Impuls für die Woche 12.07.2023

Heute geht es um einen Satz, der mir in den letzten Tagen wichtig geworden ist. Ich bin so ein Mensch, der sich oft denkt: eigentlich müsste ich…da liege ich im Garten und denke mir: hm die Taufe ist noch nicht fertig, eigentlich müsste ich…oder diese email wartet noch auf eine Antwort. Vor ein paar Wochen ist mir dazu ein Satz begegnet, den ich ebenfalls kenne und den ich neu gelesen habe: einen Scheiß muss ich. Das hab ich ein paar Wochen mit mir herum getragen. Dann kam der Kirchentag mit seinem Motto „Jetzt ist die Zeit“. In diesem Satz steckt viel Dynamik. Jetzt ist die Zeit für Veränderung, denn wir leben ja in einer Zeitenwende, so heißt es immer. Doch ist das so? In dem Satz steckt nämlich so viel mehr.
Jetzt ist die Zeit auszuruhen. Jetzt ist die Zeit zurück zu stecken. Jetzt ist die Zeit inne zu halten. Dieser Satz will gestaltet werden und darin gibt er Freiheit. Verkürzen wir ihn auf die Aufbruchsstimmung – wenn es denn eine gibt – dann nehmen wir ihm seinen Reichtum. Und darin ist er mir wertvoll geworden. Jetzt ist die Zeit stammt aus dem Markusevangelium. Da heißt es: Nachdem Johannes gefangen genommen worden war, ging Jesus nach Galiläa und verkündete die frohe Botschaft Gottes. Er sprach: „Jetzt ist die Zeit: Gottes gerechte Welt ist nahe. Kehrt um und vertraut der frohen Botschaft!“

Jetzt ist die Zeit, nicht gestern, nicht morgen. Es geht ums heute. Wofür ist jetzt gerade die Zeit? Mir taugt der Satz vor allem deshalb besser, weil in dem Satz „Einen Scheiß muss ich“ Widerstand steckt. Ich wehre mich gegen etwas. Während ich mit dem Gedanken „Jetzt ist die Zeit“ mir die Freiheit nehme, zu entscheiden, wofür gerade die Zeit ist. Zum zurücklehnen und ausruhen oder zum durchpowern? Beides hat seine Berechtigung. Wenn eines davon die Überhand gewinnt, und das ist ja oft beim Durchpowern der Fall, dann kommen wir in eine Schieflage.

Und es gibt noch eine zweite Botschaft: Jetzt ist die Zeit, Gottes gerechte Welt ist nahe. Mir macht das Mut. So oft erleben wir die Welt als ungerecht. Wird es im Rammstein-Skandal Recht gegen für die Frauen und auch für die Band bzw. Till Lindemann? Jetzt ist die Zeit…angeblich erleben wir eine Zeitenwende. Vielleicht sind wir es auch nur nicht gewohnt, dass sich die Dinge so schnell und manchmal radikal verändern wie sie es derzeit tun. Vielleicht liegt das daran, dass unser System eben jetzt beginnt, nicht mehr zu funktionieren. Und es bröckelt dann nicht mal hier und mal da, nein es läuft Gefahr an allen Ecken und ende zu explodieren. Ob das eine Zeitenwende ist? Ich habe da so meine Zweifel.

Dennoch: jetzt ist die Zeit. Wofür ist bei euch jetzt die Zeit? Was steht bei euch an, was wollt ihr angehen? Was soll sich verändern? Welche Gelegenheit wollt ihr beim Schopf packen? Wofür ist jetzt der richtige Augenblikck?
Wenn man am Strand im rechten Moment für den perfekten Sonnenuntergang da ist und keine Wolke die Sonne verhüllt. Wenn jemand beim Bewerbungsgespräch ganz plötzlich etwas sagt, was das Auswahlgremium unerwartet für ihn gewinnt. Geburten. Oder der erste Kuss einer jungen Liebe. Oder eine plötzlich super Idee in einer vertrackten Situation. Momente, wie bei Momo in Michael Endes Roman, wenn sie es geschafft hat, die alten Freunde wenigstens kurz mit Blicken, Fragen, Berührungen herauszuholen aus der Zeitnot. Momente die es zu sammeln gilt, wie das Werner Schmidbauer in seinem Song „Momentsammler“ singt.

Jetzt ist der Zeit, das ist der Moment, in dem die Zeit still zu stehen scheint und wir etwas verstehen. Oder in dem wir inne halten und Kraft tanken.
Sammelt solche Momente, fangt den Kairos, den rechten Moment ein, denn jetzt ist die Zeit. Jetzt ist deine Zeit. Nutze sie für dich.
Für die kommende Woche…

Impuls für die Woche 05.07.2023

Don´t fight back, fight forward. Schlag nicht zurück, kämpfe nach vorne, könnte man sagen. Ein Baseballtrainer sagte einmal: Ich halte Ausschau nach einem Spieler, der den Mut hat, nicht zurück zu schlagen. Ein Athlet mit der inneren Stärke, um Feindseligkeit und Aggression widerstehen zu können. Jemand, der „nicht zurückschlagen“ als Stärke betrachtet.
Das habe ich vor ein paar Wochen in einem Impuls erwähnt. Doch es ist mir zu wichtig, als dass es nur als Randnotiz taugt.

Kämpfe nach vorne…das heißt, schau nach vorne und nicht zurück. Natürlich gehört unsere Vergangenheit zu uns. Sie hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Sie hat uns der oder die werden lassen, die wir sind. Sie hat uns Erkenntnisse gewinnen lassen, die uns verändert haben. Ich möchte viele dieser Erkenntnisse nicht missen. Klar, auf einige hätte ich im Nachgang gerne verzichtet, weil ich einige ziemlich dumme Sachen gemacht habe. Doch das nützt nichts. Diese Dinge sind passiert, sie sind Teil meines Lebens und sie gehören zu mir. Sie machen mich aus und ich habe aus ihnen gelernt.

Ich leben heute in einer sehr entspannte Partnerschaft. Ich darf sein, wie ich bin, meine Partnerin darf ebenso sein wie sie ist. Früher konnte man es mir schwer recht machen, weil ich es mir selbst nicht recht machen konnte. Heute weiß ich, was ich will und brauche und was ich nicht mehr will und nicht mehr brauche. Und ich weiß, was ich in dieser Partnerschaft habe und bekomme. Und ich weiß es entsprechend zu schätzen.

Don´t fight back, fight forward. Für mich heißt das, dass es sich nicht lohnt, gegen das anzukämpfen, was einmal war. Das was war ist wie es gewesen ist und ich ändere es nicht. Ich kann jedoch daraus lernen und dafür kämpfen, dass ich die Zukunft so gestalte, wie sie mir gerecht wird. Das entspannt sehr, denn gegen Dinge anzukämpfen, die ich nicht mehr ändern kann oder mich über Dinge zu ärgern, die in der Vergangenheit leben lähmt und frustriert. Es kostet Kraft, um die Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Alles hat seine Zeit ist wohl einer der klügsten Sätze der Bibel. Dazu stelle ich heute einen Satz von Jesus: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? “ Das heißt: macht euch keine Sorgen. Was auch immer kommt, euer himmlischer Vater sorgt für euch. Mir hilft das immer wieder, wenn mal was aus der Vergangenheit meint, es braucht grade viel Aufmerksamkeit und an mir herum stichelt.

Ich lege es dann zur Seite und weise ihm seinen Platz zu: in meiner Vergangenheit. Ein Teil von mir, der mich der hat werden lassen, der ich heute bin. Das entspannt mich, das löst so manchen Knoten im Bauch.
Don´t fight back, fight forward. Sorge für die Zukunft, die Vergangenheit braucht niemanden mehr, der für sie oder sich um sie sorgt. Sie ist vorbei, auch wenn sie sich gerne noch als Gegenwart aufspielen möchte.

In diesem Sinn wünsche ich euch für die kommende Woche: Habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 28.06.2023

Um den Rammstein-Skandal treiben die Diskussionen immer wildere Blüten. Seit einigen Jahren kennt man den Begriff „alte weiße Männer“. Das ist ein Begriff für Männer, denen dadurch Rassismus oder Sexismus vorgeworfen wird. Und so ein Beispiel hatten wir vergangene Woche im Fernsehen.

Thomas Stein, früherer Musikmanager und manchen vielleicht aus den ersten Staffeln von Deutschland sucht den Superstar bekannt, zog den Vergleich, dass es ja vlt. um 100 Frauen geht, die bei Rammstein-Konzerten belästigt, missbraucht oder sonst was geworden sind, dass es 300000 Menschen jedoch gut ging. Das zeigt die ganze Perfidität, mit der manche Männer – und ich fürchte, dass es eine ganze Menge Männer sind – an die Thematik herangehen. Und wenn es nur eine Frau wäre, dann ist es eine zu viel.
Diese Denkweise von Männern in ihren 70ern geht einfach nicht. Inzwischen hat er zurückgerudert, doch offenbart diese Aussage, da mag er noch so oft auf die Live-Situation verweisen, eine bestimmte Denkstruktur. Natürlich führt auch er den Umstand der Vorverurteilung an. Es mutet inzwischen fast wie eine Ausrede an. Das ist das Problem von Beschuldigungen von öffentlichen Personen. Auch hier müssen wir uns Gedanken machen, wie auch öffentliche Personen geschützt werden können. Denn die Medienmaschinerie ist vielfältig, umfangreich und entwickelt rasch eine tsunamiartige Aufmerksamkeit. Nicht umsonst heißt es: irgendwas bleibt immer hängen. Die andere Seite: diese Unschuldsvermutung gilt in beide Richtungen. Zur Zeit läuft es so, dass man einem einzelnen Mann glaubt, mehreren Frauen jedoch nicht. Der eine hat viele Fürsprecher, die anderen werden in deine Ecke gestellt. Schon das ist als Phänomen interessant.

Umso wichtiger ist es, dass wir eine Atmosphäre schaffen, in der Täter es möglichst schwer haben und das Wort von Opfern Gewicht hat. Es beginnt jedoch dabei, dass Opfer überhaupt ein Wort haben, dass Gewicht haben kann. Dafür ist eine Atmosphäre der Mitmenschlichkeit und des gegenseitigen Respekts wichtig. Menschen müssen von klein auf lernen, dass sie nein sagen dürfen, dass ein Nein zu respektieren ist, und falls ein Nein übergangen wird, dass man laut werden muss und darf, ohne sich schämen zu müssen. Menschen müssen vom klein auf lernen, dass niemand jemand anderen bedrängen darf und ihn dann auf ein Geheimnis verpflichten darf. Das beginnt wie ich letzte Woche schon sagte gleich nach der Geburt.

In der gleichen Talkshow, in der Thomas Stein seine unsäglichen Aussagen getätigt hat, hat Rita Süßmuth, die ehemalige Präsidentin des deutschen Bundestages, den Fokus in die richtige Richtung gelenkt. Sie meinte, dass es nicht um die Geschlchterfrage gehen kann in dieser Problematik. „Wir müssen mit Wertschätzung für jeden Menschen aus dieser Situation herauskommen. Das geht nur gemeinsam.“ Und so ist es tatsächlich. Es geht um den Umgang, den wir miteinander pflegen. Die Bibel ist voll von Beispielen, wie ein guter zwischenmenschlicher Umgang funktioniert. Der muss entkoppelt werden von der Frage, ob jemand Mann oder Frau, trans oder schwul, lesbisch oder nicht-binär oder sonst was ist. Das spielt keine Rolle. Wir sind alle Menschen und haben das Recht auch als Menschen behandelt zu werden. Da verstehen sich Christen auch mit religionskritischen Philosophen. Immanuel Kant macht das zu seinem Imperativ: Handel so, dass das, was du tust zu einer allgemeinen Handlungsanweisung gemacht werden kann. Oder sprichwörtlich: was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen tu. Oder biblisch: Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Es ist ganz einfach.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 21.06.2023

Gott schuf sie als Mann und Frau. So erzählt es die Bibel. Da steht jedoch nichts von: er schuf den Mann als übergeordnetes Wesen und die Frau als untergeordnetes. Und doch haben wir keine bessere Gesellschaftsform gefunden und gebaut als genau dieses. Wir tragen Gleichberechtigung vor uns her, doch unsere Gesellschaft basiert nach wie vor darauf, dass Frauen schlechter gestellt sind als Männer. Sie bekommen Kinder und gehen dafür aus dem Berufsleben. Der Einstieg danach gelingt nur schwierig. Erst kürzlich hat mir jemand erzählt: „Eigentlich unterrichte ich an dieser Schule. Doch durch meine Schwangerschaft ist mein Platz weg, weil er nicht frei gehalten wurde. Lehrermangel scheint es doch nicht zu geben.“ Und wir nehmen das einfach so hin.

Die Autorin Sarah Diel hat recht, wenn sie sagt, dass Arbeitgeber nur deshalb 40 Stunden Zugriff auf Männer als Arbeitnehmer haben, weil die Frau zu Hause bleibt und sich um Kinder und Haushalt kümmert. Unbezahlt. Die Mutter als unbezahltes Dienstmädchen, um das mal provokativ zu sagen. Und auch dabei gilt: wenn das jemand freiwillig als Lebensmodell wählt, alles in Ordnung. Wenn Menschen ihr Leben lang auf ein Gehalt verzichten und beide halb arbeiten, dann ist das in Ordnung. Wenn es jedoch im System begründet liegt, und das tut es für viele, dann ist es ein strukturelles Problem. Dann herrscht keine Gleichberechtigung, dann herrscht oft keine Wahl.

Das ist das eine. Das andere ist viel subtiler. Denn es ist leider wahr, Recht haben und Recht bekommen, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Nun redet es sich leicht, wenn natürlich sind das auch hochkomplexe Dinge, die sich kaum von heute auf morgen ändern lassen.
Die Problematik beginnt ja schon mit der Geburt. Jeder muss die Möglichkeit haben nach seinem Wertesystem zu leben, ohne dafür schief angeschaut zu werden. Ohne dafür komische Blicke zu ernten, ohne dafür dumme Kommentare zu ernten. Es gibt auch zahlreiche Erwiderungen, die man online zu Hauf nach lesen kann. Die will und werde ich hier sicher nicht wiederholen.

Wir alle leben in Machtgefällen, immer wieder. Mal sind wir die Starken, die mächtigen, mal die Schwachen. Mal sind wir die, auf die andere angewiesen sind, mal sind wir auf andere angewiesen, dass sie sorgsam mit der ihnen anvertrauten Macht umgehen.
Es beginnt nach der Geburt. In was für eine Atmosphäre wachsen wir auf, was spüren wir an Schwingungen? In Kindergarten und Schule geht es weiter. Was für ein Bild von menschlichem Miteinander wird uns vermittelt? Respektvoller Umgang, oder dass es in Ordnung ist, wenn ich einem unterlegenen einen reinhaue? Werden mir Möglichkeiten vermittelt, wie ich mit Wut umgehen? Lerne ich respektvolles Verhalten meinem Partner/meiner Partnerin gegenüber oder lerne ich, dass Männer mehr wert sind, stärker sind, mehr können als Frauen? Ich kenne Männer, die sind der Meinung, dass Frauen technisch nichts drauf haben und erklären deshalb deren Schwiegersöhnen die nötigen Dinge statt ihrer Tochter. Was bekommen wir von klein auf mit? Die Debatte um Gleichheit und Gleichberechtigung beginnt in Elternhaus, Kindergarten und Schule. Das Stichwort lautet Inklusion. Solange wir damit nicht ernst machen, so lange werden wir das Problem nicht vom Tisch bekommen. Solange sich Menschen nicht dafür einsetzen, dass andere in Freiheit leben können, werden Gleichberechtigung und Gleichheit Schlagworte in irgendwelchen Grundsätzen bleiben. Doch sie müssen mit Leben gefüllt werden. Das Rechtssystem ist machtlos gegenüber Gewalt, die im verborgenen stattfindet, weil es dafür selten Beweise gibt. Politik und Gesellschaft aber haben Macht. Deshalb dürfen wir das auch nicht dem Rechtssystem überlassen. Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege finden. Und die haben ihre Wurzeln in starken Charakteren, die von klein auf gelernt haben zu sagen: ich will das nicht. Geh mir aus dem Weg, lass mich raus. Und denen im Missbrauchsfall Glauben geschenkt wird. Dann entsteht nach und nach eine Atmosphäre in der der Täter*innen es sich zweimal überlegen, ob sie ihre Macht missbrauchen und Opfer gar nicht erst zu Opfern werden müssen. Der Weg dahin ist weit. Je früher wir ihn anfangen zu gehen, desto früher werden wir ein Ziel erreicht haben.

Für diese Woche wünsche ich euch, Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 14.06.2023

Gott schuf sie als Mann und Frau. So erzählt es die Bibel. Da steht jedoch nichts von: er schuf den Mann als übergeordnetes Wesen und die Frau als untergeordnetes. Und doch haben wir keine bessere Gesellschaftsform gefunden und gebaut als genau dieses. Wir tragen Gleichberechtigung vor uns her, doch unsere Gesellschaft basiert nach wie vor darauf, dass Frauen schlechter gestellt sind als Männer. Sie bekommen Kinder und gehen dafür aus dem Berufsleben. Der Einstieg danach gelingt nur schwierig. Erst kürzlich hat mir jemand erzählt: „Eigentlich unterrichte an dieser Schule. Doch durch meine Schwangerschaft ist mein Platz weg, weil er nicht frei gehalten wurde. Lehrermangel scheint es doch nicht zu geben.“

Und wir nehmen das einfach so hin. Die Autorin Sarah Diel hat recht, wenn sie sagt, dass Arbeitgeber nur deshalb 40 Stunden Zugriff auf Männer als Arbeitnehmer haben, weil die Frau zu Hause bleibt und sich um Kinder und Haushalt kümmert. Unbezahlt. Die Mutter als unbezahltes Dienstmädchen, um das mal provokativ zu sagen. Und auch dabei gilt: wenn das jemand freiwillig als Lebensmodell wählt, alles in Ordnung. Wenn Menschen ihr Leben lang auf ein Gehalt verzichten und beide halb arbeiten, dann ist das in Ordnung. Wenn es jedoch im System begründet liegt, und das tut es für viele, dann ist es ein strukturelles Problem. Dann herrscht keine Gleichberechtigung, dann herrscht oft keine Wahl.

Das ist das eine. Das andere ist viel subtiler. Denn es ist leider wahr, Recht haben und Recht bekommen, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Nun redet es sich leicht, wenn natürlich sind das auch hochkomplexe Dinge, die sich kaum von heute auf morgen ändern lassen.

Die Problematik beginnt ja schon mit der Geburt. Jeder muss die Möglichkeit haben nach seinem Wertesystem zu leben, ohne dafür schief angeschaut zu werden. Ohne dafür komische Blicke zu ernten, ohne dafür dumme Kommentare zu ernten. Es gibt auch zahlreiche Erwiderungen, die man online zu Haus nach lesen kann. Die will und werde ich hier sicher nicht wiederholen.

Wir alle leben in Machtgefällen, immer wieder. Mal sind wir die Starken, die mächtigen, mal die Schwachen. Mal sind wir die, auf die andere angewiesen sind, mal sind wir auf andere angewiesen, dass sie sorgsam mit der ihnen anvertrauten Macht umgehen.
Es beginnt nach der Geburt. In was für eine Atmosphäre wachsen wir auf, was spüren wir an Schwingungen? In Kindergarten und Schule geht es weiter. Was für ein Bild von menschlichem Miteinander wird uns vermittelt? Respektvoller Umgang, oder dass es in Ordnung ist, wenn ich einem unterlegenen einen reinhaue? Werden mit Möglichkeiten vermittelt, wie ich mit Wut umgehen? Lerne ich respektvolles Verhalten meinem Partner/meiner Partnerin gegenüber oder lerne ich, dass Männer mehr wert sind, stärker sind, mehr können als Frauen? Ich kenne Männer, die sind der Meinung, dass Frauen technisch nichts drauf haben und erklären deshalb deren Schwiegersöhnen die nötigen Dinge statt ihrer Tochter. Was bekommen wir von klein auf mit. Die Debatte um Gleichheit und Gleichberechtigung beginnt in Elternhaus, Kindergarten und Schule. Das Stichwort lautet Inklusion. Solange wir damit nicht ernst machen, so lange werden wir das Problem nicht vom Tisch bekommen. Solange sich Menschen nicht dafür einsetzen, dass andere in Freiheit leben können, werden Gleichberechtigung Gleichheit Schlagworte in irgendwelchen Grundsätzen bleiben. Doch sie müssen mit Leben gefüllt werden. Das Rechtssystem ist machtlos gegenüber Gewalt, die im verborgenen stattfindet, weil es dafür selten Beweise gibt. Politik und Gesellschaft sind es nicht. Deshalb dürfen wir das auch nicht dem Rechtssystem überlassen. Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege finden. Und die haben ihre Wurzeln in starken Charakteren, die von klein auf gelernt haben zu sagen: ich will das nicht. Geh mir aus dem Weg, lass mich raus. Und denen im Missbrauchsfall Glauben geschenkt wird. Dann entsteht nach und nach eine Atmosphäre in der der Täter*innen es sich zweimal überlegen, ob sie ihre Macht missbrauchen und Opfer gar nicht erst zu Opfern werden müssen. Der Weg dahin ist weit. Je früher wir ihn anfangen zu gehen, desto früher werden wir ein Ziel erreicht haben.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.