Impuls für die Woche 14.06.2023

Gott schuf sie als Mann und Frau. So erzählt es die Bibel. Da steht jedoch nichts von: er schuf den Mann als übergeordnetes Wesen und die Frau als untergeordnetes. Und doch haben wir keine bessere Gesellschaftsform gefunden und gebaut als genau dieses. Wir tragen Gleichberechtigung vor uns her, doch unsere Gesellschaft basiert nach wie vor darauf, dass Frauen schlechter gestellt sind als Männer. Sie bekommen Kinder und gehen dafür aus dem Berufsleben. Der Einstieg danach gelingt nur schwierig. Erst kürzlich hat mir jemand erzählt: „Eigentlich unterrichte an dieser Schule. Doch durch meine Schwangerschaft ist mein Platz weg, weil er nicht frei gehalten wurde. Lehrermangel scheint es doch nicht zu geben.“

Und wir nehmen das einfach so hin. Die Autorin Sarah Diel hat recht, wenn sie sagt, dass Arbeitgeber nur deshalb 40 Stunden Zugriff auf Männer als Arbeitnehmer haben, weil die Frau zu Hause bleibt und sich um Kinder und Haushalt kümmert. Unbezahlt. Die Mutter als unbezahltes Dienstmädchen, um das mal provokativ zu sagen. Und auch dabei gilt: wenn das jemand freiwillig als Lebensmodell wählt, alles in Ordnung. Wenn Menschen ihr Leben lang auf ein Gehalt verzichten und beide halb arbeiten, dann ist das in Ordnung. Wenn es jedoch im System begründet liegt, und das tut es für viele, dann ist es ein strukturelles Problem. Dann herrscht keine Gleichberechtigung, dann herrscht oft keine Wahl.

Das ist das eine. Das andere ist viel subtiler. Denn es ist leider wahr, Recht haben und Recht bekommen, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Nun redet es sich leicht, wenn natürlich sind das auch hochkomplexe Dinge, die sich kaum von heute auf morgen ändern lassen.

Die Problematik beginnt ja schon mit der Geburt. Jeder muss die Möglichkeit haben nach seinem Wertesystem zu leben, ohne dafür schief angeschaut zu werden. Ohne dafür komische Blicke zu ernten, ohne dafür dumme Kommentare zu ernten. Es gibt auch zahlreiche Erwiderungen, die man online zu Haus nach lesen kann. Die will und werde ich hier sicher nicht wiederholen.

Wir alle leben in Machtgefällen, immer wieder. Mal sind wir die Starken, die mächtigen, mal die Schwachen. Mal sind wir die, auf die andere angewiesen sind, mal sind wir auf andere angewiesen, dass sie sorgsam mit der ihnen anvertrauten Macht umgehen.
Es beginnt nach der Geburt. In was für eine Atmosphäre wachsen wir auf, was spüren wir an Schwingungen? In Kindergarten und Schule geht es weiter. Was für ein Bild von menschlichem Miteinander wird uns vermittelt? Respektvoller Umgang, oder dass es in Ordnung ist, wenn ich einem unterlegenen einen reinhaue? Werden mit Möglichkeiten vermittelt, wie ich mit Wut umgehen? Lerne ich respektvolles Verhalten meinem Partner/meiner Partnerin gegenüber oder lerne ich, dass Männer mehr wert sind, stärker sind, mehr können als Frauen? Ich kenne Männer, die sind der Meinung, dass Frauen technisch nichts drauf haben und erklären deshalb deren Schwiegersöhnen die nötigen Dinge statt ihrer Tochter. Was bekommen wir von klein auf mit. Die Debatte um Gleichheit und Gleichberechtigung beginnt in Elternhaus, Kindergarten und Schule. Das Stichwort lautet Inklusion. Solange wir damit nicht ernst machen, so lange werden wir das Problem nicht vom Tisch bekommen. Solange sich Menschen nicht dafür einsetzen, dass andere in Freiheit leben können, werden Gleichberechtigung Gleichheit Schlagworte in irgendwelchen Grundsätzen bleiben. Doch sie müssen mit Leben gefüllt werden. Das Rechtssystem ist machtlos gegenüber Gewalt, die im verborgenen stattfindet, weil es dafür selten Beweise gibt. Politik und Gesellschaft sind es nicht. Deshalb dürfen wir das auch nicht dem Rechtssystem überlassen. Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege finden. Und die haben ihre Wurzeln in starken Charakteren, die von klein auf gelernt haben zu sagen: ich will das nicht. Geh mir aus dem Weg, lass mich raus. Und denen im Missbrauchsfall Glauben geschenkt wird. Dann entsteht nach und nach eine Atmosphäre in der der Täter*innen es sich zweimal überlegen, ob sie ihre Macht missbrauchen und Opfer gar nicht erst zu Opfern werden müssen. Der Weg dahin ist weit. Je früher wir ihn anfangen zu gehen, desto früher werden wir ein Ziel erreicht haben.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 24.05.2023

Es gibt eine Serie bei appletv, die heißt Ted Lasso. Sie erzählt die Geschichte eines US-Coaches für American Football, der nach England verpflichtet wird um dort den Premiere-League-Club AFC Richmond zu coachen. Allerdings holt ihn die neue Clubbesitzerin, um dem vorherigen Clubbesitzer, ihrem geschiedenen Ehemann, eines auszuwischen. Sie will den Club ruinieren, der dessen Lebenswerk ist.
Von Fußball versteht Ted so gar nichts, von Menschenführung dafür um so mehr. Und er lernt auch an Hand seiner eigenen Erfahrungen. Unkonventionell und anders als erwartet reagiert und coacht er. Den Zeugwart macht er zu seinem Assistenten, so wird dieser später sein größter Konkurrent.

Im Lauf der Serie wird Sam Obysanya, ein aufstrebender nigerianischer Fußballer, zur zentralen Figur. Eines Tages, nachdem er enttäuschenderweise nicht für die nigerianische Nationalelf nominiert worden ist, um an der WM teilzunehmen, sitzt Sam mit seinem Vater in seinem eigene Londoner Restaurant. Zu allem Überfluss wird er auch noch von einem mächtigen geldgierigen Nigerianer bedroht, weil Sam sich dessen Vorstellungen eines nigerianischen Superteams beugt. Esin Restaurant wurde verwüstet und liegt in Trümmern. Sein Vater sagt einen beeindruckenden Satz: Wut schwächt dich nur und wenn du die, die dir das angetan haben, ärgern willst, dann vergib ihnen.
Don´t fight back, fight forward. Schlag nicht zurück, kämpfe nach vorne, könnte man sagen. Ein Baseballtrainer sagte einmal: Ich halte Ausschau nach einem Spieler, der den Mut hat, nicht zurück zu schlagen. Ein Athlet mit der inneren Stärke, um Feindseligkeit und Aggression widerstehen zu können. Jemand, der „nicht zurückschlagen“ als Stärke betrachtet.

Es ist eine der letzten Freiheiten des Menschen, uns entscheiden zu können, wie wir reagieren. So sagte es der Psychologe und Auschwitzüberlebende Viktor Frankl.
Ted Lasso ist nicht einfach nur eine Drama-Serie, sie ist eine tiefsinnige Serie voller nützlicher Lebensweisheiten. In seinem anders-Sein schlägt Ted seine Gegner immer wieder auf eine einzigartige und für viele zunächst nicht nachvollziehbare Art und Weise. Richmond steigt im Verlauf der Serie auch ab. Doch sie steigen wieder auf. In Holland schaut er sich eine spezielle Art Fußball zu spielen ab und geht damit zunächst gnadenlos unter.Manchmal muss es eben erst schlechter werden, um besser werden zu können. Denn in der Folge startet Richmond eines beeindruckenden Siegeslauf.

Das Böse existiert. Menschen, die uns ärgern existieren. Zustände, die wir nicht verstehen, über die wir uns ärgern, existieren. Wir können sie nicht auslöschen. Doch wir haben die Wahl, wie wir auf sie reagieren, wie wir mit ihnen umgehen. Es geht darum, zu erkennen, worüber wir Kontrolle haben und worüber nicht.

Und das ist eine der zentralen Botschaften Jesu. In all den Geschichten hat er seine Kämpfe und Gegner stets weise gewählt. Er hat seinen Jüngern mitgegeben: wo man euch nicht will, da schüttelt den Staub von den Füßen und zieht weiter.
Dem Kampf aus dem Weg gehen, ist also meistens ein Zeichen von Stärke. Manche Kämpfe freilich müssen gekämpft werden. Manchen Dingen müssen wir uns stellen. Doch wir wählen die Waffen und die Art und Weise. Denn wir entscheiden, wie wir reagieren.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 26.04.2023

Wir haben diese Woche Mitarbeiterdankabend. Einmal im Jahr rufen wir unsere Mitarbeiter*innen zusammen und bedanken uns für den Dienst, den sie in der Kirchengemeinde tun. Wir, das ist der Kirchenvorstand, das sind auch Mitarbeiter. Und im Prinzip sind wir alle Mitarbeiter. Wir unterscheiden gern zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen mit allen Vor- und Nachteilen , die diese Unterscheidung hat.
Denn am Ende ist wichtig, dass wir alle miteinander uns zum Wohl der Gemeinde einbringen. Idealerweise macht das allen so viel Freude, dass niemand es als Laste empfindet.

Die Realität sieht oft anders aus. Das merkt man daran, ob man genügend Mitarbeiter*innen hat oder nicht. Landauf landab werden es weniger. Niemand will sich mehr lange binden, man ist am liebsten spontan. Ämter in Vereinsvorständen sind immer schwerer zu besetzten, niemand will mehr die Verantwortung übernehmen, zumal auch die bürokratischen Hürden immer höher werden. Ich kann das niemandem verdenken. Ich kann es auch niemandem verdenken, der als Kirchenvorsteher*in sagt: ich mag jetzt nicht mehr. Ich hab das lange genug gemacht und es macht immer weniger Freude.

Doch was passiert, wenn immer weniger bereit sind, sich einzubringen? Dann verteilt sich entweder die ganze Arbeit auf immer weniger Schultern, die immer frustrierter werden. Oder manche Dinge gibt es einfach nicht mehr. Wir hatten in unserer Gemeinde mal einen Begrüßungsdienst. Den haben Kirchenvorsteher*innen gemacht. Oder im Gottesdienst gelesen. Haben auch Kirchenvorsteher*innen gemacht. In anderen Gemeinden mesnern Kirchenvorsteher*innen. So wie im Verein, der Vorstand macht die ganze Arbeit, damit sich andere zurücklehnen und genießen können. Doch diese Zeiten sind vorbei. Endgültig. Und das hat teilweise verheerende Folgen.

Manche Städte sind nicht mehr in der Lage, einen genehmigungsfähigen Haushalt auf die Beine zu stellen und müssen sparen. Da werden dann Feste abgesagt, die die Stadt sonst ausgerichtet hat und auf die Vereine verwiesen, die selbst Feste veranstalten. Damit geht etwas wesentliches verloren an Gemeinschaftsstrukturen. Das macht auch immer weniger Freude.

Was also tun? Den Kopf in den Sand stecken? Sich in Fatalismus ergehen, wie schlimm alles ist? Damit ist ja nichts gewonnen. Es fällt jedoch auch schwer, sich aufzuraffen und Hoffnung zu versprühen. Denn wie soll es denn von allein anders werden? Und manchmal ist die Lage ja auch aussichtslos. Zumindest vorübergehend. Mir bleibt dann nur eines: der Situation erlauben, dass sie eben so ist, wie sie ist. Es ist jetzt so und es darf auch so sein. Das hilft mir, der Verzweiflung zu entkommen, Druck raus zu nehmen, dass sich jetzt sofort alles ändern muss und auszuhalten, dass es grade Mist ist. Es kommen auch wieder andere Zeiten. Warum? Weil das tatsächlich schon immer so war. So abgedroschen es klingen mag, der Prediger hat recht: alles hat seine Zeit. Das rettet mich dann. Und der Gedanke: es wird alles werden, wie es werden soll. Wir werden die Mitarbeiter*innen finden, die wir brauchen. Und mit denen werden wir dann das machen, was geht. Und was nicht geht, geht dann eben nicht.
Letztlich ist es Gottes Kirche, seine Gemeinde, sein Werk. Und was nicht ist, hat vielleicht noch nicht seine Zeit.

In diesem Sinn wünsche ich euch eine gute Woche mit guten Gedanken bei Dingen, die euch derzeit im Magen liegen. Erlaubt ihnen sein zu dürfen. Es kommen auch wieder andere Zeiten.
Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 19.04.2023

Ich und mein Hund. Da liegt er neben mir und tut so, als könnte er kein Wässerchen trüben. Und alle sagen: och ist der süß. Ja das ist er. Doch er kann auch anders. In meinem Schlafzimmer steht nun eine Hundekamera. So kann ich sehen, wie es ihm geht, wenn ich ihn allein lassen muss. Ich kann mit ihm reden – momentan verwirrt ihn das noch, weil er nicht weiß woher die Stimme kommt, wenn ich doch weg bin. Er hat inzwischen mitbekommen, dass ab und an Leckerli aus der Kamera kommen. Hilft derzeit noch nur bedingt, wenn er sich in seine Jaulerei hineinsteigert, weil er irgendwo im Haus Geräusche hört. Er ist doch so gern mitten im Geschehen.

Einmal im Monat kommt die Hundetrainerin. Manchmal ist es zum verzweifeln, weil der Hund einfach nicht so reagiert wie ich das will. Oder nicht schnell genug lernt, was ich will oder anscheinend alles wieder verlernt hat. Und ich habe ja auch keine Lust, immer nur den Hund zu erziehen. Manchmal will ich einfach mit ihm spazieren gehen. Und dann denke ich mir: für konsequente Erziehung bin ich irgendwie nicht gemacht.

Dabei kommt mir das entgegen, wie das bei Hunden läuft. Unsere menschliche Pädagogik ist defizitorientiert. Wir doktorn an Schwächen herum, versuchen sie auszumerzen, anstatt das zu stärken, was gut ist. Meine Hundetrainerin meinte: schau, er bietet doch ganz viel an. Und ich denke mir: ja und ganz viel auch nicht. Ein Hund wird mit positiver Verstärkung erzogen. Da hab ich ein Video gesehen, das mich beeindruckt hat. Da ist ein Hund ständig am Herrchen hochgesprungen, weil er die Leckerli wollte, die in der Hand versteckt waren. Der Trainer hat dabei erklärt. „Irgendwann tritt Reizermüdung ein“ meinte er. „Der Hund merkt, das bringt mich nicht weiter und hört auf. Und dann bin ich mit der Belohnung da.“ Bis er gelernt hat, dass es sich lohnt unten zu bleiben.
Ich wäre schon gern an dem Punkt, dass mein Hund unten bleiben gelernt hat. Und während ich das schreibe liegt er neben mir und ich schaue ihn an und denke mir: och wie süß.

Es ist schon wahr. Stärken stärken ist viel sinnvoller als an seinen Schwächen herumzudoktorn. Denn wie es Eckard von Hirschhausen ganz richtig sagt: Wenn du als Pinguin geboren wurdest, dann machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir in diesem Leben keine Giraffe. Und ein guter Therapeut wird sich deshalb darauf konzentrieren, was du bist, was du kannst, was du willst, was deine Stärken sind.

Und wenn ihr denkt, ihr müsstet so sein wie die anderen, dann habe ich einen kleinen Trost: andere gibt es schon genug. Dich gibt es nur einmal. Sei also du, denn so bist du einzigartig. Und sei gnädig mit dir.
Ich bin auch gnädig mit mir und meinem Hund. Dann dauert es halt noch etwas länger, bis er so reagiert, wie ich mir das vorstelle. Doch das ist dann unser Tempo. So hat mich Gott geschaffen, so bin ich geworden, das macht mich aus.
Ich kann genug Dinge gut, ich muss nicht alles gut können. Mein Hund auch nicht. Es ist ja irgendwie auch süß, wenn er im Schlafzimmer alleine ist und sich nach oben reckt, um zu jaulen wie ein Wolf im Wald. Und so lange er dabei niemanden stört ist das auch in Ordnung.

Also, sei du selbst, sei der, den Gott geschaffen hat und versuch nicht zu einer Kopie von anderen zu werden.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Karfreitagsgebet zur Sterbestunde

Karfreitagsgebet

Wenn es mit dem iPhone nicht funktioniert, wird der Link einfach in Chrome (wahrscheinlich geht Firefox auch) eingefügt. Dazu muss der Browser aus dem AppStore geladen werden. Im iOS-Safari wird auf Facebook umgeleitet, so dass das Video nicht geschaut werden kann. Bei MacOS funktioniert es auch im Safari.

Impuls für die Woche 05.04.2023

Karwoche. Ich finde das immer wieder eine seltsame Woche. Draußen erwacht wieder das Leben und wir durchleben theologisch den Niedergang des Lebens und dessen wiedererwachen. Vom Palmsonntag ausgehend gehen wir den Weg in den Gründonnerstag, ein Abend voller Zweifel und das Aufgefangen sein in einer Gemeinschaft der engsten Vertrauten. Jesus isst mit seinen Jüngern, betet in Gethsemane und macht sich auf den Schweren Weg Richtung Tod. Lieber wäre es ihm, wenn dieser Kelch doch an ihm vorüber gehen könnte. Doch das wird er nicht, das ahnt er an diesem Abend auch und willigt schließlich in seinen Weg ein. Er wird gekreuzigt und am dritten Tag von dem Tod auferweckt.

Diese Wechselbad der Gefühle, die Dynamik von Sterben, Tod, Auferweckung und Leben durchschreiten wir in der Karwoche. Das ist schon auch viel, um es in ein paar Tagen zu durchleben. So seltsam mir diese Woche immer wieder vorkommt, so wichtig ist sie auch. Denn sie zeigt immer wieder: das, was wir da auf instagram, facebook, tiktok oder anderswo geboten werden, ist eben alles andere als die Wirklichkeit. Es sind Ausschnitte, storys, reels aus dem Leben. Sie werden vorbereitet, sind durchdacht.

Das Leben ist selten durchdacht. Das Leben ereignet sich. Es passiert. Und es ist alles andere als gestylt. Es gibt auch keine Codes, mit denen das Leben einfacher wird, so wie Produkte mit Codes von Influencern günstiger werden. Das Leben ist geprägt von Angst, Feigheit, Unzuverlässigkeit: Eigenschaften, die kein gutes Licht auf uns Menschen werfen. Selbst Petrus, der in der Gefolgschaft Jesu als starke Persönlichkeit angesehen wurde, konnte sich dieser Schwächen nicht erwehren. „Ich bin ein Nichtsnutz, ein Versager“, klagt er sich selbst an, nachdem er seinen Herrn und Meister dreimal verleugnet hat und Jesus zum Tod verurteilt worden ist. Im Nachhinein wirkt das Verhalten der Jünger während der schwersten Tage des Erlösers kläglich. Schwächen auch bei sich selbst zu entdecken und wie die Jünger aus Lebenskrisen heraus neue Kräfte zu gewinnen, dazu macht die Karwoche Mut. Es muss nicht alles glatt gebügelt sein, es muss nicht alles glänzen und funkeln. Das Leben ist oft genug anders. Es führt uns manchmal bis in die Hoffnungslosigkeit. „Mit seinem Tod ist alles aus“, gaben sich die Jünger und auch Petrus damals hoffnungslos. Und auch die beiden auf dem Weg nach Emmaus waren keine vor Hoffnung und Mut strotzenden Vorzeigejünger.
Und dennoch hat Jesus sich zu ihnen gesellt. So seltsam mir diese Woche immer wieder vorkommt, so wichtig ist sie auch. Doch an ihrem Ende steht der Halleluja-Ruf, er ist auferstanden.

Die Hoffnung lebt. Immer. Jeden Tag. Auch wenn das Leben anders aussieht als auf instagram, facebook und tiktok. Die Hoffnung lebt…auch für eine Kirche, die mir immer mehr Sorgen macht, die mir immer mehr Stirnrunzeln verursacht.
Mit der Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit im Garten Gethsemane beginnt für Jesus das, was für ihn und uns alle am Ostersonntag im Leben mündet. Doch vorher muss er durch den Tod hindurch. Dass Gott ihn da herausgeholt hat, zeigt mir immer wieder, dass es Hoffnung gibt. Immer.

In diesem Sinn wünsche ich für die kommende Woche: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.