Die Wege dorthin scheinen jedoch recht unterschiedlich zu sein. Ein Weg ist die Angst. Wir leben seit der Coronapandemie in einer Zeit, in der das Thema Angst wieder eine größere Rolle spielt. Die einen haben Angst vor Ansteckung, die anderen Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin, wieder andere um den Verlust der Freiheit. Hierzulande sind teilweise skurrile Vorstellungen im Umlauf, die man eher im Mittelalter als im 21. Jahrhundert verorten würde. Und es gibt auch heute diejenigen, die Menschen manipulieren und Ängste schüren, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen und aus der Situation Vorteile für sich ziehen wollen. Zivilisatorischer Fortschritt scheint sehr schnell an seine Grenzen zu kommen, wenn es um Urängste des Lebens geht.
Ich bevorzuge einen anderen Weg. Es ist der Weg der Liebe. Bei Gott hat niemand mehr etwas zu verlieren, weil wir alles schon gewonnen haben. Wir sind befreit zu einem Reden und Handeln, das Raum schafft für das Himmelreich mitten unter uns. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben. Vor nichts. Freilich entbindet uns das nicht von der Verantwortung umsichtig zu handeln.

Wir dürfen tatsächlich erleben, dass das Wort Gottes auch in dieser Welt wirkt und sie verändert. Die allumfassende Liebe Gottes verändert jeden Tag diese Welt. Sie gibt niemanden verloren. Mir macht das immer wieder Mut. Mir gibt das immer wieder Kraft, nach vorne zu schauen, durch zu halten, einen langen Atem zu bewahren.

Wir leben in einem seltsamen Jahr. Ich vertraue darauf, dass Gott auch dieses Jahr zu einem guten Ende bringen wird. Es wird sich fügen.
Für diese Woche wünsche ich euch: habt Zuversicht und bleibt´s gsund. Nur diese Woche, das genügt. Für die nächste Woche sorgen wir nächste Woche.

Danke schön

Die ECKD KIGST, unser kirchlicher Dienstleister im Bereich Meldewesen und anderen Bereichen, hat im Mai eine Umfrage zum Thema Digitalisierung und Gemeindearbeit gemacht. Daran habe ich teilgenommen. Dabei habe ich dargestellt, mit welchen Angeboten unsere Kirchengemeinden im Kessel während der letzten Monate in der Corona-Pandemie das Leben der KG aufrecht erhalten haben. Als das bereits wieder in Vergessenheit geraten war, haben wir Post von der ECKD bekommen. Ich zitiere aus der email:

„Wie in unserem Telefonat Anfang der Woche besprochen, hat Pfarrer Michael Meyer zu Hörste im Mai an unserer Umfrage zum Thema Digitalisierung und Gemeindearbeit teilgenommen.
Dabei hat er auch die Gelegenheit genutzt, das besondere Engagement in Ihrer Kirchengemeinde in Zeiten von Corona kurz vorzustellen.

Unsere Jury war von der Vielfalt der umgesetzten Ideen und Initiativen in Ihrer Gemeinde beeindruckt und begeistert und hat diese für den 2. Platz nominiert.“

Das Votum der Jury ehrt uns. Dieser Preis gehört jedoch weder der KG Neustadt noch mir. Dieser Preis gehört allen als gemeindeleitende Gremien und Mitarbeiter*innen im Neustadter Kessel. Wie ich finde in beeindruckender Art und Weise haben wir diese Wochen nicht nur überstanden, sondern gestaltet. Die Bedingungen waren und sind nach wie vor schwierig. In den Kindergärten, durch Fernsehgottesdienste in der Passionszeit und an Ostern, durch Impulse und auf Facebook gestreamte Abendgebete, durch geteilte Netzfunde, durch das Online-Fürbittengebet in Wildenheid, die Andachten auf Facebook in Fechheim, die gemeinsame facebookseite der KG Wildenheid und Neustadt, durch den wöchentlichen Brief an die Mitglieder des geselligen Nachmittags, durch gemeinsame Kraftanstrengungen in der Umsetzung immer neuer Regelungen, durch viele Überlegungen „wie können wir was in guter Art und Weise aufnehmen“, durch die Fragen nach digitalem Gemeindebrief und wieder gedrucktem Gemeindebrief, durch die Umsetzung von Hygieneregelungen in unseren Häusern, die gemeinsame Erarbeitung von Hygienekonzepten zur Wiederaufnahme der Gruppen und Kreise und sicher noch so manches mehr, das ich hier vergesse, aufzuzählen, haben viele das Schiff Gemeinde auf Kurs gehalten.
Diese Wertschätzung in Form des 2. Platzes ist viel wichtiger, als der dazugehörige Preis (ein Samsung Tablet). Ich bin stolz, Pfarrer einer engagierten Kirchengemeinde zu sein mit Nachbargemeinden und Kolleg*innen im Kessel, die sich bereitwillig und kurzfristig immer wieder auf die sich verändernde Situation einstellen. Dabei haben wir stets geschaut, was passt zu uns. Wir waren dabei m.E. immer angemessen und nicht aktionistisch, nur damit etwas gemacht ist. Jede unserer Aktionen hat – das haben auch die Rückmeldungen gezeigt – auf die Realität unserer Gemeinden gepasst. Und auf Lockerungen haben wir sozusagen atmend reagiert, indem wir Angebote angepasst oder wieder eingestellt haben.
Wir hören es täglich: wir sind noch lange nicht durch. Es gibt keinen Grund, in Angst zu verfallen. Es gibt allen Grund zur Hoffnung. Ich danke allen herzlich für alle Kraftanstrengungen. Wir gehen gelassen in den Herbst und schauen, was uns erwartet. Weihnachten wirft bereits erste Gedanken voraus. Natürlich werden wir dieses Jahr auch kein „normales“ Weihnachten erleben. Vielleicht nutzen wir jedoch die Chance einmal, die stille und heilige Nacht auch als solche zu erleben. Wir werden sehen.

Michael Meyer zu Hörste
Pfarrer