Impuls für die Woche 25.10.2023

Ich habe jetzt endlich mal einen Film gesehen, den ich lange schon sehen wollte. Er heißt „Der Nachname“. Schon den Vorgänger „Der Vorname“ fand ich sehr lustig und gleichzeitig hatte er eine gewisse Tiefe. Dich der Nachname hat ihn für meine Begriffe nochmal getoppt. In dem Film jagt eine familiäre Katastrophe die nächste. Der erfolgreiche Jungunternehmer, der Geld ohne Ende verdient, will unbedingt ein zweites Kind. Doch seine Frau, eine aufstrebende Schauspielerin, nimmt die Pille, weil sie schon mit dem ersten Kind überfordert ist. Die Schwester des Jungunternehmers macht ihrem Mann vor, sie hätte eine Affäre, damit sich ihr Mann wieder für sie interessiert. Die Mutter der beiden hat ihren Adoptivsohn, den besten Freud der Schwester geheiratet, nachdem ihr Mann seit 5 Jahren gestorben ist. Und zu allem Überfluss ist die spanische Tochter der ehemaligen Haushälterin auf Lanzarote, wo die Familie ein Häuschen hat, die Halbschwester der beide. Jeder fällt jedem an irgendeiner Stelle in den Rücken, die jeweiligen Paare reden kaum über die wichtigen Dinge miteinander, weil jeder mit seinen eigenen Problemen befasst ist, statt sie gemeinsam zu lösen. Dazu ist eine Familie eigentlich da.

Ich habe mich spontan erinnert gefühlt, was eine Freundin meiner Tochter sagte, als sie mit uns im Urlaub war. „Wenn alles ok ist, gibt es immer wieder Streit, doch kaum gibt es eine Krise, haltet ihr alle zusammen.“ Was sie seltsam fand, weil sie es anders erlebt hat bisher in ihrem Leben, nämlich dass Krisen zu Streit führen und sonst alles bestens ist, fand ich ein Kompliment. Natürlich streite ich mich nicht gerne, schon gar nicht, wenn es nur so um Kleinigkeiten geht. Dass eine Krise jedoch zu Zusammenhalt führt, das hat mich stolz auf meine Familie gemacht. Inzwischen hat sich vieles verändert, und ich bin froh, dass ich einen Alltag habe, in dem es keinen Streit mehr um Kleinigkeiten gibt und Zusammenhalt in Krisensituationen trotzdem normal ist. Denn dafür ist eine Familie da. Und gleichzeitig hat das Gelingen einer familiären Situation viel damit zu tun, wie die einzelnen Mitglieder mit sich selbst im reinen sind. Brauche ich mein Gegenüber dazu, dass es mich definiert? Jesus hat uns ins Stammbuch geschrieben, einander zu lieben, wie uns selbst. Selbstliebe hat damit zu tun, dass ich weiß, wer ich bin, was ich brauche und was ich will. Je besser ich das weiß, umso weniger brauche ich andere Menschen, damit sie mich definieren oder mir einen Wert geben. Ich brauche kein Kind, damit ich einen Sinn im Leben habe. Ich kann zugeben, dass mich eine Situation überfordert, dass ich eine Veränderung brauche und will, ohne dass das ein Scheitern ist.

Viel zu oft bestimmen gesellschaftliche Standards unser Leben. Das macht man so…oder so verhält man sich nicht. Für mich gilt oft: das ist jetzt so und das darf auch so sein. Ich erlaube einer schwierigen Situation so sein zu dürfen. Denn das nimmt den Druck raus, sie sofort lösen zu müssen. Wenn ich ihr erlaube, sein zu dürfen, kann ich in Ruhe entscheiden, wie ich sie löse und in eine gute Situation überführe. Brauche ich etwas Neues? Oder brauche ich mein bisheriges anders als bisher? Beispielsweise meine Arbeitssituation? Meine gesundheitliche Situation? Meine private Situation, auch wenn es vlt. weh tun wird?

Die Mutter hat ihren Kindern und Schwiegerkindern und ihrem Partner die Augen geöffnet. Familie muss nicht perfekt sein. Es reicht, ehrlich miteinander zu sein. Damit kommt man schon einen ganzen Schritt weiter, denn man ist in seinem Problem begleitet. Man kann es teilen. Und das ist viel wert.

Deshalb: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Also liebe dich selbst. Fang an, dir selbst etwas wert zu sein.
Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 18.10.2023

Gestern beim Geburtstagsbesuch kam das Gespräch darauf: es ist wieder Krieg. Nein, nicht in der Ukraine. In der Ukraine ist immer noch Krieg. In Israel ist wieder mal Krieg. Warum? Ich bin müde geworden, darüber nach zu denken. Menschen scheinen so zu sein. Vielleicht war da auch nie Frieden, es herrschte nur Ruhe. Eine stabile Ruhe. Seit 2021. Davor waren es immerhin 7 Jahre, seit 2014 schwere Raketenangriffe geflogen wurden. Jetzt ist es vorbei mit der Ruhe. Der Ticker zu Israel hat den Ukraine-Ticker abgelöst.
Wie schön wäre es doch, wenn wir endlich in Frieden leben könnten. Auch gestern beim Geburtstagsbesuch: da fiel der Satz, dass die Menschheit seit dem Mittelalter nicht so arg viel dazu gelernt hat. Ich musste dem zustimmen.

Wie schön wäre es doch, wenn wir endlich in Frieden leben könnten. In einem Frieden, der so viel mehr ist, als die Abwesenheit von Krieg. Die Bibel nennt diesen Frieden Shalom. Shalom bedeutet Wohlergehen, Frieden, Heil. Das ist also ein Zustand. Ein äußerlicher, doch gleichzeitig auch ein innerer. Shalom hat viel mit Gerechtigkeit zu tun. Er beruht bzw. ist das Ergebnis von Vertrauen auf Gott. Und da finde ich, wird es interessant.
Denn wie oft leben wir in unfriedlichen Beziehungen? Auf der Arbeit, zu Hause oder in uns selbst? Wo brauchen wir überall Shalom? Wo braucht ihr Shalom? Ich habe einen Artikel gelesen, in dem es hieß, dass späte Trennungen, also nach 20 oder mehr Jahren Ehe zunehmen. Als selbst Betroffener hat das mein Interesse geweckt. Man bekommt Kinder und scheint sich dann oft als Paar zu verlieren. Und ich habe so zurück gedacht und gemerkt, diese Ehrlichkeit, irgendwann zu sagen: „Das funktioniert für mich nicht mehr“ hat mir neben vielen Tränen und dem Bedauern einer ehe, die an ihr Ende gekommen war, auch Frieden gebracht. Frieden in und mit mir selbst. Es hat die Chance auf ein neues Glück gebracht, das mir entspricht, in dem ich mich wiederfinden kann, in dem ich ich sein kann. Seitdem bin ich auch feinfühliger für den Shalom, wenn er an anderen Stellen fehlt. Ob man dann auf sein Gefühl hört, ist nochmal etwas zweites.

Wenn also jemand diesen Shalom ablehnt, dann fehlt im Gerechtigkeit. Natürlich gibt es auch einfach nur raffgierige und böse Menschen. Und es mutet schon seltsam an, wenn Putin im Nahen Osten plötzlich den Friedensstifter geben will. Über die Gründe dafür wird ja vielfältig spekuliert. Shalom und Gerechtigkeit pflegen enge Beziehungen. „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird Ruhe und Sicherheit sein auf ewig,“ so schreibt es der Prophet Jesaja. Gerechtigkeit im Sinn Gottes heißt, jeder bekommt das, was er braucht. Menschliche Gerechtigkeit tickt da anders. Für uns ist oft gerecht, wenn alle das Gleiche bekommen. Dabei nutzt mir das gleiche vielleicht gar nichts. Gott weiß das, jeder bekommt das, was er braucht. Und das Ergebnis wird Frieden sein. Denn jedem geht es gut. Jeder hat, was er braucht.
Menschliche Denke funktioniert leider anders. Und deshalb ist das mit dem Shalom auch so schwierig. Auch in uns. Wir suchen die Schuld oft bei anderen. Die sollen dann auch anfangen. Noch dramatischer wird es, wenn Menschen glauben, wenn ich mich entsprechend verändere, dann funktioniert es auch wieder mit der Beziehung. Denn dabei verlieren sie sich selbst.

Frieden hat für mich also zwei wichtige Komponenten: Ehrlichkeit zu sich selbst und wissen, was ich brauche. Dann kann Frieden werden. Und wenn in mir Frieden herrscht, dann bi ich auch in der Lage, anderen zum Frieden zu verhelfen.
Wo also braucht du grade Frieden? Für die Überlegung in der kommenden Woche wünsche ich dir: hab Zuversicht und bleib gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 11.10.2023

Ein bisschen mehr „wir werden sehen“, statt fleißig Pläne schmieden, kann zwischendurch auch mal sehr entspannend sein.
Dieser Spruch flatterte mir gestern in den Status. Und er kam grade zur rechten Zeit. Ich hab ihn mir genommen und gedacht: stimmt, einfach etwas mehr Gelassenheit, es wird schon gut werden. Und ich glaube das kennt jeder: manchmal fällt uns das leichter, manchmal fällt es uns schwerer. Vor allem einem Menschen wie mir fällt es oft eher schwerer. Ich habe die Dinge gern unter Kontrolle. Ich weiß gerne, was passiert. Eine Konfirmandin sagte mir vor vielen Jahren mal ganz frech ins Gesicht: sind wir ein bisschen ein Kontrollfreak? Recht hatte sie, sie musste trotzdem machen, was ich ihr in dem Moment gesagt habe.

Es ist ja auch gar nicht verkehrt, die Dinge gern unter Kontrolle zu haben. Nichts verunsichert Menschen mehr, nichts verletzt tiefer, als sich ausgeliefert zu fühlen. Früher haben wir Vertrauensspiele gemacht. Da hat man sich beispielsweise in die Mitte gestellt, die anderen im Kreis um einen herum. In der Mitte hat man die Augen geschlossen oder sie gar verbunden bekommen und sich dann fallen gelassen. Im Vertrauen darauf, dass die anderen einen auffangen. Macht sich einer einen Spaß darauf und lässt einen fallen, dann schadet das massiv dem Vertrauen. Ich habe solche Spiele gehasst, weil sie den absoluten Kontrollverlust bedeuten. Ich weiß auch nicht, ob es unbedingt eine gute Eigenschaft ist, sich jemandem so ausliefern zu können. Ich finde, es braucht eine gesunde Mitte zwischen Vertrauen und eigener Kontrolle. Ein bisschen mehr „wir werden sehen“, also ein bisschen mehr Gelassenheit, tut ganz sicher gut. Es entkrampft und wenn wir ehrlich sind, handelt es sich sowieso oft um Dinge, die wir kurzfristig sowieso nicht beeinflussen können, weil ihre Erledigung in einer etwas ferneren Zukunft liegt.

Doch wie bleibt man gelassen? Denn Kalendersprüche sind zwar eine schöne Erinnerung, die Umsetzung nehmen sie einem weder ab noch helfen sie einem dabei. Doch tun sie schon, durch Erinnerung. Ich habe das gestern auch gemerkt. Ich hatte ein paar Themen auf meinem Schreibtisch, die geeignet waren, den Blutdruck anzuheben. Für jemanden mit einem sowieso schon hohen Blutdruck ist das eine schlechte Nachricht.
Durch diesen Spruch habe ich mich erinnert: reg dich nicht auf. Es bringt nichts. Schau, dass du eine Lösung findest. Die wird dir nicht sofort gelingen, die wird Zeit in Anspruch nehmen, doch es wird eine gute Lösung geben.
Es gibt zur Zeit so viele Dinge, die Aufregerpotential heben. So viele Dinge, die ich nicht mehr verstehe und über die ich mich aufregen könnte. Gleichzeitig weiß ich: das lohnt sich nicht. Denn zum einen ändern sich die Dinge dadurch ja nicht, und darüber könnte ich mich dann gleich nochmal aufregen, und zum anderen schadet die ganze Aufregerei nur mir selber. Sie bringt mir kein Stück Kontrolle zurück. Kontrolle bekomme ich nur zurück, indem ich meine Gefühle in den Griff bekomme und überlege, was der nächste Schritt zu einer Lösung sein könnte. Also habe ich mich mit jemandem darüber ausgetauscht.

Ein bisschen mehr „wir werden sehen“ tut wirklich gut. Es hilft den Blick wieder zu weiten. Und so hat eben alles seine Zeit. Denn sich mal richtig aufregen, das tut auch mal gut. Es pustet die Seele mal durch, wie beim Auto den Katalysator.
So wünsche ich euch, dass ihr diese Woche das richtige Maß findet zwischen „ein bisschen mehr „wir werden sehen““ und dem fleißigen Pläne schmieden.
Habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 04.10.2023

Gestern saßen wir zusammen und haben uns unterhalten. Wie man das am Feiertag halt so macht. Da kam das Gespräch auf Alkoholismus. Und sofort standen sich zwei Meinungen gegenüber. Die einen meinten, Alkoholismus sei eine Entscheidung. Wenn man nur konsequent sei und willensstark und wolle, dann könnte man davon auch wieder weg kommen. Mich hat das erinnert an die Ansicht: wer wirklich eine Arbeit will, der findet auch eine. Das mag sogar stimmen, doch spielen Ausbildung und die Frage, was man sich alles antun muss, auch eine Rolle. Ganz so einfach ist es nicht. Doch seis drum. Die anderen meinten, Alkoholismus ist eine fiese Krankheit. In dem Moment, wo du zu ungewöhnlichen Zeiten trinkst und merkst, wie dir das gut tut in deiner miesen Lebenssituation, hast du schon ein handfestes Problem. Das ist der Moment, in dem du dir spätestens Hilfe suchen solltest.

Zwei Ansichten, die sich unvereinbar gegenüber stehen. Ich gehöre zu denen, die Alkoholismus für eine fiese Krankheit halten und das ist soweit ja auch wissenschaftlich genügend hinterlegt. Das Erbgut spielt ebenfalls eine Rolle.
Im Lauf der Diskussion kam mir ein Gedanke, der mich in solchen Diskussionen häufiger ereilt: wo ist eigentlich die Barmherzigkeit miteinander hin? Warum sind wir gegenseitig so ungnädig? Warum bringen wir unseren Mitmenschen oft soviel Härte entgegen? Liegt es an unserer eigenen Erziehung?
Derzeit wird auf den sozialen Medien heiß diskutiert, wie das mit den Tabellen und Ergebnissen bei den kleinsten Sportler*innen ist. Braucht man die oder ist es nicht viel wichtiger, dass man den Spaß am Sport vermittelt? Ich habe selbst einige Zeit die Mannschaft meines Sohnes in dem Alter gepfiffen. Wenn ich mir so anschaue, was am Spielfeldrand los ist und wie sich das auf die kleinen auswirkt, dann sage ich: stellt den Spaß am Spiel in den Vordergrund, um Leistung geht es früh genug. In der erstne Klasse und im Zwischenzeugnis der zweiten Klasse gibt es in Bayern ja auch keine Noten. Und trotzdem gehen die meisten Schüler*innen mit einem Schulabschluss aus der Schule. Wir kommen auch nicht mit dem Leistungsgedanken und einem Benotungssystem in unserer DNA auf die Welt. Das ist alles angelernt.

Wie wichtig die Barmherzigkeit ist, zeigt Jesus an verschiedenen Stellen. Sein bekanntestes Beispiel ist der barmherzige Samariter. Da fällt einer unter die Räuber und landet im Graben, von oben bis unten zerschunden. Und da ziehen sie reihenweise an ihm vorbei, die die sich für die ganz frommen und tollen halten. So einen fasst man doch nicht an, da wird man unrein. Erst als der Samariter, heute wäre das vlt ein Syrer oder ein Afghane, so einer halt, den wir am liebsten schnellstmöglich abschieben wollen würden, vorbei kommt, wird ihm geholfen. Er bringt ihn zu Freunde und bezahlt seine Pflege.

Jesus hält den Menschen immer wieder den Spiegel vor. Jedem und jeder von uns. Ob uns das gefällt oder nicht. und wie die Menschen damals sind wir ganz gut darin, jeden im Spiegel zu erkennen außer uns selbst.
Doch wenn wir ehrlich sind, dann denke ich, dass die meisten genau wüssten, wo es ihnen an Barmherzigkeit mangelt. Und sehr oft liegt das daran, dass wir mit uns selbst auch nicht barmherzig sind. Gönnen können beginnt bei uns selbst. Es ist einfach so: was wir uns nicht tun, das werden wir auch nie anderen tun. Bei uns selbst geht es los.
Gnädig werden wir dann oft erst, wenn wir selbst Gnade erfahren haben. Oder wenn wir etwas erlebt haben, was uns demütig werden lässt.
Vielleicht muss es gar nicht so weit kommen. Es genügt, mal einfach ehrlich zu sich selbst zu sein. Und ich bin barmherzig genug, um zu wissen: das ist alles andere als einfach. Doch es lohnt sich.
Für diese Woche wünsche ich euch habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 27.09.2023

Nachhaltig ist zu einem Schlagwort geworden im wahrsten Sinn des Wortes, denn damit kann man inzwischen gut um sich schlagen. Wie bei allem macht es oft die Dosis. Bekommen wir von etwas zu viel, dann werden wir der Sache schnell überdrüssig. „Ich kann es nicht mehr hören“ ist so ein Ausspruch, der dann den Grad des Genervt seins anzeigt. Nachhaltig bedeutet, dass sich etwas auf längere Zeit stark auswirkt. Wir sprechen heute bei vielen Themen von Nachhaltigkeit. Und das ist auch gut so. Wir müssen nur aufpassen, dass wir den Wert des Wortes und vor allem seine Bedeutung dadurch nicht verlieren bzw. ihm die Kraft nehmen.

Nachhaltiges Handeln ist schwer, weil es auf Dauer angelegt ist. Wir wissen heute aber nicht, was in 10 Jahren wirklich gut gewesen wäre. Insofern unterliegt die Nachhaltigkeit auch immer der Vorläufigkeit.
Wenn es um menschliche Verhaltensweisen geht, ist das mit dem auf Dauer angelegten schwierig, denn für uns zählt oft nur der kurzfristige Erfolg oder unser kurzfristiges Wohlbefinden. Der kurzfristige Erfolg im Sport oder die kurzfristige Gewinnmaximierung in der Wirtschaft, um sie dann im Jahr drauf natürlich wieder zu übertreffen, sind Beispiele, die das deutlich machen. Mir fällt das im American Football, in der National Football League in Amerika auf. Da haben vor zwei Jahren die Los Angeles Rams alles in das Team gesteckt, was verfügbar war. Mit dem Ergebnis, dass sie den Superbowl gewonnen haben. Doch auf Nachhaltigkeit war das nicht angelegt, denn seither tut sich das Team schwer. Wie es anders geht haben lange die Tampa Bay Buccaneers oder auch die Kansas City Chiefs gezeigt. Während die Buccaneers von ihrem Quaterback Tom Brady gelebt haben uns sich seit seinem Ruhestand schwer tun, sind die Chiefs das dominante Team in der NFL. Natürlich gibt es daneben noch das ein oder andere Team, doch wenn die Chiefs kommen, herrscht allgemeine Bewunderung. Sie sind konstant oben mit dabei und schwer zu schlagen.

Um etwas nachhaltig zu verändern, um menschliche Verhaltensweisen nachhaltig zu beeinflussen braucht es vor allem eines: Geduld und einen langen Atem. Mit beidem scheint unsere menschliche Gesellschaft nicht so wirklich gesegnet zu sein. Wir halten immer schlechter aus, wenn etwas nicht so gut läuft. Das ist gerade in diesen Zeiten schwierig, weil einfach vieles grade weniger gut läuft. Zeitenwende wird das genannt. Ich glaube, es wird einen sehr langen Atem brauchen, bis es wieder in unserem Sinn besser läuft, bis die Dinge wieder funktionieren. Ob sie uns dann gefallen, das ist nochmal etwas zweites. Und mit einem langen Atem tun wir uns umso schwerer, je schwieriger die Umstände sind. Das heißt, läuft es schlecht, wollen wir, dass es möglichst schnell anders wird. Doch das ist alles andere als einfach. In der Ukraine ist immer noch Krieg. Schon über ein Jahr. Es ist schlicht nicht gelungen, den Krieg schnell zu beenden, und so hat er sich festgesetzt. Und mit jedem weitern Tag wird es schwieriger.
In 2 Wochen sind Wahlen in Bayern. Damit werden Weichen für fünf Jahre gestellt. Dementsprechend ist das ein schlechter Ort, denen da oben mal zu zeigen, dass es so nicht weiter geht. Denn was auch immer wir wählen, wir müssen damit in den nächsten Jahre leben. Und das ist auch gleichzeitig das Problem: in 5 Jahren lässt sich manches bewirken, und gleichzeitig sind 5 Jahre ein sehr kurzer Zeitraum. Deshalb gilt das Jesuwort: seid klug wie die Schlangen. Also wählt weise und nicht aus Protest. Damit es uns nachhaltig gut geht und die demokratischen Kräfte weiterhin das Ruder in der Hand halten.

Für diese Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 20.09.2023

Wenn ich in den letzten Jahren eines gelernt habe, dann dass wir heutzutage mit den Superlativen sehr schnell bei der Hand sind. Da gab es eine Flüchtlingskrise, dann eine Klimakrise, dann eine Energiekrise. Jetzt flatterte mir ins email-Postfach eine Gottesdiensthilfe mit dem Thema „Erntedank unter Einbeziehung der Klimakrise“. Krisen wo hin man blickt. Und ich frage mich: sind das wirklich alles Krisen? Ich hab dann mal nachgeschaut: Eine Krise (lateinisch Crisis) ist im Allgemeinen ein Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Konfliktentwicklung in einem natürlichen oder sozialen System, dem eine massive und problematische Funktionsstörung über einen gewissen Zeitraum vorausging und der eher kürzer als länger andauert.
Eine Krise ist also sogar etwas gutes. Denn wenn wir sie spüren, ist sie fast vorbei. Das mit dem Klima wird uns wohl noch länger beschäftigen. Der WWF schreibt:
Die Klimakrise ist kein neues Phänomen. Er beschreibt die langfristigen Veränderungen von Faktoren wie der Temperatur, des Niederschlages und der Meeresströmungen. Diese Veränderungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch zahlreiche Studien und Beobachtungen weltweit nachgewiesen.

Ich glaube deshalb nicht, dass das eine Krise ist, die wir mal eben im Vorbeigehen lösen. Das ist eher ein Zustand. Der Klimawandel ist etwas, das gibt es schon sehr lange. Wir befinden uns nun allerdings an einem Punkt, an dem wir dafür sorgen müssen, dass sich dauerhaft etwas ändert. Das ist keine Krise. Damit hängt dann die Energiekrise zusammen. Auch die Flüchtlingskrise war oder ist weniger eine Krise sondern eine Herausforderung, nachzudenken, wie das in Zukunft sein soll. Denn wann ist die denn vorbei? Dann, wenn wir einfach nicht mehr hinschauen? Nach wie vor wandern Menschen zu.
Wir haben so eine Mentalität entwickelt, dass wir beim Aufploppen einer Krise intensiv hinschauen für eine kurze Zeit und es dann einfach wieder fallen lassen. In der Ukraine herrscht übrigens immer noch Krieg. Doch Friedensgebete gibt es kaum mehr. Mittlerweile ist das Alltag, mei das ist eben so.

Auch das hat etwas von einer Wegwerfmentalität. Mal kurz betroffen gewesen, gespendet, was das Zeug hält und dann ist es auch wieder gut. Mit der Zeit gewöhnt man sich an das Benzinpreisniveau, an die gestiegenen Preise im Supermarkt…natürlich hat das sein Gutes, denn sonst würden wir an der Realität verrückt werden. Und doch finde ich das ärgerlich, weil so eine wirkliche Veränderung nicht eintreten wird. Es geht einfach immer so weiter. Gestern sagte mir jemand zu einer Baumaßnahme: das Dach und die Heizung nehmen sich ihr Geld und dann müssen wir schauen, was noch übrig ist. Und so wird sich unser System irgendwann seinen Raum nehmen und kollabieren, wenn wir keine Scheunen mehr mit Geld öffnen können, wie wir das bei Corona tun konnten. Dann werden wir akzeptieren müssen, dass wir eben nicht alles so unter Kontrolle haben, wie wir uns das wünschen. Und wenn mir auch nichts Angst macht, vor dem Tag habe ich große Sorge. Denn wir zeigen immer wieder, wie wenig wir mit Ausnahmesituationen zurecht kommen. Wie gut wir die Augen verschließen können und doch ahnen, was gut und richtig wäre. Vielleicht stecken wir in einer Menschheitskrise oder in einer Realitätskrise. Ich hoffe, dass der Höhe- oder Wendepunkt nicht mehr weit ist. Jetzt sind dann Wahlen in Bayern. Ändern wird sich wenig. Man wird nach der Wahl eine Zeit lang die Werte der AfD beweinen bzw. feiern, man wird eine Koalition finden, die sich kaum von der jetzigen unterscheidet und dann geht es weiter wie bisher. Ich wünsche mir Jesu Weisheit. Der hat gesagt: seid schlau wie die Schlangen und ehrlich wie die Tauben. Schlauheit oder Weisheit werden wir für die Probleme brauchen, in denen wir stecken. Ehrlichkeit stünde uns dabei sehr gut zu Gesicht.

Für diese Woche wünsche ich euch, habts Zuversicht und bleibts gsund. Nur diese Woche. Für die kommende sorgen wir später.

Impuls für die Woche 13.09.2023

„Das muss man doch wissen.“ Dieser Satz fiel in gleich zwei Gesprächen in der letzten Zeit. „Das muss man doch wissen“. Es ging einmal um Martin Luther und einmal um deutsche Literatur. Da wusste eine Schülerin nicht, wer Martin Luther ist. Und ja, als Pfarrer bin ich geneigt zuzustimmen: sollte man wissen, könnte man wissen, zumal, wenn man ein Jahr vor dem Schulabschluss steht.
Doch wie schaut es aus bei deutscher Literatur? Mein Sohn hat seinem Bruder über whatsapp Bilder der vielen Lektüren geschickt, die er in der Oberstufe gelesen hat oder zumindest wahrgenommen hat und lesen hätte sollen. Da waren Lektüren dabei, die selbst ich nicht kannte. Dafür haben andere gefehlt. Und von moderner Jugendliteratur ganz zu schweigen.

Dabei habe ich gemerkt: wir neigen dazu, bestimmten Dingen sofort zuzustimmen. Was wir für wichtig halten, das muss für andere auch wichtig sein. Was für mich gut ist, das muss für andere auch gut sein. Auch auf instagram fällt mir das immer wieder auf. Da wird munter alles kommentiert, was influencer so posten, was ja auch der Sinn des Ganzen ist. Doch oft werden dabei auch Grenzen überschritten. Denn kaum jemand geht noch davon aus, dass andere sich Gedanken gemacht haben, warum sie etwas so und nicht anders machen. Kaum jemand geht davon aus, dass es gute Gründe dafür gibt. Wir neigen dazu, dass andere doch so handeln müssen, wir wir das auch tun. Dass andere das gut finden müssen, was wir auch tun.
Macht ein anderes Denken und Handeln unsicher? Stellt es uns vielleicht in Frage, wenn wir merken, dass andere die Dinge anders sehen und machen als wir? Zweifeln wir dann an dem, was wir für uns für gut erlebt haben?
Auch in der Diskussion um die Amtsführung des bisherigen Bundestrainers wissen alle ganz genau, wie es richtig geht und dass es so, wie er es gemacht hat natürlich auf keinen Fall geht. Da gibt es allerdings noch ein Korrektiv: die Ergebnisse. Stimmen die hat er alles richtig gemacht, stimmen die nicht, war natürlich auch alles andere falsch.

Da machen wir uns die Welt sehr einfach. Ich kann das schon verstehen, so komplex und kompliziert wie die Welt geworden ist oder wie wir sie inzwischen erleben. Dabei ist der christliche Glaube immer schon einer gewesen, der keine einfachen Antworten parat gehabt hat. Der Glaube an Gott ist eine Herausforderung. Er lässt uns oft ratlos zurück, manchmal stellen sich mehr Fragen, als er beantwortet. Und immer schon haben sich Menschen von diesem Glauben abgewandt, weil er ihnen zu kompliziert war. Da sind oft Gemeinschaften attraktiver, die einfache, schnelle Antworten bieten. Wir erleben das politisch auch: Wer viel von den Menschen verlangt, von dem wenden sich die Menschen ab. Wer hingegen einfach ein paar einfache Parolen in die Welt posaunt, egal, wie realistisch die sind, dem wenden sich die Menschen zu. Doch einfach Antworten haben oft genug nur für einen kurzen Sprint gereicht. Für einen Marathon – und genau das ist das Leben nun mal – tragen sie nicht.
Gott mutet uns den Marathon zu und er verspricht, dass er uns dabei unterstützt. Durchhalten müssen wir aber selbst. So manche Durststrecke müssen wir hinter uns lassen. Das wussten die Menschen zur Zeit der Bibel schon. Denn die Bibel ist voll von solchen Marathongeschichten. Geschichten vom Leben.

Muss man also wissen, wer Martin Luther war? Muss man Goethes Faust kennen? Ich kenne beides, gerade Faust war keine schöne Erfahrung. Doch er hat mich eines gelehrt: das Leben ist umfassend und komplex. Die Bewältigung des Lebens hängt daran, wie ich damit umgehen, jeden Tag aufs Neue. Luthers Freiheitserfahrung und seine Errungenschaft der Erkenntnis von der Gnade Gottes – die sollten noch viel mehr kennen. Denn das hat einen echten Mehrwert für das Leben. Doch Vorsicht: einfacher wird das Leben damit nicht? Aber gewinnbringender.

Für die kommende Woche wünsche ich euch: habts Zuversicht und bleibts gsund, nur diese Woche, für die kommende sorgen wir später.